• 08.04.2007 18:11

  • von Hust / Stracke

Dennis: "Das haben wir uns verdient"

Der McLaren-Mercedes-Teamchef über das Ende einer Durststrecke, warum ihn die Formel 1 manchmal verblüfft und wieso "Silber" plötzlich konkurrenzfähig ist

(Motorsport-Total.com) - Es gibt Tage, da bereitet es Freude, sich nach dem Rennen der Horde Medienvertretern zu stellen. Heute war für Ron Dennis so ein Tag: "Wir sind wirklich erleichtert. Man kann nicht besser sein, beide Fahrer sind makellos gefahren. Keiner von ihnen war neben der Strecke zu finden, Lewis hat sauber gekämpft. Er hat den Druck von Kimi gut ausgehalten und hatte alles unter Kontrolle. Er hat den zweiten Platz verdient."

Titel-Bild zur News: Ron Dennis mit Fernando Alonso

Dennis mit Alonso: Jubel über den ersten gemeinsamen Formel-1-Sieg

Der erste Sieg seit Japan 2005, der erste Sieg Fernando Alonsos für seinen neuen Arbeitgeber und der erste Doppelsieg für die neue Fahrerpaarung ließ den McLaren-Mercedes-Teamchef zumindest für einen kleinen Augenblick durchatmen: "Heute hat uns niemand etwas geschenkt. Wir hatten eine gute Strategie, gute Starts und schlussendlich haben wir das Ergebnis erzielt, das das Team und die Fahrer verdient haben."#w1#

Emotionen und Leidenschaft bei McLaren

Endlich hat auch der 59-Jährige wieder Grund zum Lächeln: "Natürlich gibt es Momente, in denen uns die Leute beschuldigen, kein leidenschaftliches oder emotionales Team zu sein. Das ist nicht der Fall. Wir konzentrieren uns nur und genießen es, wenn wir Erfolg haben und wir haben Schmerzen, wenn wir versagen."

Wo kommt der Speed plötzlich her?

Lewis Hamilton vor Fernando Alonso

Mit dem MP4-22 haben Alonso und Hamilton nun sogar Titel-Chancen Zoom

Wie hat es das Team geschafft, in diesem Jahr wieder ein Auto zu haben, mit dem man von Anfang an konkurrenzfähig sein kann? Diese Frage kann auch Ron Dennis nicht beantworten, wenn er an Jahre wie das letzte zurückdenkt, als im Team auch keiner geschlafen hat, man aber trotzdem nicht gewinnen konnte: "Manchmal ist es sehr verwirrend, dass man so hart arbeitet und keine Ergebnisse erzielt, aber in diesem Jahr scheint es sich auszuzahlen."

Beim ersten Saisonrennen hatte der britisch-deutsche Rennstall die neuen Bridgestone-Reifen noch nicht im Griff: "Das Problem war nicht so sehr die Abnutzung sondern die Konstanz ihrer Leistung. Das war die Herausforderung. Hier haben wir das gut hinbekommen, denn mit sinkender Benzinmenge sind auch unsere Rundenzeiten gesunken. In Bahrain könnte das im Vergleich zu unseren Gegnern schon wieder anders aussehen."

Bloß nicht zu optimistisch sein

Ron Dennis

Ron Dennis weiß: Zu optimistisch darf man in der Formel 1 nicht sein Zoom

Typisch Dennis - von einer anhaltenden Dominanz will er nichts wissen: "Wir haben im Team eine Herangehensweise, die besagt, dass wir immer schön mit unseren Füßen auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Aber es ist schön, in beiden Meisterschaften zu führen und wir freuen uns schon auf Bahrain."

In den vergangenen Monaten und Wochen hat das Team hart gearbeitet, um dort zu stehen, wo man in Malaysia stand: "Wenn man nicht konkurrenzfähig ist, dann gibt es nur bestimmte Dinge, die man machen kann, nämlich hart arbeiten und die richtigen Entscheidungen treffen. Am Ende hängt das nicht von einer einzigen Sache ab, weder vom Auto, noch vom Motor, noch vom Fahrer, denn man ist ein Team. Wir haben hart gearbeitet und versucht, alles zu verbessern, das Teil des Teams ist. Wenn du den Erfolg riechst und die ersten Erfolge kommen, dann kommt man in einen Lauf."

Also hofft Dennis nun, dass man in diesen Lauf kommen wird: "Hoffentlich haben wir über die Saison hinweg mehr Grund zur Freude. Es wird eine harte und lange Weltmeisterschaft werden, aber jetzt genießen wir erstmal diesen Tag."

Welche Schmach?

Flavio Briatore, Ron Dennis und Norbert Haug

Endlich können sich Haug und Dennis wieder wie Sieger fühlen Zoom

Im vergangenen Jahr, hatte man bekanntlich keinen guten Lauf, denn man stand am Ende der Saison ohne einen Sieg da: "Um ehrlich zu sein, es fühlt sich so an, als wäre ich nur zwei Stunden ohne Sieg gewesen", meint Dennis. "Ich denke, dass das Jahr zuvor in den Tiefen des Gedächtnisses verschwunden ist. Wir existieren, um zu gewinnen, und ich denke, dass wir sehr gute Arbeit geleistet haben."

Die gute Arbeit begann schon mit einem perfekten Start, als seine beiden Fahrer Ferrari alt aussehen ließen: "Das ist eine komplizierte Angelegenheit, an der natürlich jeder sehr hart arbeitet. Man braucht eine gute Traktion, das Timing muss stimmen, man braucht die Zuverlässigkeit, um die Kraft in einer sehr linearen Weise auf die Straße zu bringen. Das ist leicht zu sagen aber schwierig zu erreichen. Befriedigend zu sehen war die Tatsache, dass wir auf der schmutzigen Seite der Strecke standen."