Der Parc Fermé: Das "Gefängnis" der Formel 1
Zwischen Qualifying und Rennen herrscht die Parc-Fermé-Regel - Die Teams dürfen ohne Genehmigung der FIA nichts an den Boliden verändern
(Motorsport-Total.com) - Wenn der Kampf um die Pole-Position entschieden ist, gelten für die Autos die Parc-Fermé-Regeln bis zum Rennen. Die Teams dürfen nichts an ihren Autos verändern, damit sie im gleichen Zustand das Qualifying und das Rennen bestreiten. Beschränkte Arbeiten am Boliden dürfen aber durchgeführt werden. Was bedeutet der Parc Fermé für die Teams?

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Einmal abstellen und verlassen: An den Autos darf nicht mehr gearbeitet werden
"Die Regel tritt in Kraft, wenn das Auto im Qualifying die Boxengasse verlässt. Wenn die Qualifikation läuft, dann kann man nur mehr Kleinigkeiten verändern", so Renault-Teammanager Steve Nielsen. Stellt sich die Frage, was man wirklich verändern darf? Man kann natürlich die Benzinmenge ändern und die Reifen wechseln, aber für praktisch alles andere braucht das Team eine schriftliche Erlaubnis von der FIA.

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Nach Unfällen dürfen die Autos im Notfall komplett neu aufgebaut werden Zoom
"Wir dürfen das Auto putzen und Bauteile untersuchen, aber wir dürfen keine Einstellungen oder Komponenten ohne Erlaubnis verändern. Wenn man im Qualifying einen Unfall hat, dann muss man die FIA über alle Teile, die getauscht werden müssen, informieren", so Nielsen. Dabei ist es schon einige Male vorgekommen, dass ein Team das Auto nach einem Unfall praktisch komplett neu aufgebaut hat.
Einer der Gründe für die Einführung der Parc-Fermé-Regel war, die Zeit, die die Teams an der Strecke verbringen, zu verkürzen. In den Jahren davor haben die Mechaniker die Autos nach dem Qualifying komplett zerlegt und neu aufgebaut. Viele Komponenten, darunter beispielsweise der Motor, wurden getauscht und das Auto auf die Rennabstimmung umgebaut. Die Verschwendungssucht ging sogar soweit, dass ein Team eine Radmutter nur einmal verwendete und dann entsorgte. Ähnlich war es bei anderen Teilen auch.
Die Mechaniker hatten meist bis spät in die Nacht gearbeitet. Das ist nun vorbei, denn nach 18:30 Uhr am Samstag darf das Auto nicht mehr berührt werden. Daher können die Mechaniker die Strecke zu einer vernünftigen Uhrzeit verlassen. "Um 18:30 Uhr werden die Autos mit speziellen Decken verpackt. FIA-Vertreter versiegeln das dann."

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Auch wenn sie wollen, an den Autos darf nicht mehr gearbeitet werden Zoom
"Die Autos bleiben in unserer Garage und die FIA kann sie über spezielle Kameras beobachten, die oberhalb der Boliden montiert sind. Wir schalten diese Kamera an, wenn das Auto versiegelt ist. Sie läuft dann bis Sonntagmorgen", erklärt Nielsen den Vorgang. Damit kann die FIA jede Bewegung in der Garage überwachen und Manipulation ausschließen.
Gegen 19:00 Uhr am Samstag haben die Mechaniker in der Regel die Garage verlassen und befinden sich auf dem Weg ins Hotel. Die Ingenieure bleiben meist etwas länger, um in Meetings noch wichtigen Dinge zu besprechen. Meistens brechen sie aber noch vor 20:00 Uhr auf. Das bedeutet, dass die Teammitglieder nach drei langen Arbeitstagen vor dem Rennen Ruhe finden und sich ausschlafen können.
Die FIA-Siegel werden Sonntagmorgen von den Mechanikern gebrochen, wenn sie zur Strecke kommen. Die Parc-Fermé-Regel ist aber noch in Kraft. Es dürfen also weiterhin keine Änderungen vor dem Rennen durchgeführt werden. In dieser Zeit trainieren die Mechaniker meistens Boxenstopps, damit die Sinne für den Grand Prix geschärft sind.

