Dennis: "Zuversicht ist eine Schwäche"
Der McLaren-Mercedes-Teamchef über eine Saison mit vielen Höhen aber auch einem entscheidenden Tief: Das verlorene Titelduell
(Motorsport-Total.com) - Ohne Zweifel hatte McLaren-Mercedes in diesem Jahr ein Auto, mit dessen technischem Niveau die Konkurrenz nicht ganz mithalten konnte. 10:8 Siege im Vergleich zu Renault und 12:3 schnellste Rennrunden sprechen eine deutliche Sprache: "Aber das darf trotzdem nicht von der Tatsache ablenken, dass wir unser Ziel, die Weltmeisterschaften zu gewinnen, nicht erreicht haben", so McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis in einem 'Rennsport News'-Interview.

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Ron Dennis hofft, dass der Saisonstart 2006 erfolgreicher verlaufen wird
Es sei auch "normal", dass sein Team in diesem Jahr viel Kritik einstecken musste, obwohl man ja ganz vorne mitfahren konnte und damit im Gegensatz zu den Jahren zuvor einen großen Schritt nach vorn machen konnte. "Jedes Rennen" wolle man als Team gewinnen und wenn ein Top-Rennstall Rennen nicht gewinnt, müsse man eben Kritik akzeptieren. Man habe einige tolle Ergebnisse einfahren können, nur leider klappte es mit dem Titel nicht: "Was allerdings nicht allein an uns lag. Auch unserer Fahrer haben den einen oder anderen Fehler gemacht."#w1#

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Die technischen Defekte trafen 2005 so gut wie immer Kimi Räikkönen Zoom
In den Augen des Briten macht es keinen Sinn, die Wahrheit zu verbergen, denn die Wahrheit "ist die beste Verteidigung. Man darf sich nicht selbst gegen die Kritik am Versagen verteidigen." Vielleicht ist das auch der Grund, warum McLaren-Mercedes mittlerweile selbst über Testfahrten detailliert berichtet und Defekte enthüllt, obwohl Testfahrten abgeschottet von der Öffentlichkeit stattfinden.
Vor noch nicht allzu langer Zeit waren die "Silbernen" das einzige Team, das überhaupt gar keine Informationen über Testfahrten rausrückte. Aber so setzte man sich selbst unter Druck, denn die Wahrheit bereitet manchmal große Schmerzen. Und wer Schmerzen verspürt, will etwas dagegen tun, das ist ein Urgesetz. Scheinbar hat der Strategiewechsel dem Team in diesem Jahr etwas geholfen.
Dennoch gab es zu viele technische Probleme, wenn auch in den Rennen nur einen mehr als bei Renault. "Leider hat sich bei uns alles auf Kimis Auto konzentriert, bei Renault auf Fisichellas", so der 58-Jährige. "Von der Zuverlässigkeit her war der Unterschied gar nicht so groß. Aber bei uns hat es eben das Auto getroffen, das um die WM kämpfte."
Die Probleme seien bis auf eine Ausnahme immer menschlicher Natur gewesen: "Das ist ein Bereich, den wir angehen, auf den wir uns im nächsten Jahr noch mehr konzentrieren werden. Renault hat in diesem Jahr wirklich einen außerordentlich guten Job gemacht, war konstant schnell genug, um immer Punkte zu holen. Das ist ein bisschen etwas anderes, als schnell genug zu sein, um immer zu gewinnen..."

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In Dennis' Augen kann sich Montoya noch weiter steigern Zoom
"Sehr zufrieden" ist Ron Dennis hingegen über den Betrag, um den das Auto in diesem Jahr schneller wurde und über die Tatsache, dass beide Fahrer das hinzugewonnene Potenzial auch nutzen konnten, "was nicht immer der Fall ist, bei unseren beiden Fahrern aber mit Sicherheit schon".
Ron Dennis hofft, dass man in die kommende Saison "sehr stark" hineinstarten kann, und ähnlich wie Renault früh Punkte sammeln kann - dies könnte auch 2006 der Schlüssel zum Erfolg sein. Eine große Verantwortung kommt dabei wegen des Umstieg auf V8-Motoren Motorenpartner Mercedes zu: "Es wird darauf ankommen, wie gut die Motorenhersteller ihren Job gemacht haben."
Und ist Dennis zuversichtlich, dass man bei Mercedes einen ausreichend guten Job macht? "Zuversicht ist in der Formel 1 keine Stärke, sondern eine Schwäche", antwortet Dennis. "Was wir anstreben ist ein exakter, detaillierter Prozess in vielen kleinen Schritten. Wir haben mit dem V8-Motor sehr früh begonnen, es läuft alles in die richtige Richtung."

