Di Resta: DTM ideale Formel-1-Vorbereitung
Force-India-Rookie Paul di Resta erklärt, warum vier Jahre in der DTM seiner Meinung nach die ideale Vorbereitung auf die Formel 1 waren
(Motorsport-Total.com) - Der konventionelle Weg in die Formel 1 führt über Nachwuchsserien wie die GP2, die Renault-World-Series oder die Formel 3, doch nur ganz selten kommt jemand direkt aus dem Tourenwagensport in die Königsklasse des Motorsports. Doch Force-India-Rookie Paul di Resta ist genau diesen Weg gegangen - und davon überzeugt, dass dieser richtig ist.

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Paul di Resta freut sich schon auf seinen ersten Grand Prix in Melbourne
"Die Leute realisieren nicht, wie umkämpft und professionell die DTM ist", erklärt der Brite, der auf dem Weg zum Titel in der Formel-3-Euroserie 2006 unter anderem einen gewissen Sebastian Vettel geschlagen hat, gegenüber 'Autosport'. Auch gegen Lewis Hamilton ist di Resta bereits gefahren - und in der DTM hat er ehemalige Formel-1-Stars wie Ralf Schumacher oder David Coulthard auf der gleichen Marke (Mercedes) ohne geringste Magenschmerzen zur Jause verspeist.
Erfahrungen als Werkspilot
"Mit Mercedes-Benz Teil eines Werksprogramms zu sein", und zwar sechs Jahre lang (zwei in der Formel 3, vier in der DTM), habe ihm für die weitere Karriere in der Formel 1 am meisten geholfen: "Da gibt es viel Positives, was man mitnehmen kann, zum Beispiel wie man ein Auto entwickelt oder mit einem großen Team arbeitet. Das gibt es sonst nirgendwo, denn die GP2 ist eine Einheitsformel. Sogar das Medieninteresse in der DTM bereitet einen gut auf die Formel 1 vor."
Generell sei die DTM "eine enorm unterbewertete Meisterschaft, die Fahrern eine gute Basis mit auf den Weg gibt", findet der 24-Jährige und sieht Parallelen zur Königsklasse: "Außerdem haben die Autos viel Anpressdruck, sodass ich die Grundlagen für die Formel 1 erlernen konnte. Ich bereue meine Zeit in der DTM nicht. Es ist ein guter Weg für junge Fahrer, weil man auf höchstem Niveau mit einem Werk zusammenarbeitet."
¿pbvin|512|2911||0|1pb¿"Ein DTM-Auto hat ein bisschen weniger PS, aber viel Anpressdruck", vergleicht er seinen Vorjahres-Meister-Mercedes mit dem Force India. "Es ist um 400 Kilogramm schwerer, produziert aber dennoch gute Rundenzeiten. Viel hängt also mit dem Anpressdruck zusammen, sodass es körperlich sehr anstrengend zu fahrende Autos sind. Außerdem haben DTM-Autos Karbonbremsen. Es gibt viele Parallelen zur Formel 1."
Und dass das Niveau in der DTM höher ist, als viele im Formel-1-Fahrerlager anerkennen wollen, beweisen die "zweiten Karrieren" von Grand-Prix-Haudegen wie Heinz-Harald Frentzen, Mika Häkkinen, Jean Alesi, Ralf Schumacher oder David Coulthard, die sich im Tourenwagen nie ganz durchsetzen konnten. Das Fahren ist in der DTM ein ganz anderes als in der Formel 1, aber di Resta glaubt nicht, dass ihm das auf den Kopf fallen wird.
Ähnlich lange Rennen wie in der DTM
Vielmehr hofft er, dass er zum Beispiel davon profitieren wird, dass lange Rennen mit zwei Boxenstopps für ihn kein Neuland mehr sind: "Du musst zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung treffen. Nach vier Jahren in der DTM weiß ich, wie das geht", sagt der Cousin von IndyCar-Star Dario Franchitti. "Außerdem basiert der ganze Zeitplan in der DTM auf jenem der Formel 1, insofern ist das nicht neu für mich."
Das Überholen ist in der DTM ähnlich schwierig wie in der Formel 1: "Du musst dir Zeit lassen und den richtigen Moment abwarten", weiß di Resta. "Die Streckenposition ist der Schlüssel, genau wie in der Formel 1. In- und Out-Laps sind absolut entscheidend, denn man kann sich nicht leisten, etwas zu verschenken. Bei den Boxenstopps musst du die Markierungen genau treffen, damit die Crew so schnell wie möglich arbeiten kann."
Vier Jahre lang Tourenwagen zu fahren birgt allerdings auch ein gewisses Risiko. Denn in Expertenkreisen heißt es, dass man sich im Tourenwagen den Fahrstil für das Formelauto kaputt machen kann. Doch nicht zuletzt dank der Unterstützung von Mercedes wurde di Resta 2010 als Testfahrer bei Force India geparkt. So konnte er sich auf die Formel 1 einstellen. Mit dem DTM-Titel löste er dann wohl das Ticket zum Umstieg.
"Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht", gibt er zu, dass der Wechsel in die Formel 1 keine Selbstverständlichkeit war, "aber andererseits befand ich mich in keiner schlechten Position. Jeder wusste, dass ich immer in die Formel 1 wollte. Das ist schwierig, aber zum Glück habe ich den richtigen Zeitpunkt erwischt. Nachdem ich im Vorjahr Testfahrer bei Force India war, habe ich den Sprung nun geschafft."

