Dennis: "Ich unterstütze die Idee"
Der Teamchef erklärt, warum er gegen den Verkauf von Chassis an die Privat-Teams ist und wie man den Teams dennoch helfen kann
(Motorsport-Total.com) - Um die weiterhin vor allem aus Sicht der privaten Teams zu hohen Kosten zu reduzieren und damit die dauerhafte Teilnahme von mindestens zehn Teams an der Weltmeisterschaft zu garantieren, wurde bereits vor längerer Zeit die Idee in den Raum gestellt, dass die Top-Teams zukünftig ihre Chassis und Motoren zu einer bezahlbaren Summe anbieten sollen.

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Dennis will keine "gebrauchten" Chassis an die Privat-Teams verkaufen
Dieser von FIA-Präsident Max Mosley stammende Vorschlag ist gleichermaßen interessant wie auch problematisch. Während es schon seit längerem im Bereich der V10-Aggregate entsprechende Partnerschaften zwischen den von den Autoherstellern unterstützten Teams und den privaten Rennställen gibt, hat es im Bereich Chassis noch keine Fortschritte in dieser Beziehung gegeben.
Offensichtliche Vorteile aber auch Nachteile
Dabei liegt der Vorteil für die kleinen Teams auf der Hand. Sie würden für einen Bruchteil des Betrages, den sie selbst investieren müssten um ein annähernd so konkurrenzfähiges Auto wie die Top-Teams zu bauen, in den Genuss eines schnellen Boliden kommen. Für die großen Teams würde sich eine zusätzliche Einnahmequelle auftun.
Gegenwärtig gibt es jedoch auch einige Gründe die gegen diesen Schritt sprechen. So besteht grundsätzlich die Vermutung, dass dadurch so genannte Satelliten-Teams entstehen könnten die in wichtigen Entscheidungen hinsichtlich zu diskutierender Regeländerungen sich der Auffassung ihres "Partners" anschließen würden.
Momentan lässt das Concorde Agreement zudem keinen Verkauf von Chassis von einem Team an ein anderes zu. Allerdings gibt es auch hier ein Schlupfloch. So könnten die privaten Rennställe zum Beispiel die geistigen Rechte an Konstruktionsplänen für einen Boliden erwerben und diesen dann in ihren Fabriken bauen.
Top-Teams wittern Gefahr durch konkurrenzfähigere "Underdogs"
Rein theoretisch bestünde somit die Möglichkeit, dass zum Beispiel ein Team wie Sauber, das schon eine jahrelange Partnerschaft mit Ferrari als Motorenkunde pflegt, in der kommenden Saison mit einem dem F2003-GA zum Verwechseln ähnlich sehendem Auto an den Start geht. Demgegenüber steht aber die Befürchtung der Top-Teams, dass die dann plötzlich über konkurrenzfähigeres Material verfügenden "Underdogs" zu einer Gefahr werden - auf der Strecke und auch in kommerzieller Hinsicht.
Doch bis es in der Formel 1 tatsächlich zum Verkauf "gebrauchter" Chassis der Hersteller-Teams an die privaten Rennställe kommt, ist es noch ein sehr langer Weg. Zur Umsetzung dieser Idee ist nämlich eine Änderung des Concorde Agreement unabdingbar. Dafür wird jedoch eine Einstimmigkeit bei der Abstimmung benötigt, und zu der wird es so schnell nicht kommen.
Dennis verweigert seine Zustimmung, zeigt sich aber andererseits kooperativ
McLaren-Teamchef Ron Dennis hat in der englischen Presse erklärt, warum er seine Zustimmung nicht geben wird. "Jeder", so der Brite, "besitzt in dieser Angelegenheit einen anderen Blickwinkel und meiner war ganz sicher nicht hilfreich. Wenn wir diese Tür geöffnet hätten, so wäre es einem Hersteller möglich gewesen zwei Autos zu kaufen und wir hätten womöglich zwei Williams-BMW gesehen die einmal von Williams und einmal von BMW eingesetzt werden", äußert der Teamchef seine Befürchtung.
Während Dennis in dieser Hinsicht von seinem Standpunkt nicht abzubringen ist, weil er dadurch eine Verschmutzung der Reinheit der Formel 1 wie man sie jetzt kennt fürchtet, kann er sich jedoch für einen anderen Vorschlag erwärmen. "Ich unterstütze die Idee, dass vielleicht Motor und Getriebe, sowie die Hinterradaufhängung und vielleicht auch die Geometrie der Frontpartie angeboten werden können. So könnte man die Kosten auch reduzieren, denn die Teams müssten dann nur noch ihr eigenes Monocoque konstruieren."
Kostenreduzierung weiterhin ein heißes Thema
Im Rahmen weiterer Diskussionen über das Thema Kostenreduzierung könnte es, die Worte von Ron Dennis deuten es an, über kurz oder lang somit zu einem Kompromiss kommen. Für 2004 wird sich jedoch wohl erst einmal nichts ändern, weshalb jedes Team vorerst weiterhin ein komplettes eigenes Auto konstruieren müssen wird.

