Der schwierige Umgang mit den Regeländerungen
Aerodynamik, Qualifying, Reifen: Schnellschüsse bei den Regeln hätten nicht immer nur eine positive Wirkung - Stabilität für 2006 angestrebt
(Motorsport-Total.com) - Die Regeländerungen für die laufende Saison beinhalteten nicht nur die Motoren für zwei Rennwochenenden oder die Reifen, die ein Rennen durchstehen müssen, sondern auch umfangreiche Aerodynamikänderungen. Das Ziel der Änderungen war, die Boliden nachhaltig einzubremsen. 30 Prozent des aerodynamischen Abtriebs sollten verloren gehen. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht, da die Teams einen Großteil wieder zurückholten, die Autos wurde dennoch langsamer.

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Geoff Willis warnt vor Schnellschüssen: Plötzliche Änderungen wären falsch
Doch die neuen Regeln, wie der angehobene Frontflügel oder der nach vorn verschobene Heckflügel, haben offenbar auch unerwünschte Nebeneffekte. So reagieren die Formel-1-Autos des Jahrgangs 2005 weit empfindlicher auf Störungen im Luftfluss, wie sie beispielsweise beim Hinterfahren entstehen. Dass sich diese Situation für 2006 ändern wird, erscheint unwahrscheinlich.#w1#
Willis wurde von den Auswirkungen der Änderungen überrascht
"Jede Änderung des Technischen Reglements, die zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen werden sollte, setzt eine Einstimmigkeit der Teams voraus", erklärte BAR-Hondas Technischer Direktor Geoffrey Willis. "Für eine große Änderung ist es einfach zu spät." Dass es aber unerwünschte Nebeneffekte mit den neuen Aerodynamikregeln gibt, kann auch der Engländer nicht ignorieren.
"Es stimmt, als wir darüber diskutiert haben, die Leistung der Autos zu kontrollieren, und den Frontflügel angehoben haben, haben wir nicht erwartet, dass sich die Fähigkeit, einem anderen Auto zu folgen, so verschlechtern würde", erklärte er. "Vielleicht wäre es besser gewesen, mehr Tests in diese Richtung zu unternehmen. Alle Teams haben die Auswirkungen der Änderungen bereits gespürt."
Genau hier könnte eine Chance liegen, die Situation für 2006 zu verbessern. "Zu Beginn machten einige einen besseren Job, aber die anderen verbessern sich. Ich bin sicher, dass die Autos des nächsten Jahres naturgemäß besser darin sein werden, einem anderen Auto zu folgen", so Willis. "Einige Probleme beim Hinterfahren treten auch auf, wenn man alleine fährt. Das wird besser werden. Es wäre falsch, jetzt wieder etwas plötzlich zu ändern, ohne herauszuarbeiten, in welche Richtung es gehen soll."
Doch das Problem sei weiter gefasst, wie McLarens Geschäftsführer Martin Whitmarsh erklärte. Die Formel 1 habe sich in der Vergangenheit zu wenig darauf konzentriert, einen engen Motorsport zu bieten. "Es sind einige Maßnahmen geplant, die hoffentlich von den Herstellern bezahlt werden", erklärte er. "Den Wunsch, dass ein Ergebnis sofort vorliegt, sodass schon die Autos des nächsten Jahres davon profitieren, ist natürlich gegeben."
"Wir brauchen ein Regelpaket, welches die Show verbessert"
"Es steht nun viel Arbeit an. Im Windkanal müssen wir sehen, wie sich das Auto hinter einem anderen verhält und daraus unsere Schlüsse ziehen", so Whitmarsh weiter. "Aber es wird schwierig sein, das schon für das nächste Jahr zu erreichen, daher werden unsere Prioritäten wieder kritisiert werden. Aber in der Natur der Formel-1-Teams liegt es, dass wir uns auf unsere Leistung konzentrieren. Wir haben Regeln und damit versuchen wir, die Leistung zu optimieren."
"Wir verwenden nicht viel Zeit und Ressourcen, um sie Show zu verbessern. Das versuchen wir nun und ich hoffe, dass wir dabei in Zukunft einen guten Schritt machen können", versprach der Engländer. Kurzfristige Aktionen schloss aber auch er aus. "Ich schätze, dass das alles denkbar komplex ist. Daher denke ich auch, dass eine Lösung auch wieder falsch wäre. Wir müssen an einer guten Lösung für die Zukunft arbeiten."
Voreilige Änderungen würden aber nicht nur die Technischen Regularien betreffen. Eine gravierende Umstellung des Qualifyings könnte ebenfalls einen negativen Effekt haben. "Ich habe schon darauf hingewiesen, dass man bei Änderungen von Teilen des Sportlichen Reglements für das nächste vorsichtig sein sollte", so Whitmarsh. "Es gibt einige Vorschläge für 2008 mit komplett anderen Reifenregeln und völlig anderen Autos."
Somit könnte es auch passieren, dass 2006 die Autos wieder mit Benzin im Tank in die Qualifikation gehen. "Es gibt einige Argumente gegen eine große Änderung des Qualifyings für das nächste Jahr", fuhr er fort. "Man legt sich vielleicht fest und merkt dann, dass es falsch war. Wir brauchen ein Regelpaket, welches die Show verbessert. In der Vergangenheit haben wir sie unabsichtlich eher verschlechtert."

