De la Rosa: "Werde bis zur letzten Minute kämpfen"
Der König der Testfahrer im 'F1Total.com'-Interview über seinen Arbeitsalltag, Ambitionen auf ein Comeback, die Fortschritte seines Teams und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Mit 35 Jahren ist Pedro de la Rosa nach Olivier Panis und Michael Schumacher der drittälteste aktive Formel-1-Pilot, doch ans Aufhören denkt der Spanier noch lange nicht - im Gegenteil: Nach vier Jahren auf der McLaren-Mercedes-Ersatzbank möchte er 2007 unbedingt in die erste Liga zurückkehren und wieder Rennen bestreiten.

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Mit 35 Jahren Pedro de la Rosa ist einer der erfahrensten Testpiloten der Formel 1
Allerdings ist sich der ehemalige Arrows- und Jaguar-Fahrer der Tatsache bewusst, dass seine Chancen nicht allzu rosig stehen, denn heutzutage neigen die Teams dazu, lieber rennerfahrene Piloten oder gar Nachwuchstalente aus der GP2 oder anderen Serien unter Vertrag zu nehmen. Der letzte Testfahrer, der den Absprung wirklich geschafft hat, war Olivier Panis, der nach einem Jahr bei den "Silberpfeilen" von BAR-Honda eine zweite Chance bekam.#w1#
De la Rosa ist der fleißigste aller Testfahrer
Im Interview mit 'F1Total.com' erklärte de la Rosa Anfang dieser Woche, wie er es anstellen will, trotzdem wieder einen Stammplatz zu bekommen, und warum er sich dafür auch in seinem fortgeschrittenen Alter noch mehr als geeignet fühlt. Außerdem sprach er über den Entwicklungsplan von McLaren-Mercedes - und prophezeite seinen "Silberpfeilen" spätestens ab Saisonmitte ähnlich starke Auftritte wie im vergangenen Jahr...
Frage: "Pedro, seit 1. Januar dieses Jahres hast du ungefähr 10.800 Testkilometer absolviert, also weit mehr als alle anderen Fahrer. Zweiter ist Anthony Davidson mit etwa 2.500 Kilometern weniger. Das ist ziemlich beeindruckend..."
Pedro de la Rosa: "Ich bin also der mit den meisten Kilometern?"
Frage: "Ja, bei weitem..."
De la Rosa: "Also bin ich auf Pole Position (lacht)! Ich wusste das gar nicht, denn ich mache mir nicht viel aus diesen Dingen, aber es stimmt, dass die diesjährige Vorsaison ziemlich hektisch war. Wir haben viel gearbeitet, das Auto und den Motor in den ersten drei Monaten dieser Saison stark verbessert. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit des Testteams. Das beweist auch, dass unsere Zuverlässigkeit viel besser geworden ist, denn sonst hätte ich nicht so viele Kilometer fahren können."
Frage: "Ist es körperlich und mental anstrengend, so viel im Auto zu sitzen, mehr zu fahren als jeder andere?"
De la Rosa: "Ich komme damit klar, um ehrlich zu sein. Es ist keine große Sache, denn ich fühle mich sehr fit. Solange ich über Nacht gut schlafen kann und eine gute Massage bekomme, bin ich für den nächsten Testtag immer bereit. Es ist kein großes Problem, weil sich der Körper sehr schnell an alles gewöhnt. Ich bin jetzt schon sehr lange Testfahrer und drehe an fast jedem Tag mehr als 100 Runden. Das ist kein Problem."
Frage: "Es ist in den vergangenen Jahren intensiver geworden, nicht wahr? Ihr legt ja jeden Tag mehr als 100 Runden zurück, manchmal seid ihr sogar schon in der Nähe der 200 Runden..."
De la Rosa: "Ja, das stimmt. Das Testen hat sich in den vergangenen paar Jahren wegen der neuen Regeln stark verändert. Speziell durch die Regel, wonach ein Motor zwei Grands Prix halten muss, sind wir oft gezwungen, Kilometer auf den Motor zu fahren. Sprich: Wir haben Motoren, die über eine Laufleistung von 1.500 Kilometern verfügen, also müssen wir an drei Tagen diese 1.500 Kilometer zurücklegen. Damit kommen wir auf mehr als 100 Runden pro Tag. Die Motoren sind inzwischen sehr zuverlässig, daher haben wir vor allem in den vergangenen beiden Monaten jede Menge Kilometer absolviert."
Je mehr man testet, desto schneller wird das Auto
"Natürlich ist es ermüdend, wenn mehr gefahren wird, aber unterm Strich ist es doch so: Wenn man 100 Runden fährt, kann man 100 Prozent der Arbeit erledigen, fährt man aber nur 70 oder 80 Runden, dann kann man nur 70 oder 80 Prozent des Plans erfüllen. Daher geht man beim Testen immer ans Limit, denn die Anzahl der Runden, die man zurücklegt, macht sich später einmal richtig bezahlt."
Frage: "Die meisten Testfahrten finden auf spanischen Strecken wie zum Beispiel Jerez de la Frontera oder Barcelona statt. Du lebst ja in Barcelona. Kannst du dadurch mehr Zeit zu Hause verbringen als andere Fahrer?"
De la Rosa: "Ja, aber der einzige Unterschied ist eigentlich, dass ich zu Hause schlafen kann, wenn wir in Barcelona testen. Das ist schon ein Vorteil. Wenn wir in Jerez oder Valencia testen, macht es kaum einen Unterschied, denn da muss ich auch reisen und auswärts schlafen. Das Beste ist, dass ich trotzdem noch in Spanien bin, denn es ist immer schön, im Heimatland zu sein. Wenn ich dort abends ins Hotel komme, kann ich mir die spanischen Fernsehnachrichten anschauen! Das ist der einzige Unterschied. Es bringt also nur wirklich etwas, wenn wir in Barcelona sind, denn sonst bin ich eigentlich auch auf Reisen."
Frage: "Die offensichtliche Frage: Du testest enorm viel, fährst immer wieder sehr schnelle Zeiten und möchtest natürlich wieder Rennen fahren. Wie sieht es für nächstes Jahr aus?"
De la Rosa: "Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich in dieser Phase der Saison aber noch keine Antwort geben kann. Es ist noch zu früh. Tatsache ist, dass ich meine Arbeit bei McLaren sehr genieße, denn McLaren ist ein großartiges Team, bei dem ich viel gelernt habe. Ich bin als Fahrer hier nicht nur schneller geworden, sondern ich verstehe das Auto, die Reifen, den Motor - alles, was man braucht, um es schneller zu machen - auch viel besser. Das steht fest. Das habe ich der Arbeit bei McLaren und den erstklassigen Ingenieuren dieses Teams zu verdanken."
"Trotzdem ist es mein Ziel, für nächstes Jahr ein Stammcockpit zu ergattern, und dafür werde ich bis zur letzten Minute kämpfen. Natürlich ist das sehr schwierig, denn manchmal habe ich das Gefühl, dass immer dieselben Fahrer in der Formel 1 sind und die Plätze nur untereinander tauschen. Die Teams scheinen uns Testfahrern nicht allzu oft Chancen zu geben, sondern nehmen manchmal lieber das Risiko eines GP2-Fahrers auf sich. Das ist nicht fair, aber so ist es nun mal. Man darf den Kopf deswegen nicht hängen lassen."
Frage: "Die Fahrerverträge werden heutzutage in der Formel 1 für sehr lange Zeiträume abgeschlossen, aber für 2007 gibt es viel Bewegung am Transfermarkt. Da könnten die Chancen günstiger stehen als in den vergangenen Jahren, nicht wahr?"
De la Rosa: "Ja. 2007 könnte meiner Meinung nach ein sehr interessantes Jahr am Fahrermarkt werden. Man muss - wie immer - ein Auge auf den Transfers haben und sicherstellen, dass man bereit ist, falls sich irgendwo ein Renncockpit auftun sollte. Aber wie gesagt: Sollte ich keine Rennchance bekommen, dann wäre es für mich nicht das Ende der Welt, denn unterm Strich bin ich bei McLaren sehr glücklich."
De la Rosa bestreitet Gerüchte um Kontakte zu Renault

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Holt Flavio Briatore Pedro de la Rosa schon 2007 zu sich ins Renault-Team? Zoom
Frage: "In Spanien gab es vor einiger Zeit ein Gerücht, in dem du mit Renault in Verbindung gebracht wurdest. Kannst du dazu etwas sagen?"
De la Rosa: "Ich kann nur sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt in der Saison keine solchen Gespräche gibt, weil es noch zu früh dafür ist. Wir haben gerade mal Anfang April, es sind erst drei Rennen gefahren. Da ist nichts dran. Ich glaube, dass noch nicht einmal die Teams genau wissen, was sie für nächstes Jahr wollen, daher ist es unsinnig, jetzt schon über diese Dinge zu reden."
Frage: "Ein Team weiß aber bereits, was es will, nämlich deines, McLaren-Mercedes. War es aus Sicht von Fernando Alonso falsch, sich so früh für 2007 festzulegen?"
De la Rosa: "Nein. Wie du sagst: Die Verträge in der Formel 1 sind heutzutage wirklich langfristig ausgelegt. Die einzige Möglichkeit, wie man sich als Fahrer oder auch als Team den Partner aussuchen kann, ist eine so frühe Entscheidung. Ich glaube nicht, dass Fernando und McLaren eine andere Möglichkeit hatten, sondern sie mussten es so früh bekannt geben, denn es wussten zu viele Leute davon. Von meiner Warte aus betrachtet war es für beide Seiten die richtige Entscheidung. Es gab keine andere Möglichkeit. Punkt."
Frage: "Wenn alle darüber spekulieren würden, wäre die Situation ja noch unangenehmer..."
De la Rosa: "Als Fahrer gibt es nichts Schlimmeres als wenn man ständig Gerüchte entkräften muss, indem man sagt, dass sie nicht wahr sind, und drei Monate später gibt man dann doch zu, dass es gestimmt hat. Dadurch verliert man an Glaubwürdigkeit und an innerer Ruhe, wobei man sich ja eigentlich auf die Rennen konzentrieren sollte."
Frage: "Mal angenommen, es klappt für dich nicht mit einem Rennvertrag: Würdest du weiterhin für McLaren-Mercedes testen oder möchtest du dann lieber nach Optionen außerhalb der Formel 1 Ausschau halten?"
De la Rosa: "Solange ich noch eine Chance auf Renneinsätze sehe, solange es am Fahrermarkt Bewegung gibt und solange ich so konkurrenzfähig bin wie jetzt, den Job in jedem Team gut machen könnte, werde ich Testfahrer bleiben. Das ist die beste Ausgangsposition, wenn man Rennfahrer werden will."
De la Rosa will die Formel 1 noch nicht aufgeben
"Sollte ich allerdings erkennen, dass mir die Tests keine Türen mehr öffnen können, dann werde ich andere Rennkategorien in Betracht ziehen. Im Moment bin ich aber bei McLaren-Mercedes sehr gut aufgehoben, was eine zukünftige Rennchance angeht. Ob mir das 2007 oder 2008 gelingen wird, weiß ich nicht, aber die Chancen sind hier besser als in jeder anderen Kategorie. Sobald man der Formel 1 den Rücken zukehrt, ist das das Ende."
Frage: "Du hast dir also keine Frist gesetzt, es in zwei oder drei Jahren sein zu lassen, wenn es bis dahin nicht mit einem Renncockpit klappt?"
De la Rosa: "Noch nicht. Ich möchte erst abwarten, wie sich diese Saison entwickelt. Ich nehme das Jahr für Jahr. Ich bin erfahren genug, um alles so zu nehmen, wie es kommt. Ich muss mich im Moment in nichts überhastet hineinstürzen. Ich bin sicher, dass McLaren meine Entscheidung respektieren wird, wie auch immer sie aussehen mag."
Frage: "Dank Mercedes gibt es eine offensichtliche Verbindung zur DTM. Hast du darüber schon einmal unverbindlich mit Norbert Haug gesprochen? Mika Häkkinen hat ja den gleichen Weg eingeschlagen..."
De la Rosa: "Wir haben darüber noch nicht gesprochen. Ich bin offen für alles, aber momentan ist die Formel 1 mein einziges Ziel. Wir werden in den nächsten paar Jahren sehen, ob die DTM etwas für mich sein könnte, und dann werden wir uns gegebenenfalls darüber unterhalten. Derzeit interessiert mich aber nur die Formel 1."
Frage: "Reden wir ein bisschen über McLaren-Mercedes. Wie sieht euer Entwicklungsprogramm im Moment aus? Woran arbeitet ihr gerade?"
De la Rosa: "Wir haben einiges zu testen - vergangene Woche in Paul Ricard und diese Woche in Barcelona. Es sind neue Aerodynamikteile aus dem Windkanal da, eine neue Ausbaustufe des Motors. Es gibt also einiges zu tun, aber wir testen vor Imola drei Tage in Barcelona. Je mehr Kilometer wir beim Testen mit den neuen Teilen zurücklegen können, desto früher werden sie dem Rennteam am Auto etwas bringen. Das ist der Grund, weshalb ich so viele Kilometer zu fahren habe. Es geht nicht nur darum, ob die neuen Teile schneller sind, sondern wenn sie einmal schneller sind, dann muss man sie auch haltbar machen - meistens für mindestens zwei Grand-Prix-Distanzen, speziell natürlich beim Motor. Wir werden also sehen. Es liegt immer noch viel Arbeit vor uns."
Mercedes-V8 nach Kinderkrankheiten auf dem besten Weg
Frage: "Ihr hattet im Winter einige Probleme mit eurem Motor, die ihr allerdings sehr schnell in den Griff bekommen habt. Die im TV angezeigten Drehzahlen sind nun umso beeindruckender. Zählst du euren Motor schon jetzt zu den besten im Feld?"
De la Rosa: "Meiner Meinung nach werden wir in ein paar Wochen einen der besten Motoren haben."
Frage: "Ihr seid also noch nicht am Ende des Entwicklungszyklus' angekommen, sondern..."
De la Rosa: "Nein, ganz bestimmt nicht! Mercedes hat einen beeindruckenden Job gemacht und jedes zweite Rennen neue Verbesserungen eingeführt. Ich weiß, dass es da immer noch viele neue Teile geben wird, was der Grund dafür ist, weshalb ich für mein Team so zuversichtlich bin. Es ist wie vergangenes Jahr, als wir anfangs auch nicht die Schnellsten waren, zu Saisonmitte aber schon. Dieses Jahr wird es sich ähnlich verhalten."
Frage: "Kannst du euer aktuelles Auto vom Fahrverhalten her mit dem MP4-20 aus dem Vorjahr vergleichen? Natürlich gibt es wegen des V8-Motors Unterschiede, aber gibt es davon abgesehen Ähnlichkeiten?"
De la Rosa: "Am Anfang, als wir erstmals mit dem V8 fuhren, fühlte es sich ganz anders an, weil so viel Leistung fehlte, aber lustigerweise erreichen wir langsam einen Punkt, an dem wir nicht mehr so viel langsamer sind als im vergangenen Jahr, weil wir durch die Reifen und das Chassis schon so viel neuen Grip gefunden haben, auch wenn der Unterschied natürlich immer noch vorhanden ist. Als wir mit dem V8 begonnen haben, war das Fahren körperlich viel weniger anstrengend, weil wir weniger Power bei gleichem Gripniveau hatten, aber jetzt haben wir nicht mehr so wenig Leistung wie erwartet, aber viel mehr Grip in den Kurven, so dass wir Zeiten auf demselben Niveau wie früher fahren. Das Ansprechverhalten des Motors ist anders, weil 600 Kubikzentimeter Hubraum fehlen, aber man hat so viel mehr Grip und man fährt im Qualifying mit weniger Benzin als im Vorjahr, so dass die Rundenzeiten vergleichbar sind."
De la Rosa beeindruckt von der Weiterentwicklung
"Das ist unglaublich, wenn man bedenkt, wo wir angefangen haben: Im September saß ich zum ersten Mal im V8-Auto von Mercedes - und wir waren unglaublich weit vom V10 weg. Jetzt sind wir schon wieder so nahe dran. Das ist unglaublich. In der Formel 1 geht es nur um die Weiterentwicklung."

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Pedro de la Rosa glaubt, dass im MP4-21 jede Menge Potenzial schlummert Zoom
Frage: "Hast du schon ein Gespür dafür entwickelt, welche Strecken eurem Auto besonders gut liegen könnten?"
De la Rosa: "Ich glaube ehrlich gesagt, dass wir auf allen Strecken konkurrenzfähig sein sollten. Ich glaube nicht, dass wir auf bestimmten Strecken besser sein werden als auf anderen. Wir waren wegen unserer Aerodynamik auf High-Downforce-Strecken immer besonders schnell, aber dieses Jahr müssten wir überall konkurrenzfähig sein. Das trifft aber auch auf Renault zu. Sie sind - mit Abstand vor allen anderen - unsere Hauptkonkurrenten."
Frage: "Dein Freund und Ex-Teamkollege Alexander Wurz erntet bei Williams jede Menge Lob. Hast du das Gefühl, dich bei McLaren-Mercedes als Fahrer weiterentwickelt zu haben, und ermutigt es dich, dass er so positive Kritiken bekommt? Wenn ein Fahrer nämlich jahrelang für das gleiche Team fährt, vergessen die Medien manchmal seine Leistungen, aber wenn dann neue Arbeitgeber etwas Gutes über jemanden sagen, ruft einen das wieder in Erinnerung..."
De la Rosa: "Stimmt. Ich freue mich sehr über seine Resultate, denn sie stärken meine Position. Ich bin sehr stolz darauf. Irgendwie bin ich McLaren sehr dankbar, denn sie haben mir eine neue Chance gegeben und mich als Fahrer sehr stark weiterentwickelt. Wenn ich jetzt in ein Formel-1-Auto steige, weiß ich sofort, was damit nicht in Ordnung ist und was man tun muss, um das Auto zu verbessern. Ich weiß, wie sich ein konkurrenzfähiges Auto anfühlt."
"Das ist der Grund dafür, dass auch Alex McLaren eine Menge zu verdanken hat - und dass er bei Williams so gelobt wird. Er bringt dem Team viel Erfahrung, die man uns bei McLaren-Mercedes beigebracht hat. So fühle ich mich auch selbst: sehr erfahren. Ganz egal, welches Auto ich auch fahren würde: Ich könnte dem jeweiligen Team bestimmt weiterhelfen."
Frage: "Also ist Pedro de la Rosa mit 35 ein viel besserer Rennfahrer als vor fünf Jahren?"
De la Rosa: "Ich bin hundertprozentig viel besser als vor fünf Jahren! Ob ich in fünf Jahren noch einmal besser werden kann als jetzt, weiß ich nicht... (lacht)"
Von den vielen Youngsters nicht sonderlich beeindruckt
Frage: "Vielleicht wirst du dann langsam zu alt..."
De la Rosa: "Vielleicht bin ich ja wie ein guter spanischer Wein, der immer besser und besser wird (lacht)! Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wo mein Limit ist. Ich sehe all diese Youngsters, aber von denen hat mich noch keiner wirklich umgehauen. Sie werden bei den Tests ziemlich rasch müde. Daher bin ich von niemandem sonderlich beeindruckt."
Frage: "Michael Schumacher fährt ja mit 37 auch noch..."
De la Rosa: "Genau. Michael hat bewiesen, dass er wahrscheinlich sogar mehr Energie hat als damals, als er in die Formel 1 gekommen ist. Er gibt 100 Prozent. Das ist beeindruckend. Unterm Strich geht es nicht um das Alter, sondern um die Energie, die man noch hat. Wenn man keine schweren Unfälle hatte, keine Knochenbrüche, keine langen Krankenhausaufenthalte - was ich nie hatte -, dann macht das auch einen großen Unterschied. Ein 35-jähriger Fahrer, der viele Unfälle und Verletzungen hatte, ist anders als ein 35-jähriger Fahrer, der topfit ist. Dann hat man nämlich die Stärke, weiterhin zu pushen."
Frage: "Das Argument, das oftmals gegen Testfahrer wie dich vorgebracht wird, ist, dass durch das Testen der letzte Biss am Start, bei Überholmanövern, in Rennsituationen verloren geht. Überzeuge mich bitte vom Gegenteil! Schließlich hast du in Bahrain 2005 ein gutes Rennen abgeliefert..."
De la Rosa: "Es ist interessant, denn vor Bahrain wurde mir oft die gleiche Frage gestellt, aber ich antwortete immer: 'Jungs, fragt mich nach dem Rennen - ich weiß es nicht!' Ich wusste nicht, ob ich den Biss noch haben würde, denn ich bin davor lange keine Rennen gefahren. Im Rennen war ich dann vielleicht bei manchen Bremsmanövern ein bisschen eingerostet, aber insgesamt habe ich bewiesen, dass ich den Biss noch habe. Das war wichtig, denn ich habe mir selbst bewiesen, dass ich den Biss in sehr kurzer Zeit wiedererlangen kann."
Frage: "Eine letzte Sache noch: Nach Australien hat Juan-Pablo Montoya einige unschöne Sachen über das Team gesagt. Trübt das die Atmosphäre bei McLaren-Mercedes?"
De la Rosa: "Ich bin nach Australien direkt nach Paul Ricard weitergeflogen und weiß nicht genau, was er gesagt hat. Es beeinflusst uns aber nicht wirklich, denn wir arbeiten weiterhin hart, wir testen weiterhin, verbessern uns - und meine Aufgabe ist es, Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) und Juan-Pablo das bestmögliche Auto vorzubereiten. Ich kümmere mich ehrlich gesagt nicht darum, was er gesagt hat."

