Di Resta: "Bis 2012 ist es noch lange hin"

Force-India-Fahrer Paul di Resta spricht über die Rennstrecke in Monza, den verstellbaren Heckflügel und seine Formel-1-Zukunft, die noch immer offen ist

(Motorsport-Total.com) - Paul di Resta geht zuversichtlich in den Großen Preis von Italien. Der schottische Rennfahrer möchte sich im Autodromo di Monza einmal mehr beweisen und ist schon sehr gespannt darauf, wie sich die beiden Überholzonen auf die Dynamik des Grand Prix' auswirken werden. Überhaupt ist der verstellbare Heckflügel in Monza ein großes Thema, schließlich ist auf dem Traditionskurs in erster Linie sehr wenig Abtrieb gefragt. Di Resta und seinen Kollegen steht also viel Setuparbeit ins Haus.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta hat noch keine Gewissheit über seine Zukunft in der Formel 1

Frage: "Paul, wir sind in Italien, dem Land deiner Vorfahren..."
Paul di Resta: "Es ist definitiv ein besonderer Ort, wie der Name schon sagt. Wir haben hier noch jede Menge Verwandte und standen Italien schon immer sehr nahe. Ich spreche auch Italienisch. Monza ist einer der geschichtsträchtigen Orte."

"Ich ging am Donnerstagmorgen einmal mehr um die Strecke. Die Steilkurven sind einfach atemberaubend. Zu denken, dass dort früher Rennen gefahren wurden, ist schier unglaublich. Ich kann mir das kaum vorstellen. Es sieht schon gefährlich aus, wenn man nur auf den Steilkurven herumläuft und kurz ausrutscht. Von einem Unfall im Rennwagen einmal ganz zu schweigen..."

Frage: "Werden an diesem Wochenende viele deiner italienischen Verwandten vor Ort sein?"
Di Resta: "Nein. Ein paar Familienmitglieder sind zwar mit dabei in Monza, doch die reisten aus Schottland an."

Monza ist eine der klassischen Strecken

Frage: "Bedeuten die klassischen Rennstrecken etwas Besonderes für dich oder ist das eine Veranstaltung wie jede andere auch?"
Di Resta: "Ich denke, man muss alle Events auf die gleiche Stufe stellen. Ich kann mich daran erinnern, über die Zeit gelesen zu haben, als Jackie Stewart hier unterwegs war."

"Schon damals hatte Monza eine reichhaltige Geschichte. Unterm Strich machst du hier einfach deine Arbeit, auch wenn diese Strecke nach einer anderen Philosophie aufgebaut wurde. Jeder betont, mit Upgrades nach Monza zu reisen, doch weil dieser Kurs so besonders ist, wäre das ohnehin der Fall."

"Wir sind recht zufrieden mit dem Paket, das wir hier fahren werden." Paul di Resta

"Dieser Kurs kam unserer Herangehensweise in der Vergangenheit entgegen, doch wir haben unser Konzept ein bisschen verändert. In diesem Jahr waren wir auf Strecken, wo etwas mehr Abtrieb gefragt ist, deutlich stärker als früher. Wir sind recht zufrieden mit dem Paket, das wir hier fahren werden. Nur die Zeitmessung wird aber letztendlich zeigen, wo die Reise für uns hingeht."

Frage: "Macht es der verstellbare Heckflügel (DRS) schwieriger, das richtige Setup zu finden? Geht man damit vielleicht ein etwas höheres Risiko ein?"
Di Resta: "Ja, aber unterm Strich musst du die komplette Renndistanz meistern. Qualifying und Rennen sind zwei Paar Stiefel. Am Freitagmorgen werden wir mehr wissen."

"Wenn du aber durch die Boxengasse schlenderst, siehst du viele unterschiedliche Flügel. Die Unterschiede sind gewaltig. Ich weiß nicht, was die Hintergründe der einzelnen Maßnahmen sind. Vielleicht zeigen ihre Simulationen ja auf, dass sich DRS in Qualifying und Rennen anders bemerkbar machen wird. Möglicherweise kommt es auch darauf an, die Reifen etwas besser in Schuss zu halten."¿pbvin|512|4046||0|1pb¿

Hilft DRS in Monza oder endet es im Chaos?

Frage: "Wird der verstellbare Heckflügel dazu beitragen, das Rennen enger zu gestalten?"
Di Resta: "Ich denke, es wird anders sein. Wie anders, das wird sich zeigen. Bis zum Rennen werden wir es nicht wissen. Auf manchen Strecken war es bisher sehr schwierig und das könnte auch hier in Monza der Fall sein. Es hängt von vielen Faktoren ab. DRS wird sicherlich für Möglichkeiten sorgen."

"Die Autos rücken dadurch sicherlich enger zusammen." Paul di Resta

"Selbst wenn man in der Überholzone nicht an seinem Vordermann vorbeigehen kann, man kommt doch immerhin näher an ihn heran. Danach kann man einen Versuch starten, wobei es halt darauf ankommt, welches Abtriebsniveau an den beteiligten Fahrzeugen umgesetzt wurde. Die Autos rücken dadurch sicherlich enger zusammen. Ob dies ausreicht, um Überholmanöver zu generieren, werden wir sehen."

"Überholen war hier in Monza noch nie sehr einfach, sondern anders als auf Kursen wie Spa. Selbst wenn du einen großen Tempovorteil hast, ist es knifflig. Ich halte es für richtig, dass die FIA in Monza auf zwei Überholzonen setzt. Das dürfte positiv sein. Zumal es hier anders ist als in Kanada, denn in Italien gibt es zwei separate Zonen mit zwei voneinander unabhängigen Messpunkten."

Frage: "Weshalb ist das in deinen Augen eine positive Sache?"
Di Resta: "Es ist nicht immer positiv, wenn du nicht der Hintermann mit der Überholchance bist. Es gibt aber keine bessere Strecke, um diesen Ansatz umzusetzen."

Frage: "Das würde aber heißen, dass du nach einem Überholmanöver in Zone eins Gefahr läufst, dir in Zone zwei den Konter einzufangen..."
Di Resta: "Ich würde schätzen, dass man bis dahin außer Reichweite liegt, wenn man schneller ist. Vielleicht ist es auch anders."

"Es ist nicht so einfach, bis auf eine Sekunde an jemanden heranzufahren." Paul di Resta

"In der Formel 1 reden wir bei acht Zehnteln bis einer Sekunde von einer kleinen Lücke. Es ist nicht so einfach, bis auf eine Sekunde an jemanden heranzufahren. Für einen schnelleren Hintermann dürfte es nicht so schwierig sein, vorbeizufahren und anschließend einen kleinen Vorsprung aufzubauen."

Frage: "In Spa gab es Stimmen, wonach DRS einen zu großen Einfluss hatte und dass das Überholen dort zu einfach war. Wie lautet dein Eindruck? Hätten wir ohne den verstellbaren Heckflügel weniger Überholmanöver gesehen?"
Di Resta: "Schwierig zu sagen. Niemand hatte vor dem Rennen wirklich viele Runden im Trockenen zurückgelegt und der Reifenverschleiß war anders als in der Vergangenheit. Früher konnte man in Spa aber ebenfalls gut überholen."


Fotos: Paul di Resta, Großer Preis von Belgien


"Ich denke, es bewegte sich im üblichen Rahmen. Manche Leute überholten ja auch auf der Anfahrt zu Blanchimont. Das lag nicht zuletzt an der Qualifikation. Manche Fahrer in schnelleren Autos standen einfach nicht dort, wo sie normal hingehört hätten. Die Safety-Car-Phase sorgte zudem dafür, dass das Feld wieder enger zusammenrückte. Ich weiß es nicht. Einfach war es auf keinen Fall."

In der ersten Saison passieren Fehler

Frage: "Sprechen wir noch einmal über Spa: In der Qualifikation gab es einen Fehler, der dein Rennen maßgeblich beeinflusste. Habt ihr dieses Thema noch einmal angeschnitten?"
Di Resta: "Ja. Wir reden immer über unsere Schwierigkeiten."

"Letztendlich gewinnst und verlierst du immer nur als Team." Paul di Resta

"Es war eine unglückliche Situation, doch letztendlich gewinnst und verlierst du immer nur als Team. Jeder versucht zum jeweiligen Zeitpunkt, die beste Entscheidung zu treffen. Vielleicht würde diese rückblickend anders ausfallen. Wir konnten in Spa trotzdem ein paar gute Zeiten hinlegen. Für Monza haben wir ein paar Änderungen bei den Abläufen in Petto."

Frage: "Ist es frustrierend für dich als Rookie, dass dein Team solche Fehler begeht und du nicht die Chance hast, dein Potenzial aufzuzeigen?"
Di Resta: "Auch ich habe schon Fehler gemacht. Es ist also nicht einseitig."

Frage: "Wie ist es um deine Optionen für 2012 bestellt?"
Di Resta: "Bis 2012 ist es noch lange hin. Ich halte es aktuell für besser, sich auf die laufende Saison zu konzentrieren. Es gibt zwar durchaus Gespräche, aber eben noch keine Entscheidung."

Frage: "Das heißt, es wird sich also noch eine Weile hinziehen..."
Di Resta: "Wir werden Verhandlungen führen, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Gespräche wird es sicherlich geben, aber vorerst halt keine Entscheidungen."

"Es ist immer schön, dergleichen rasch vom Tisch zu haben." Paul di Resta

Frage: "Wäre es dir nicht lieber, frühzeitig Bescheid zu wissen?"
Di Resta: "Es ist immer schön, dergleichen rasch vom Tisch zu haben. Es ist aber mein erstes Jahr in der Formel 1 und ich bin mir sicher, dass 2011 noch gute Momente folgen werden. Darauf möchte ich mich im Augenblick konzentrieren. Im Hintergrund arbeiten manche Leute für mich aber bereits an diesem Thema."

Frage: "Bist du zufrieden mit deinem bisherigen Auftreten für Force India? Möchtest du bleiben?"
Di Resta: "Ja. Es ist nicht nur meine Entscheidung. Ich hoffe, Force India ist ziemlich zufrieden mit meiner Arbeit. Es gab ein paar schwierige Phasen. Ich versuche aber einfach nur, gute Arbeit für das Team zu leisten. Ich fühle mich sehr wohl bei diesem Rennstall und würde gerne hier weitermachen."

Di Resta will weiter Selbstvertrauen aufbauen

Frage: "Was waren deine größten Fortschritte in dieser Saison und in welchen Bereichen musst du dich noch steigern?"
Di Resta: "Das ist schwierig zu sagen, denn das Jahr ist ja noch nicht zu Ende. Vielleicht müssten wir uns zu diesem Zweck nach dem Saisonfinale noch einmal unterhalten."

"Alles ist eine neue Herausforderung für mich. Manche Strecken sind komplett neu für mich, weil ich dort im vergangenen Jahr keine Freitagsrunden drehen konnte. Am schwierigsten ist das viele Reisen, das ein Engagement in der Formel 1 mit sich bringt. Ausgehend davon musst du deine Leistung zeigen."

"Jeder ist bereit für den Kampf." Paul di Resta

"In meiner Karriere fuhr ich schon viele Rennen, verbesserte mich aber natürlich bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Du trittst gegen eben so viele Gegner an wie früher, nur dass diese Burschen allesamt Formel-1-Piloten sind. Jeder ist bereit für den Kampf und alle Fahrer haben sich ihr Dasein in der Formel 1 verdient. Für mich geht es daher darum, mehr Selbstvertrauen zu sammeln. Dadurch wird es einfacher."

Frage: "Wie lautet deine Planung für die restlichen Rennen? Sieben Events in nur zwölf Wochen..."
Di Resta: "Zwischen Japan und Südkorea bleibe ich in Asien. Ansonsten habe ich noch ein paar Verpflichtungen und muss wieder zurückreisen, um zum Beispiel im Simulator zu sitzen. In deinem ersten Jahr weißt du ohnehin noch nicht so richtig, wohin du reisen sollst und so weiter."

"Es kommt ganz auf den neuen Rennkalender an, doch 2012 sollte ich besser planen. Solche Fehler macht man aber halt als Neuling. Du kriegst es halt anfangs nicht besser hin, obwohl ich offen bin für Ratschläge der anderen Fahrer. Unterm Strich musst du aber selbst deine Erfahrungen machen."