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  • 27.08.2004 12:24

Der Mythos Ferrari wird 700 Grands Prix alt

Beim Großen Preis von Belgien feiert Ferrari den 700. Grand Prix - Ein Rückblick auf über 50 Jahre Ferrari in der Formel 1

(Motorsport-Total.com/sid) - Faszination und Frust, Mythos und Misere, Triumphe und Tragödien - all das vereint in der Formel 1 nur ein Team, dessen Namen die Italiener am liebsten in die ganze Welt hinausschreien: Ferraaaarriiii!!! Und seit Beginn des neuen Jahrtausends ist für die "Roten" mit ihrem Superstar Michael Schumacher noch ein weiteres Attribut dazugekommen: Ferrari ist (fast) unschlagbar geworden.

Titel-Bild zur News: 700. Grand Prix für Ferrari

Ferrari feiert in Spa-Francorchamps den 700. Grand Prix

In Budapest feierte die "Scuderia" den sechsten Konstrukteurstitel in Folge und Nummer 14 insgesamt, am Sonntag in Spa - passend zum 700. Grand Prix des italienischen Traditionsteams - kann Schumacher die fünfte Fahrerkrone in Serie holen, in 12 von 13 Rennen in diesem Jahr siegte der Kerpener in seinem "roten Renner". Ferrari ist in der Formel 1 noch einmal in eine neue Dimension vorgestoßen.#w1#

"Wenn man Ferrari sagt, dann kann man über Harmonie reden, über sehr viel Respekt, Disziplin, was Ferrari nicht immer ausgezeichnet hat, aber speziell in den letzten Jahren. Aber die emotionale Seite, wenn man das Wort Ferrari in den Mund nimmt, ist für mich schon ewig vorhanden", sagt Michael Schumacher vor dem Jubiläumsrennen beim Großen Preis von Belgien: "Ferrari, das sind Momente und Gefühle, die sind schwer in Worte zu fassen."

Schumacher fand bei Ferrari das, was er suchte

Der Mythos und die Faszination des Teams aus dem kleinen norditalienischen Örtchen Maranello, das war auch der Grund für Schumacher, nach zwei WM-Titeln mit Benetton 1994 und 1995 bei Ferrari eine neue Herausforderung zu suchen. "Nichts gegen Benetton, aber Weltmeister mit Ferrari, das ist ein ganz anderes Kaliber", meint der sechsmalige Champion Schumacher, der mit Ferrari alles in den Schatten gestellt hat. Unglaubliche 63 Siege feierte er bislang in einem roten Auto, und spätestens seit er mit dem WM-Triumph am 8. Oktober 2000 die 21-jährige Durststrecke der Italiener beendete, haben ihn auch die Ferraristi ins Herz geschlossen.

Enzo Ferrari: Für ihn waren Fahrer Mittel zum Zweck

Dabei hatte der Kerpener schon berühmte Vorgänger. Namen wie Ascari, Fangio, Lauda, oder Villeneuve sind untrennbar mit der Geschichte von Ferrari verbunden. Der Fahrerkult war genau das, was der legendäre Enzo Ferrari nicht wollte, als er 1939 sein Rennteam gründete. Der "Commendatore" war in erster Linie Techniker, seine ganze Liebe und Sorgfalt galt seinen Autos. Fahrer waren eigentlich nur Mittel zum Zweck, einzig dafür nötig, einen Ferrari auf Platz eins zu fahren. "Autos gewinnen Rennen, Fahrer verlieren sie", war einer seiner Lieblingssprüche.

Aber Enzo Ferrari hatte viele Fahrer, die mit seinen Autos Rennen und Titel gewannen. Erster Ferrari-Weltmeister war 1952 der Italiener Alberto Ascari, der diesen Erfolg im Jahr darauf wiederholte. 1956 sicherte sich der legendäre Juan Manuel Fangio den vierten seiner lange Zeit uneinholbaren fünf WM-Titel, den einzigen des Argentiniers für Ferrari.

Immer wieder kämpfte sich Ferrari durch Durststrecken

1958 gewann der Engländer Mike Hawthorn die Fahrer-Krone für das Team mit dem springenden Pferd im Wappen. 1961 brachte Phil Hill (USA) den roten Renner aus Maranello als Weltmeister ins Ziel. Nächster Ferrari-Titelträger war 1964 der Brite John Surtees. Danach dauerte es elf Jahre, ehe Niki Lauda den Traditionsrennstall in die Erfolgsspur zurückführte. Der Österreicher holte für Ferrari 1975 und 1977 den WM-Titel. Zwei Jahre später bescherte der Südafrikaner Jody Scheckter den Tifosi die WM-Krone. Was damals niemand ahnte: Es sollte für mehr als zwei Jahrzehnte der letzte bleiben, bis Schumacher die Scuderia aus dem Tal der Tränen.

Jetzt steht Ferrari wieder im Rampenlicht. Seit der Saison 2000 stand in 55 von 80 Rennen ein "Roter" auf dem obersten Treppchen, 48 Mal war es Schumacher. Insgesamt feierte Ferrari in 699 Rennen 179 Siege und liegt damit in der ewigen Bestenliste weit vor McLaren (137) und Williams (112).

Ferrari, das sind auch große Tragödien

Fast noch mehr als die Erfolge haben Ferrari aber die großen Tragödien geprägt. 1958 starb der Brite Peter Collins beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, drei Jahre später verunglückte Wolfgang Graf Berghe von Trips - der erste Kerpener in Diensten der Scuderia - beim Großen Preis von Italien in Monza tödlich. Zudem starben 14 Zuschauer, als der Wagen des Grafen in eine Tribüne flog. 1967 erlag Lorenzo Bandini drei Tage nach dem Monaco-Grand-Prix seinen schweren Brandverletzungen.

Niki Lauda hatte dagegen Glück. Er entkam nach einem Horror-Crash 1976 auf dem Nürburgring der Flammen-Hölle. Nur sechs Wochen später saß er trotz schwerster Brandverletzungen wieder in seinem Ferrari und kämpfte um seine WM-Chance. Der Stoff, aus dem die Ferrari-Mythen sind. Dazu gehört auch der tragische Tod des Kanadiers Gilles Villeneuve. Von den Fans vergöttert und den Experten als kommender Weltmeister getippt, war der charismatische Draufgänger auf dem Weg zum Superstar, bis er 1982 beim Training zum Großen Preis von Belgien in Zolder verunglückte.