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Di Resta: "Es ist egal, wie du einen Punkt holst"
Paul di Resta im Interview: Wie Patrick Head für ihn zum Glücksengel wurde, wie sich das Mittelfeld für ihn anfühlt und woher er die Hitze gewöhnt ist
(Motorsport-Total.com) - Mit einem WM-Punkt im Gepäck kommt Force-India-Rookie Paul di Resta zu seinem zweiten Rennen nach Malaysia. Der DTM-Champion ist schon zu Beginn seiner Formel-1-Karriere mit einer schwierigen Situation konfrontiert: Nach zwei starken Jahren unter Technikchef James Key konnte Force India mit dem neuen VJM04 die hohen Ansprüche nicht erfüllen.

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Nach dem starken Debüt lastet weniger Druck auf di Restas Schultern
Di Resta ist somit einer Geduldsprobe ausgesetzt - die Mannschaft aus Silverstone wartet nun auf die neuen Teile, die beim Europa-Start fertig werden sollten. Wann der Schotte von der Disqualifikation der beiden Sauber-Piloten und somit von seinem WM-Punkt erfahren hat, warum ihm die erwartete Hitze in Sepang nicht fremd ist und wie es sich anfühlt, im Mittelfeld statt an der Spitze zu fahren, verrät er im Interview.
Wie di Resta von seinem Punkt erfuhr
Frage: "Paul, bist du mit dem Punkt zufrieden?"
Paul di Resta: "Ja, das muss man sein, wenn man bedenkt, wo wir stehen. Wir wussten, dass es hart wird. Die Zuverlässigkeit war der Schlüssel. Wir hatten eine gute Herangehensweise, haben die Balance des Autos verbessert und verstehen es jetzt besser. Hoffentlich können wir uns auch diesmal verbessern. Aber wir rechnen mit einem weiteren harten Wochenende."
Frage: "Wann hast du erfahren, dass du einen Punkt geholt hast und die Sauber-Piloten disqualifiziert wurden?"
Di Resta: "Ich habe mich mit Patrick Head bei der Sicherheitskontrolle angestellt. Er drehte sich um und sagte: 'Nicht schlecht, gleich beim ersten Rennen einen Punkt zu holen.' Ich sagte: 'Ich bin aber Zwölfter geworden'. Ich dachte mir im ersten Moment, dass er etwas wegen der Punkte weiß... Dann kontaktierte ich meinen Manager Anthony Hamilton und er klärte mich auf."
Frage: "Der Punkt kam etwas zufällig. Ist es nun dein Ziel, dir einen Punkt wirklich zu erkämpfen?"
Di Resta: "Letztlich ist es egal, wie man einen Punkt holt. Es ist egal, ob du ein Rennen mit zehn Sekunden oder einer Zehntelsekunde Vorsprung gewinnst - du bist auf jeden Fall der Sieger. Und daran wird man sich erinnern. Wir hatten es uns zum Ziel gesetzt, ein sauberes Rennen zu fahren und ins Ziel zu kommen. Außerdem waren wir nicht weit davon entfernt, auch auf der Straße einen Punkt zu holen."
Frage: "Und man weiß nicht, ob Sauber einen Vorteil hatte."
Di Resta: "Das ist das Nächste. Man weiß nicht, wie ihre Performance gewesen wäre, ob es einen technischen Vorteil gab. Offensichtlich war der Flügel nicht legal und sie haben sich dazu entschlossen, die Entscheidung nicht anzufechten."
Frage: "Nicht vielen Fahrern ist es gelungen, im ersten Rennen einen Punkt zu holen. Lewis hat es geschafft, Jenson auch - es waren 59. Das ist schon eine tolle Leistung."
Di Resta: "Mit Sicherheit. Vor allem, wenn man bedenkt, wie wir uns selbst vor dem Rennen eingeschätzt hatten. Für das gesamte Team war es ein erfreulicher Schock."
Im Pulverdampf des Mittelfelds
Frage: "Nach deinem ersten Rennen: Wie groß ist der Unterschied zwischen DTM und Formel 1?"
Di Resta: "Die Struktur ist ziemlich ähnlich, aber es sind zwei völlig unterschiedliche Rennserien. Wir fahren hier mit Monoposto-Autos, da gibt es etwas weniger Berührungen. Das Risiko ist einfach größer, wenn man jemanden angreift. Diese Kerle haben alle viel Erfahrung, nur ich war ziemlich unerfahren. In der DTM war ich glücklicherweise immer an der Spitze und konnte um Rennsiege kämpfen. Force India ist hingegen ein Mittelfeld-Team. Unser Ziel ist es, Fünfter in der Konstrukteurs-WM zu sein."
"Es ist schon anders, wenn du im Mittelfeld auf die erste Kurve zufährst und nicht an der Spitze bist. Man kann die Dinge an der Spitze besser kontrollieren. Das war glaube ich das erste Mal, dass ich in einem Rennen ohne Zwischenfall eine Runde verloren habe. Das ist kein gutes Gefühl, aber die Leute an der Spitze fahren einfach ein anderes Rennen.
Frage: "Musst du erst lernen, in den Rückspiegel zu schauen?"
Di Resta: "Exakt. Fünf oder sechs Mal im Rennen habe ich Zeit verloren, weil ich ein schnelleres Auto vorbeigelassen habe. Das beeinflusst auch mein Rennen. Glücklicherweise war ich nicht in einem Zweikampf und die Lücke war groß genug. In den letzten 15 Runden haben wir dann etwas Sprit gespart, da war es auch für mich einfacher."
Frage: "Ist es schwieriger, den Rhythmus zu halten, wenn du überrundet wirst?"
Di Resta: "Es sieht so einfach aus, wenn sie an dir vorbeifahren und in der Ferne verschwinden, während du hart arbeitest und nicht weiterkommst. Aber so ist es in der Formel 1 und hoffentlich können wir die Lücke schließen."
DTM als Sepang-Vorbereitung
Frage: "Dein Cousin Dario Franchitti ist auch in der DTM und in der ITC gefahren. Hat er es dir empfohlen, in die Formel 1 zu wechseln?"
Di Resta: "Darios Ziel war es auch immer, Formel 1 zu fahren. Das ist bei jedem jungen Rennfahrer so - das ist für alle das ultimative Ziel. Bei ihm hat es nicht funktioniert, dafür hat er in den USA eine großartige Karriere hingelegt, mit den Siegen beim Indy 500 und den Meisterschaften, die er gewonnen hat. Wir sind sehr eng miteinander, eher wie Brüder als Cousins. Wir sind in sehr engem Kontakt, auch wenn wir wenig Zeit haben. Das wird immer so bleiben."
Frage: "Wie kommst du hier mit der Hitze zurecht? Du bist wahrscheinlich noch nie bei solch einer enormen Hitze gefahren."
Di Resta: "Das Gute an der DTM ist, dass es im Cockpit normalerweise um zwölf Grad heißer ist als außerhalb. Wenn du dann am Norisring ein Rennen fährst und es hat 30 Grad, dann wird es richtig heiß. Natürlich ist es körperlich nicht so anstrengend wie in der Formel 1, aber die Hitze ist ähnlich wie hier. Man macht sich schon Gedanken wegen der körperlichen Anstrengung und weil das Rennen länger ist. Aber ich bin schon am Montag angereist, um mich an die Hitze zu gewöhnen und etwas zu trainieren."
"Ich schwitze nicht so viel wie andere Menschen, aber alleine von Montag bis Mittwoch hat sich der Herzschlag etwas beruhigt, man gewöhnt sich also dran. Das ist das Wichtigste. Ich bin mir sicher, dass ich gegen Rennende nicht in einem sehr großartigen Zustand sein werde, aber hoffentlich geht es mir nicht schlechter als den anderen."
Di Resta möchte beim Heckflügel abwarten
Frage: "Ist deine Freundin auch hier?"
Di Resta: "Nein, sie war in Australien dabei, aber hier bin ich alleine. Vielleicht ist das gut, denn man kann sich voll auf die Arbeit konzentrieren."
Frage: "Du hattest in Melbourne einige Gelegenheiten, den verstellbaren Heckflügel zu benützen. Wie ist dein Eindruck?"
Di Resta: "Es hat für mich keinen Unterschied gemacht, wenn man in Betracht zieht, wie schnell unser Auto war und mit wem ich gekämpft habe. Ich bin aber in der Anfangsphase hinter Alonso gewesen und habe gesehen, wie er mit Hilfe des Systems Kobayashi überholt hat. Da habe ich gesehen, dass das System einige Überholmanöver erleichtert hat."
"Dazu kommt aber, dass es in Melbourne im Vergleich zu China schwer zu beurteilen ist. Dort gibt es eine relativ lange Gerade. Es gibt auch unterschiedliche Strategien, wann man KERS und den Heckflügel einsetzt. Alles ist machbar. Man sollte der Sache aber Zeit geben, denn es kann sich alles noch ändern."
Frage: "Durch die unterschiedliche Benützung des Heckflügels in Qualifying und Rennen muss man bei der Getriebeübersetzung einen Kompromiss eingehen. Hier noch mehr als in Australien?"
Di Resta: "Um ehrlich zu sein, ist es nicht so unterschiedlich. In Melbourne haben sich die Gänge natürlich im Rennen etwas verändert, aber es ist für alle gleich. Jeder hatte im Rennen eine niedrigere Drehzahl. Es gibt den Einfluss der Spritmenge und den Einfluss des Heckflügels. Unsere Leistung im Rennen war so, wie wir sie erwartet hatten."

