• 22.04.2005 19:35

Dennis: "Für Vorhersagen ist es noch zu früh"

Der McLaren-Mercedes-Teamchef über den bisherigen Saisonverlauf, die Meisterschaftschancen seines Teams und Montoyas Verletzung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ron, bisher war es ein guter Tag für euch, oder?"
Ron Dennis: "Bis jetzt, ja. Es läuft im Moment ganz ordentlich, aber es ist noch zu früh, um vorherzusagen, ob wir diesen Schwung bis Samstag oder Sonntag mitnehmen können. Aber bis jetzt lief es gut."

Titel-Bild zur News: McLaren-Teamchef Ron Dennis

McLaren-Teamchef Ron Dennis blickt hoffnungsvoll nach Barcelona

Frage: "Welche Verbesserungen habt ihr seit Bahrain gemacht?"
Dennis: "Es gibt nicht viele neue Komponenten am Auto, aber Dinge, die man einstellen kann, wie das Setup, wurden angepasst. Vieles ergab sich einfach beim Testen. Die meisten Verbesserungen an Motor und Chassis sind für Spanien geplant. Wie immer auch unsere Leistung hier ist, in Spanien wird sie besser sein."#w1#

Frage: "Entspricht dieses Vorgehen einer leicht geänderten Herangehensweise?"
Dennis: "Nicht wirklich, wir sind einfach ein wenig konservativer, was den Einsatz von neuen Teilen bei den Rennen betrifft. Wir möchten sie vorher einfach testen und sicherstellen, dass sie keinen negativen Einfluss auf die Zuverlässigkeit haben. Bisher hatten wir in diesem Jahr eine hundertprozentige Zuverlässigkeit, und das wollen wir in der Saison auch so beibehalten."

Der wichtige Beitrag der Testfahrer

Frage: "Findet beim Testfahrer eine andere Taktik Anwendung?"
Dennis: "Nein. Natürlich sind sie hier, um andere Aufgaben zu erfüllen, die Reifen etwas aggressiver zu testen und vielleicht ein anderes, ungewöhnliches Setup zu probieren, aber ihre Rolle im Rahmen eines Grand Prix' unterscheidet sich von einer Testfahrt. Sie sind ein integraler Bestandteil des Teams, sie haben eine klar definierte Rolle zu erfüllen, was ihnen aber sicher auch Spaß macht."

Frage: "Und wenn sie dann doch im Rennen starten können, dann hat man das Gefühl, dass sie mehr Freiheit haben, da sie über ihre eigenen Meisterschaftschancen nicht nachdenken müssen."
Dennis: "Überhaupt nicht. Ich würde sagen, dass sie sogar noch mehr für das Team fahren als die eigentlichen Fahrer, denn sie können Punkte für das Team einfahren und starten bei Null, sie haben in der Weltmeisterschaft keine Chance. Vielleicht steckt das in ihrem Kopf drin. Man könnte auch argumentieren, dass sie dadurch größere Risiken eingehen und etwas härter angreifen, denn wenn sie das Rennen wegwerfen, hat es keine negativen Folgen in der Weltmeisterschaft für sie. Da müssen sie eine Balance finden. Pedro de la Rosa hat in Bahrain einen tollen Job gemacht, und Alexander Wurz möchte das sicher wiederholen oder sogar noch besser machen."

Frage: "Was musste gemacht werden, damit sich Alex im Auto wohl fühlt?"
Dennis: "Die primäre Struktur des Autos musste nicht geändert werden, nur die Komponenten, die um den Fahrer herum angebracht sind. Diese waren natürlich in das System eingebettet, und es einem Fahrer bequem zu machen, egal wie groß er ist, ist immer schwierig. Wenn sie etwas größer sind, dann ist es einfach noch etwas herausfordernder."

Simulator-Test für Montoya geplant

Frage: "Wie steht es um Juan-Pablo Montoya? Kann er in Barcelona wieder fahren?"
Dennis: "Der Knochen ist ganz gut verheilt, aber da der Arm ruhig gestellt wurde, hat sich die Muskelmasse verringert und muss erst wieder aufgebaut werden. Er wird einige weitere Tests machen und es ist auch ein Simulator-Test vor dem Spanien-Grand-Prix angesetzt. Auf der Grundlage seiner Leistung in unserem Simulator werden wir entscheiden, ob er fit genug für das Rennen ist oder nicht."

Frage: "Für den Fall, dass er noch nicht fahren kann: Wer wird dann der dritte Fahrer sein?"
Dennis: "Da ist noch keine Entscheidung gefallen."

Frage: "Hängt es von der Leistung von Alex hier in Imola ab, wer der dritte Fahrer bei den restlichen Saisonrennen sein wird?"
Dennis: "Natürlich spielt die Leistung von Alex eine Rolle dabei und es wäre nicht angebracht, eine Entscheidung zu fällen, ehe wir gesehen haben, wie er sich am Wochenende schlägt. Aber im Endeffekt hängt die Entscheidung noch mehr von der Erfahrung als vom Ausgang des Wochenendes ab."

Frage: "Euer Auto ist im Rennen sehr schnell, hat aber offensichtlich Probleme im Qualifying. Kann man das so sagen?"
Dennis: "Ich würde eher sagen, dass das Problem nur die erste Kurve betrifft, denn wir hatten bisher das Problem, die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen. An diesem Wochenende sind wir da aber gut dabei. Es gibt eine Reihe von Verbesserungen, die in Spanien eingesetzt werden, die auch dieses Problem angehen. Aber schon beim Testen hat sich gezeigt, dass wir auch mit diesem Paket die Reifen schneller zum Funktionieren bringen können. Wir müssen den morgigen Tag und auch Sonntag einfach abwarten. Es scheint hier aber kein Problem zu sein."

Noch kein Trend in der Weltmeisterschaft erkennbar

Frage: "In Bahrain hast du gesagt, du wüsstest erst genau, was wirklich vorgefallen ist, wenn du Juan-Pablo in die Augen schauen kannst. Kam es bisher dazu?"
Dennis: "Ich habe ihn seither nicht gesehen. Er ist wieder in Europa, in Madrid, und ein Physiotherapeut hat ihn gesehen. Aber es ist so wie vorher."

Frage: "Es ist etwas überraschend, dass ihn gefährliche Sachen nicht vertraglich verboten sind. War er eigentlich versichert?"
Dennis: "Letztlich war er für Unfälle solcher Art nicht versichert."

Frage: "Wie würdest du die Chancen einschätzen, dass einer eurer Fahrer in diesem Jahr Weltmeister wird?"
Dennis: "Die Punkte wurden bisher, bis auf Alonso, recht weit verstreut. Natürlich ist es eine lange Saison und dieses Rennen kann einige Veränderungen ergeben. Ich denke, der BAR-Honda wurde konkurrenzfähiger, aber auch wir erachten uns für stark und Ferrari sollte man nie abschreiben, sie sind hier auch viel konkurrenzfähiger. Vielleicht werden die Punkte etwas anders vergeben, aber man sollte da schon einen Trend erkennen können, wie die Meisterschaft entschieden werden könnte. Aber auch nach diesem Wochenende wird es wohl noch weitere vier oder fünf Rennen dauern, bis man eine wirkliche Vorhersage treffen kann. Man muss ich nur die Leistung von Michael Schumacher ansehen, und dabei hat er gerade einmal zwei Punkte. Und jeder, der ihn bei der Titelvergabe abschreibt, ist ein Dummkopf. Für Vorhersagen ist es also noch zu früh."