• 08.04.2007 14:56

Alonso: "War bis zum letzten Stint nicht zuversichtlich"

Fernando Alonso auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz über seinen Überraschungs-Sieg, und warum er vor dem Rennen in Bahrain skeptisch bleibt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Das ist für dich ohne Zweifel ein Traumtag. Du hast Autos überholt, als du in die erste Kurve gefahren bist, schaust in deine Rückspiegel und siehst dann Liews hinter dir..."
Fernando Alonso: "Ja, das war es, absolut. Ich denke, dass es eine unserer Chancen war, das Rennen zu gewinnen, nach der ersten Kurve Erster zu sein."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso überraschte mit seinem Sieg in Malaysia nicht nur sich selbst

"Und dank eines guten Starts, dank des Autos, war ich in der Lage, in der ersten Kurve Seite an Seite anzukommen. Ich war auf der Innenseite, konnte es aus diesem Grund schaffen, Erster zu werden. Und die Tatsache, dass mein Teamkollege Zweiter war, hat es mit Sicherheit einfacher werden lassen, einen Vorsprung herauszufahren."#w1#

Alonso machte sich Sorgen über das Verhalten der Reifen

Frage: "Und danach sah es von außen nach einem relativ einfachen Rennen für dich aus..."
Alonso: "Nun, es ist hier immer schwierig, denn ich denke, dass das Auto den ganzen Stint über die Balance verändert hat. Die ist mit viel Benzin an Bord und auf neuen Reifen nicht gleich wie mit wenig Benzin und auf alten Reifen."

"Während des Wochenendes sind wir nie mehr als acht oder zehn Runden mit den Reifen gefahren, man ist aus diesem Grund immer ein wenig besorgt darüber, wie sich die Reifen nach 15 oder 16 Runden verhalten werden. Das ist also nie einfach. Aber mit Sicherheit ist man deutlich entspannter, wenn man nie weniger als sieben oder acht Sekunden Vorsprung hat."

Ausgefallener Funk als Glücksbringer...

Frage: "Wir haben gesehen, wie dir Ron Dennis an der Boxenmauer das Signal für deinen ersten Boxenstopp gezeigt hat. Gab es dort draußen einen Mangel an Kommunikation?"
Alonso: "Ja, ja. Ich verstand das nicht, aber von der Runde zehn bis zum ersten Boxenstopp an hatte ich keinen Funk, so wie das bei Kimi in Australien der Fall gewesen ist. Das scheint einem im Rennen Glück zu bringen."

"Ich hatte Glück, dass ich vor dem ersten Boxenstopp die Boxentafel sah, dort entdeckte ich den Pfeil, also kam ich mit etwas Zweifel an die Box, ob die Jungs dort stehen oder nicht. Ron sagte mir, dass der Funk aus ist, das wusste ich natürlich schon, aber ich denke, dass sie beim Boxenstopp etwas justiert haben, denn während des Rest des Rennens funktionierte er."

Alonso rätselt über die plötzliche Konkurrenzfähigkeit

Frage: "Du hast während des Winters gesagt, dass es eine Weile dauern könnte, bis du beginnen kannst, für das neue Team Rennen zu gewinnen, aber nun stehst du hier im zweiten Rennen in der Mitte des Podiums..."
Alonso: "Ja, das ist absolut fantastisch und es ist eine wunderbare Überraschung, was wir in einer solch kurzen Zeit erreicht haben. Ich kann mich an den ersten Test im Dezember erinnern, nur ein Tag, und dann an das neue Auto im Januar mit dem Launch des Autos in Valencia Mitte Januar."

"Eine Menge Arbeit wurde im Team erledgt, jeder hat sich sehr angestrengt, um für das erste Rennen bereit zu sein, aber wir hatten nie erwartet, so konkurrenzfähig zu sein. Das ist etwas, das nur schwer zu glauben ist, aber wir müssen an die Jungs ein großes Dankeschön richten."

Alonso stellt sich auf ein hartes Duell ein

Frage: "Es steht uns nun zwischen Ferrari und McLaren wohl ein enger Kampf bevor. Es könnte nicht enger zugehen und hier, beim zweiten Rennen, hatten wir den zweiten Sieger in zwei Rennen. Wie siehst du nun die Entwicklung der Saison?"
Alonso: "Um ehrlich zu sein denke ich, dass wir immer noch ein wenig arbeiten müssen, vor allem am Speed im Rennen. Ich denke, dass es für uns vielleicht extrem schwierig gewesen wäre, ihren Speed mitzugehen, wenn Felipe einen guten Start gehabt hätte, einen besseren als unseren, und seine erste Position behalten hätte."

"Wir sind jedoch viel, viel dichter dran als in Australien. Wir haben ein paar Entwicklungen am Auto und es kommen weitere Verbesserungen in Kürze, wir sollten also sehr, sehr schnell bei der Musik sein. Ich denke, dass es ein sehr enger Kampf werden wird, aber ich glaube, dass unser Team das Potenzial hat, es zu tun, und ich habe das 100-prozentige Vertrauen, dass wir es schaffen können."

Der "Nicht-Renault-Sieg" hat für Alonso eine große Bedeutung

Frage: "Wie wichtig war es für dich, diesen ersten Sieg für dein neues Team zu holen, so wie dies Kimi im vergangenen Rennen getan hat?"
Alonso: "Ich denke, dass er sehr wichtig ist, sehr wichtig. Er hält deine Motivation auf einem sehr, sehr hohen Niveau. In der Formel 1 mit zwei verschiedenen Teams einen Grand Prix zu gewinnen ist schon etwas Besonderes, denke ich. Das gilt für mich ebenso."

"Ich habe in den vergangenen drei Jahren mit Renault Grands Prix gewonnen und wechsele nun das Team, ein zweiter Platz und der erste Sieg im zweiten Rennen mit ihnen zu holen ist wie ein Traum, der für einen Fahrer wahr wird. Ich fühle mich für alle im Team über dieses Ergebnis stolz."

Australien ist und bleibt kein Maßstab

Frage: "Du hast gesagt, dass das für dich eine Überraschung war, was hat den Unterschied ausgemacht?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Australien war immer schon ein sehr besonderes Rennen, ein völlig anderes Rennen im Vergleich zu den anderen Strecken der Meisterschaft. Wir wussten, dass Ferrari dort in der Vergangenheit sehr stark war. Viellecht waren sie dort auch in diesem Jahr im Vorteil."

"Ich denke, dass wir im ersten Rennen eine Menge über die Reifen gelernt haben, wie sie sich über die Rennabschnitte verhalten und ich denke, dass wir ein paar Lektionen gelernt haben, die wir von jedem Rennen von Australien an verwenden werden. Wir haben auch ein paar Neuentwicklungen am Auto, wir haben alles zusammengefügt und ja, vielleicht ist es eine kleine Überraschung, aber hier sind wir."

Tee an Bord...

Frage: "Körperlich siehst du sehr gut aus, wie anstrengend war das Rennen?"
Alonso: "Es war sehr hart. Es war im Cockpit extrem heiß und man trinkt alle fünf oder sechs Runden Wasser. Aber nach zehn Runden ist es wie Tee, 60 Grad heißes Wasser. Es macht also keinen Spaß mehr, zu trinken. Man trinkt aber weiter, weil man es tun muss."

"Die letzten 20 oder 25 Runden sind sehr hart, aber ich hatte Glück, dass ich keinen harten Kampf mit jemand hatte, ich konnte es aus diesem Grund etwas ruhiger angehen lassen."

Warum Alonso im zweiten Stint Zeit verlor

Frage: "Ein Wort zu denem mittleren Rennabschnitt, du schienst da etwas Zeit verloren zu haben."
Alonso: "Ja, da verlor ich Zeit. Im ersten Stint hatte ich ein wenig Graining an den Vorderreifen und ich war nicht in der Lage, 100 Prozent zu geben. Aus diesem Grund bat ich beim ersten Stopp um etwas mehr Frontflügel und auch damit sorgte ich mich auf den ersten zehn oder zwölf Runden um die Reifen in diesem Stint, denn ich wusste, dass es wichtig war, sie im guten Zustand zu behalten, um Druck machen zu können."

"Ich denke, dass ich vier Runden hinter Liuzzi verbracht habe, aber ich verlor in diesen Runden drei oder vier Sekunden, auch wenn ich nicht dicht genug dran war. In den schnellen Kurven verlor ich eine Menge. Es war mit Sicherheit ein schwieriger Abschnitt."

Alonso blieb lange Zeit skeptisch

Frage: "War das Rennen nach der ersten Runde praktisch gelaufen und was hat Ron Dennis zu dir gesagt, als du ins Ziel gekommen bist?"
Alonso: "Nun, als ich das Rennen nach der ersten Kurve anführte und sah, dass Lewis Zweiter ist, da baute sich ein wenig der Traum auf, das Rennen zu gewinnen. Wir wussten, dass es unsere Chance war, Ferrari am Start zu überholen, und wir waren glücklich, dass wir dies tun konnten. Und mit Sicherheit war es sogar besser, mit Lewis den eigenen Teamkollegen auf dem zweiten Rang zu haben."

"Um ehrlich zu sein, ich war bis zum letzten Rennabschnitt nicht zuversichtlich, sogar in Runde 40 oder so hat mir das Team gesagt, dass ich Druck machen soll, da wir dachten, dass Kimi einen sehr langen zweiten Stint einlegt. Ich war aus diesem Grund nicht zuversichtlich, bis Kimi zum zweiten Mal an die Box kam und wir realisierten, dass der Sieg in unseren Händen liegt."

"Nach dem Rennen war das Team extrem glücklich und sehr aufgeregt. Die Jungs arbeiten unter diesen Bedingungen sehr hart. Wenn man die Mechaniker sieht, alle Ingenieure - weißt du, sie arbeiten 18 bis 20 Stunden am Tag und das bei diesen Temperaturen. Wenn deine Autos dann als Erster und Zweiter über das Ziel kommen, dann ist die Stimmung im Team einfach wahnsinnig."

Keine Chance auf den Sieg in Bahrain?

Frage: "Ferrari war bei den Wintertests in Bahrain sehr stark. Was erwartest du am kommenden Wochenende?"
Alonso: "Das ist schwierig zu wissen. Ich denke, dass es an den Autos zwischen hier und dort keine größeren Veränderungen geben wird, denn es liegen nur vier Tage zwischen den Rennen. Die Autos werden aus diesem Grund nicht entwickelt, wir sollten also erneut konkurrenzfähig sein."

"Aber wie du schon gesagt hast, war Ferrari bei dem Tests etwas schneller als alle anderen. Ich denke also, dass es sehr, sehr hart werden wird, sie erneut zu schlagen. Ich denke also, dass wir erneut ein schwieriges Wochenende haben werden, aber hier lief alles richtig und wir haben einen Vorsprung in der Konstrukteurswertung aufgebaut und führen die Fahrerwertung an. Wir müssen diese Positionen also nur verteidigen."