Der "Herr der Ringe"
Michael Schumacher ist die Nummer 1 der Formel-1-Fahrer - Hermann Tilke die Nummer 1 unter den Streckenarchitekten
(Motorsport-Total.com/sid) - Michael Schumacher ist die absolute Nr. 1 auf der Rennstrecke, der "Schumi" der Streckenbauer kommt ebenfalls aus Deutschland. Wo immer eine neue Formel-1-Strecke entsteht, ist Hermann Tilke nicht weit. In diesem Jahr beschert der gebürtige Sauerländer der Königsklasse gleich zwei neue, einzigartige Projekte: Die Wüsten-Piste von Bahrain und die Mega-Anlage von Schanghai für 200.000 chinesische Motorsport-Fans.

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Hermann Tilke ist zu "seiner" Rennstrecke nach Bahrain gereist
"Rennstrecken zu konstruieren ist für einen Bauingenieur, der selbst immer noch Rennen fährt, ein berufliches Highlight. Ich habe mein Hobby mit dem Beruf verbunden, damals fand ich es riesig, an einer Rennstrecke arbeiten zu können. Ich kann mir heute noch nichts Schöneres vorstellen", sagt Tilke, in dessen Büros in Aachen und Olpe insgesamt 120 Leute über den richtigen Kurvenradien, Bremspunkten und Streckenbelägen brüten, in einem Interview mit dem 'Sport-Informations-Dienst'.#w1#
Sein erstes weltweit Aufsehen erregendes Großprojekt war der Formel-1-Kurs vor den Toren von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur. In den letzten Jahren entwarf Tilke auch den neuen Hockenheimring und die Mercedes-Arena auf dem Nürburgring.
Doch Bahrain, wo am Sonntag der 3. von 18 WM-Läufen stattfindet, sollte auch für den erfahrenen Baumeister eine neue Herausforderung werden. "Wir haben eine Rennstrecke in die Wüste gebaut, auf über den Zeitraum von Jahrtausenden zusammengepresstem Sand. Der Sand ist härter als Beton, so hart, dass man sprengen muss", sagte er.
Und es wurde viel gesprengt. Insgesamt knapp eine Million Kubikmeter Gestein wurde bewegt, etwa die Hälfte davon wieder angefüllt. Der Asphalt der 5,417 Kilometer langen Strecke, der wegen der Hitze mit besonders haltbaren Granit gemischt wurde, wiegt so viel wie 60.000 Kleinwagen. Rund um die Strecke findet man 12 Kilometer Leitplanken und 82.000 Reifen zur Sicherung. In nur 16 Monaten Bauzeit wurde die Strecke fertig, zeitweise arbeiteten mehr als 3000 Menschen auf der Baustelle, insgesamt kamen 8,265 Millionen Arbeitsstunden zusammen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, zumal Tilke bei den Gebäuden sich ganz am landestypischen Stil orientiert hat. "Man soll erkennen, dass man in Bahrain ist", lautet sein Credo. So zieren die Tribünen und die Boxenanlage helle Zeltdächer, allerdings aus einer High-Tech-Faser, die die Sonne reflektiert.
Rund um die Hauptgebäude an der Zielgeraden haben es die Bauarbeiter sogar noch geschafft, etwas Grün in die Landschaft zu bringen. Um der Idee der Strecke - "Aus der Oase in die Wüste und zurück" - gerecht zu werden. Wie die Kamel-Karawanen, die das trostlose Gelände etwa 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Manama früher durchstreiften.
"Ich bin sehr beeindruckt. Diese Strecke ist eine der besten der Welt", lobt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Tilkes Baby: "Der Standard ist so hoch." Und auch Möglichkeiten zum Überholen soll es geben, gleich drei Stellen hat Ralf Schumacher dafür bei seiner ersten Streckenbesichtigung bereits im Dezember ausgemacht. "Man sollte möglichst einen Kurs bauen, bei dem das Feld nach der ersten Kurve noch zusammen ist. Es nutzt nichts, wenn sich das Feld sofort nach dem Start auseinanderziehen kann", erklärt Tilke.
Insgesamt hat die Anlage rund 125 Millionen Euro gekostet, die Kronprinz Shaik Salman bin Hamad al Khalifa aus eigener Tasche bezahlt haben soll. Dafür haben die Königsfamilie und ihre Gäste auch den besten Blick auf Schumi und Co.: Der achtstöckige Sakhir-Tower am Ende der Zielgeraden steht ihnen mit seinen VIP-Logen exklusiv zur Verfügung.

