• 12.06.2003 16:33

  • von Marco Helgert

Die Elektronik der Formel-1-Autos

Ferraris Elektronik-Chef Roberto Dalla erklärt, warum er die elektronischen Fahrhilfen gerne in den Autos belassen würde

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn sich das Aussehen der Formel-1-Boliden in den letzten 20 Jahren stark gewandelt hat, so spielten sich die größten Veränderungen doch unterhalb der Abdeckungen ab. In der Anfangszeit der "elektronischen Revolution" wurde nur der Motor mittels neuester Technik überwacht und gesteuert, heute gibt es kaum ein Gebiet, in dem keine Elektronik zum Einsatz kommt.

Titel-Bild zur News: Ferraris Elektronik-Chef Roberto Dalla

Für Roberto Dalla die Elektronik einfach ein Teil des Autos

Die steigende Komplexität der Fahrzeuge stellt auch völlig neue Anforderungen an die Ingenieure der Teams. Neben dem Wissen über die Fahrphysik sind auch tief greifende Kenntnisse über die elektronischen Komponenten erforderlich. Bei Ferrari ist der 45-jährige Roberto Dalla der Kopf hinter den elektronischen Entwicklungen.

Der Italiener war vor seiner Ferrari-Zeit als Softwareingenieur für elektronisch gesteuerte Maschinen in der Wirtschaft tätig. Bei Ferrari haben sich seine Kernaufgaben nur wenig verändert. Seit 1994 ist er der Chef der elektronischen Abteilung bei den Italienern.

Die Elektronik ist auch nur ein Teil des Autos

Seit im Frühjahr 2001 die elektronischen Fahrhilfen in der Formel 1 wieder erlaubt wurden, herrschte in Dallas Abteilung Hochkonjunktur. Dass die Fahrhilfen es jedoch einem minder begabten Fahrer erlauben würden, schneller zu fahren als talentiertere Kollegen, glaubt der Italiener indes nicht.

"Ich kann verstehen warum die Leute sagen, dass die Elektronik dem Fahrer hilft", erklärt Dalla. "Das ist ja auch wahr, aber das ganze Auto ist so konstruiert, dass es dem Fahrer hilft. Die Elektronik sollte als ganz normales Teil des Autos angesehen werden, wie die Flügel, die Aerodynamik oder die Aufhängungen."

"Man benötigt außerdem einen guten Fahrer, um das Beste aus der Elektronik herauszuholen", fuhr er fort. "Wenn man sich das Lenkrad ansieht, dann hat man eine Ahnung davon, was der Fahrer alles tun kann. Es ist voller Möglichkeit, um den Fahrer im Rennen zu helfen, aber nur, wenn er das volle Potenzial dieser Technologie ausnutzen kann. Es ist wichtig, zu zeigen, dass die Formel 1 die höchste verfügbare Technologie darstellt ? auch bei der Elektronik."

Einer Abschaffung der Traktionskontrolle oder der Startautomatik steht er daher auch sehr skeptisch gegenüber. "Es begrenzt diese Technologie. Warum sollte man diese aber begrenzen, wenn der Fahrer dafür zuständig ist, das Beste aus ihr herauszuholen", fragt sich Dalla.

Magneti Marelli ist eine große Hilfe

"Ich kann verstehen, dass einige schwer akzeptieren können, dass bei der Startautomatik nur noch ein Knopf gedrückt wird", so der 45-Jährige. "Aber wir werden nichts abschaffen, was nicht überprüfbar ist. Wir können die Software für die Traktionskontrolle und die Startautomatik herausnehmen, wichtig ist nur, dass dann jeder das Gleiche hat. So können wir die Fahrhilfen reduzieren, Entwicklungen werden jedoch weiterhin stattfinden."

In der Entwicklung der elektronischen Komponenten arbeitet Ferrari eng mit Magneti Marelli zusammen. "Sie sind unser größter Zulieferer", so Dalla. "Der Vorteil bei der Arbeit mit Magneti Marelli ist, dass wir einen unmittelbaren Zugriff auf die neuesten Technologien haben. Die zweite Generation der Elektronik ist unter großer Mithilfe von Magneti Marelli entstanden."

"In der Vergangenheit hat Magneti Marelli die gesamte Elektronik für die Autos entwickelt. Wir haben ein System bekommen und ins Auto eingebaut", erklärte der Italiener. "Heute werden die elektronischen Komponenten in das mechanische Design des Autos eingebettet. Magneti Marelli hilft uns sehr bei der grundlegenden Technologie, aber deren Integration in das Auto obliegt nun Ferrari selbst."