Hamilton: "Bin einfach nur überwältigt"
Der "Silberpfeil"-Pilot nach seinem zweiten Rang in Malaysia in der FIA-Pressekonferenz über den Raketenstart in seine Formel-1-Saison
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Lewis, das war eine fantastische Fahrt von dir. Erzähle ein wenig über die ersten Runden, als du Felipe Massa hinter dir gehalten hast."
Lewis Hamilton: "Ja, das war das schwierigste Rennen, das ich je hatte. Es ist schon schwierig, zwei Ferrari im Rückspiegel zu halten, wenn man weiß, dass sie leichter und auch wenig schneller sind. Felipe hat es ein paar Mal probiert, vor allem in der vierten Kurve, aber ich konnte ihn beim Anbremsen immer wieder austricksen und rechtzeitig verzögern, so konnte ich innen bleiben und wieder vorbeiziehen. Das ging so weit, bis er irgendwann von der Strecke abkam."

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Lewis Hamilton sprach vom anstrengendsten Rennen seiner Karriere
"Dann jagte mich Kimi im Rest des Rennens, ich kann gar nicht sagen, wie eng es da zuging. Es ist im Cockpit extrem heiß, ich habe viel geschwitzt. Gegen Rennhälfte war meine Trinkflasche schon leer, ich hatte also nicht genug Wasser. Es war schwierig. Und es wurde im Laufe des Rennens immer heißer. Es wäre schön gewesen, im letzten Stint noch ein bisschen weiter voraus zu sein, aber ich musste bis zur letzten Runde attackieren und das habe ich auch getan. Ich habe keine Fehler gemacht. Das Team hat in der Vorbereitung fantastisch gearbeitet. Sie haben viele Stunden geschuftet, vielleicht mehr als alle anderen, auch zu Hause in der Fabrik."#w1#
Frage: "Hast du bei den Angriffen von Felipe in Kurve vier damit gerechnet, dass zu spät bremst, und dich schon in eine bessere Position gebracht?"
Hamilton: "Man konnte nicht vorhersehen, wo er landen würde. Nach der zweiten Kurve wusste ich, dass er sehr nah an mir dran war. Und auf der Geraden war er extrem schnell. Ich wusste, dass er sich ansaugen würde. Er zog rüber und stach hinein, das habe ich geahnt. Ich habe versucht, so spät wie möglich zu bremsen. Aber er bremste noch später als ich, nur ich bekam die Kurve, er rutschte geradeaus. Da war er denn weg. Ich wusste jedes Mal, als wir bremsten, dass er es nicht schaffen würde, also konnte ich die Kontrolle über das Auto behalten und vorn bleiben. Aber das war der härteste Zweikampf, den ich je hatte."
Auch als Neuling exzellent vorbereitet
Frage: "Dein mittlerer Stint war fantastisch, du bist die schnellste Rennrunde gefahren. Wir war dein Auto in dieser Phase?"
Hamilton: "Ich stand per Funk mit dem Team in Verbindung. Sie sagten mir, dass Kimi an der Box war und ich vorbei bin. Ich konnte ihn im Rückspiegel nicht sehen und es war schwierig, den Abstand an der Anzeigetafel zu lesen. Ich habe oft auf den Abstand zu Fernando geschielt und festgestellt, dass er schon recht groß war. Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht und es wäre Kimi. Aber er war sechs Sekunden hinter mir. Mir wurde dann gesagt, dass er eine halbe Sekunde je Runde aufholt. Ich musste also die Zähne zusammenbeißen und die letzte verbliebene Energie nutzen. Es war wirklich schwierig, vorn zu bleiben und konstant zu fahren. Ich bin einfach nur überwältigt."
Frage: "Wenn das Rennen so anstrengend war, was würdest du anders machen, wenn du es noch einmal fahren müsstest?"
Hamilton: "Nun, ich sitze hier wohl neben den beiden besten Fahrern der Welt und bin erst in meinem zweiten Rennen und habe den zweiten Platz belegt. Ich denke, für das Team ist es fantastisch. Fernando hat eine tolle Leistung gezeigt, speziell am Start. Auch Kimi war extrem konkurrenzfähig und sehr schnell. Ich hatte mit beiden Ferrari tolle Zweikämpfe. Es war einfach toll. Im nächsten Jahr wollen wir hier dann noch besser sein, Ferrari überholen und einen noch größeren Vorsprung herausgefahren haben. Und das nächste Mal werde ich hier auch besser vorbereitet sein und um den Sieg kämpfen."
Frage: "Hat man solche Manöver von dir wie am Start sogar erwarten können, wenn man deine Vorstellungen in der GP2-Serie beachtet."
Hamilton: "Ich würde sagen, dass das Verteidigen zehnmal schwieriger ist als das Angreifen, vor allem wenn dahinter zwei Kerle warten, die leichter sind und auch etwas schneller. Man darf nicht vergessen, das ist die Formel 1. Es ist unglaublich hart. Und dazu noch diese Bedingungen! Es ist so unglaublich heiß im Auto. Aber mein Fitnesstrainer, mein Arzt und ich haben sehr hart gearbeitet, um für dieses Rennen fit zu sein. Ich habe die vergangenen drei Wochen unglaublich viel getrunken, damit ich nicht dehydriere."
Hamilton hielt dem Druck stand
Frage: "Warst du auf den harten Reifen im letzten Stint nicht mehr ganz so zufrieden?"
Hamilton: "Nein, das würde ich nicht sagen. Ich denke, dass die harten Reifen vielleicht nicht ganz so gut sind, wir hatten darauf etwas weniger Grip. Aber die Balance ist damit auch insgesamt besser. Ich hatte etwas Untersteuern im ersten Stint, erbat für den zweiten eine Änderung, wie auch Fernando. Das hat funktioniert, der zweite Stint war besser, aber ich hatte dennoch noch Probleme. Das Auto rutschte etwas mehr, also war es schwieriger."
"Dann lief ich auf die Nachzügler auf und wollte da keine Zeit verliefen, denn ich wusste, dass Kimi hinter mir alles gegeben hat. Ich hatte ein Polster von etwa zwei Sekunden. Ich wollte einfach keine Zeit verlieren. Das habe ich geschafft. Ich war schon immer gespannt darauf, wie es für mich läuft, wenn ich mich gegen jemanden wie Kimi oder Fernando verteidigen muss. Ich habe es geschafft, darüber bin ich sehr glücklich."
Frage: "Nach zwei Rennen kannst du nun schon zwei Podestplätze vorweisen. Hast du die vor der Saison jemals vorstellen können, dass es so gut laufen würde?"
Hamilton: "Ich denke, dass es schwierig ist, mit einer genauen Vorstellung in eine neue Saison zu gehen. Das Testen ist natürlich eine Sache, aber die Rennen sind anders. Ich weiß, dass ich in den Rennen sehr stark bin, daran habe ich nie gezweifelt. Bei den Tests haben wir schon lange Stints absolviert, aber das ist schon anders als im Rennen, wenn andere Druck auf einen ausüben und man keine Fehler machen darf. Ich habe also gar nicht gewusst, was ich erwarten sollte. Ich habe sicher nicht gedacht, dass ich nach zwei Rennen zweimal auf dem Podest stehen würde. Dafür muss ich dem Team danken. Sie haben fantastisch gearbeitet."
Debütsieg? Hamilton lässt sich nicht drängen
Frage: "Was war schwieriger: Fernando Alonso in Melbourne in Schach zu halten oder hier die beiden Ferrari?"
Hamilton: "Das ist schon eine schwierige Frage. Wir waren ja auf einer anderen Strecke und Fernando war nicht so erbarmungslos wie Felipe oder Kimi gegen Ende. In diesem Rennen war es daher schwieriger, zudem war es noch extrem heiß. Aber ich bin mir sicher, dass es genauso hart oder sogar härter gewesen wäre, denn Fernando mit heute gefolgt wäre."
Frage: "Dritter in Melbourne, Zweiter hier. Was mag da wohl in Bahrain kommen? Wie siehst du deine Aussichten?"
Hamilton: "Man muss Schritt für Schritt machen. Für mich ist das ein weiterer Teil meiner Lernkurve. Natürlich ist der nächste Schritt ein Sieg, aber das müssen wir als Team gemeinsam erreichen. Wir sind sehr stark, wir müssen nun weiter Gas geben. Ich hoffe, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt auch gewinnen kann."

