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  • 09.10.2015 20:08

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Demonstrativ gelassen: Pirelli vor Grundsatzentscheidungen

Drei statt zwei Reifenmischungen im kommenden Jahr und das Rennen mit Michelin um den Zuschlag ab 2017: Pirelli verspürt (noch) keine Zeitnot

(Motorsport-Total.com) - Für Pirelli stehen in den kommenden Wochen wichtige Entscheidungen bezüglich der Formel 1 an. Sportchef Paul Hembery lässt sich jedoch keine Nervosität anmerken und blickt einem Zuschlag in der Frage nach einem Einheitszulieferer von Pneus ab der Saison 2017 gelassen entgegen: "Ich sehe das ganz pragmatisch", sagt er am Rande des Russland-Grand-Prix in Sotschi. "Wir verhandeln und wenn es den Erwartungen entspricht, machen wir es. Und sonst jemand anderes. Die Welt wird sich weiterdrehen."

Titel-Bild zur News: 18-Zoll-Reifen, Pirelli

Blick in die Zukunft: So sehen die 18-Zoll-Reifen auf einem GP2-Auto aus Zoom

Unter besonderem Zeitdruck sieht Hembery Pirelli nicht. Allerdings steht mit der Einführung von 18-Zoll-Niederquerschnittreifen möglicherweise eine Revolution bevor, die ihre Vorbereitungszeit braucht. "Wir sind nach über 20 Jahren in die Formel 1 zurückgekehrt und haben binnen sechs Monaten alles gemacht - inklusive des Baus einer Fabrik und der Verpflichtung von über 300 Mitarbeitern", kommentiert Hembery unaufgeregt und vergleicht die Situation: "Damals war es ein Crashprogramm."

Dennoch würde es den Italienern helfen, wenn sich die Formel 1 zügig auf neue Regeln - frühstens mit der Zusammenkunft des Motorsport-Weltrats der FIA im Dezember - verständigen würde. "Wir müssen vor Jahresende wissen, wie sich die Maße der Reifen verändern", meint Hembery und spricht ein wenig bekanntes, aber eklatant wichtiges Nebenprodukt an: "Die Windkanal-Reifen zum Beispiel: Es hätte für die Teams massive Auswirkungen, denn der Luftstrom um die Pneus verändert sich gewaltig."

Besagter Spezialpneu ist auch deshalb problematisch, weil die Formel-1-Mannschaften in ihren - häufig gar nicht in Eigenbesitz befindlichen - Anlagen auf unterschiedliche Skalierungsmodelle setzen. "Der große Unterschied ist, dass es so viele verschiedene Windkanäle gibt. Die Anwendung ist also das Problem", unterstreicht Pirellis Formel-1-Chef, der sich Klarheit bezüglich der Saison 2016 wünscht.


Fotos: Großer Preis von Russland, Freitag


Hembery plädiert für eine noch weichere, fünfte Mischung im Regal und möchte die Teams ihre zwei Pneus aus einer Vorselektion von drei Reifen wählen lassen. "Es muss schnell entschieden werden. Die Produktion der Reifen für Melbourne muss anlaufen", warnt er und glaubt, dass mehr Flexibilität nur im Sinne der Teams sei. Sie hätten Entsprechendes gefordert. Er rechnet nicht damit, dass Mannschaften ihre Strategie bei eigener Auswahl der Mischungen für die Autos splitten: "Ich halte es für unwahrscheinlich, obwohl ich mir vorstellen kann, dass einige es ausprobieren werden. Mit dem gleichen Chassis wird man die gleiche Wahl treffen", glaubt Hembery.