• 04.02.2004 16:46

  • von Fabian Hust

De la Rosa: "Ferrari wird ein wenig enttäuschen"

McLaren-Mercedes-Pilot Pedro de la Rosa über den MP4-19, den neuen Mercedes-Motor und die Aussichten auf die kommende Saison

(Motorsport-Total.com) - Noch etwas mehr als einen Monat ist es bis zum ersten Rennen der neuen Formel-1-Saison. Für McLaren-Mercedes-Testfahrer Pedro de la Rosa bedeutet dies, an einem intensiven Testprogramm des Teams teilzunehmen und tausende von Testkilometern abzuspulen: "Ja, das ist die betriebsamste Zeit des Jahres", bestätigt der Spanier. "McLaren-Mercedes nutzt drei Autos bei den Tests, aus diesem Grund haben ich und Alexander Wurz ebenfalls viel Arbeit zu erledigen, auch wenn natürlich David und Kimi so viele Kilometer wie möglich selbst fahren möchten, um sich an das neue Auto zu gewöhnen."

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa ist vom MP4-19 und dem neuen Motor begeistert

"Als Testfahrer habe ich keinen besonderen Verantwortungsbereich auf dem ich arbeite. Die Fahrer teilen sich die verschiedenen Pflichten unter sich auf", so de la Rosa weiter. "In den vergangenen Wochen habe ich Reifentests für Michelin durchgeführt, an der Zuverlässigkeit gearbeitet, bin längere Abschnitte gefahren und habe am Setup des Chassis gearbeitet. Es hängt alles davon ab, welches Programm einem die Ingenieure für den Tag vorgeben."#w1#

McLaren-Piloten sind sich sehr ähnlich

Laut Pedro de la Rosa haben alle Fahrer im Team einen ähnliche Fahrstil und fahren mit vergleichbaren Setups, was die Arbeit natürlich deutlich einfacher gestaltet. "Aber wir haben natürlich manchmal verschiedene Vorlieben, was die Einstellung des Motormappings oder die Traktionskontrolle angeht. Es kann also sein, dass ich mit Kimis Setup fahren muss, um Dinge für ihn zu überprüfen. Wir werden auch manchmal Dinge gefragt, die nicht zu unserem Stil passen, aber es ist natürlich im Sinne des Teams und des ganzen Entwicklungsprogramms. Im Normalfall fahren wir in Sachen Setup jedoch mit der gleichen Basis, die sich nur minimal unterscheidet."

Die Schattenseite des Testfahrerdaseins

Weil die Zeit auf der Strecke während eines Rennwochenendes so stark limitiert ist, arbeitet das Testteam an einem Tag für gewöhnlich länger als das Rennteam. Doch de la Rosa macht seine Arbeit Spaß, auch wenn er weiß, dass er 2004 wohl keine Rennen bestreiten kann. Dennoch hat natürlich auch sein Job so seine Schattenseiten: "Ich denke, dass der härteste Teil meiner Arbeit die Tatsache ist, dass ich zu Beginn eines Grand Prixs nicht die roten Lichter ausgehen sehe, während ich auf der Startaufstellung stehe. Aber es ist für einen Testfahrer wichtig, motiviert zu sein, auch wenn man weiß, dass man keine Rennen fahren wird. Das kann aber natürlich einmal passieren."

Frühe Fertigstellung des MP4-19 großer Vorteil

Was die Chancen seines Teams für die kommende Saison angeht, gibt sich der 32-Jährige optimistisch: "Wir müssen einen Vorteil aus der Tatsache ziehen, dass der MP4-19 früh fertig war, in Kalenderwoche 48 des Vorjahres, um genau zu sein. Wir haben im November mit den Tests begonnen und waren damit das erste Team, das mit dem 2004er-Auto fuhr. Das ist besonders in einer Meisterschaft wichtig, in der die Zuverlässigkeit so wichtig ist, gerade jetzt aufgrund der Einmotorenregel. Dies ist auch wichtig, weil der Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Platz nur zwei Punkte beträgt. Bei 18 Rennen in diesem Jahr wird es wichtig sein, konstant auf dem Podium ins Ziel zu kommen. Wer dies am häufigsten tut, wird die Meisterschaft gewinnen."

"Es gibt noch Gebiete, auf denen wir uns verbessern können"

Ist Pedro de la Rosa mit der Leistung des MP4-19 zufrieden? "Wir haben schon den Vorteil gesehen, den wir aus der Tatsache ziehen, dass wir so früh fertig waren. Das Auto hat sich seit Mitte Januar deutlich verbessert. Zum Beispiel habe ich an einem Tag in Jerez zwei Grand-Prix-Distanzen abgespult. Ich habe das Gefühl, dass wir im Moment Fortschritte erzielen, aber es gibt noch ein paar Gebiete, auf denen wir uns verbessern können."

Es gibt zum Beispiel das Gerücht, wonach der neue Mercedes-Motor zwar bärenstark, aber noch nicht zuverlässig genug ist: "Ich bin von unserem neuen Motor schwer beeindruckt", so de la Rosa. "Aufgrund der neuen Regel haben die Leute gedacht, dass wir in diesem Jahr weniger Power haben, aber schon zu diesem Zeitpunkt des Jahres ist der neue Mercedes-Motor gleich stark, was die Leistung angeht."

Abtrieb-Verlust bereits wettgemacht

Auch mit Chassis ist der Spanier zufrieden: "Wir haben schon den Verlust an Abtrieb wettgemacht, der durch die Regelveränderungen herbeigeführt worden war, zum Beispiel der Veränderung des Heckflügels. Hinzu kommt, dass die Balance des Autos sehr gut ist und wenn man ein sehr gut ausbalanciertes Auto hat, dann stellt der aerodynamische Abtrieb einen weniger wichtigen Faktor dar. Wir sind in Bezug auf dieses Gebiet sehr zuversichtlich."

Ferrari ohne Titelchance?

Der Testfahrer der "Silbernen" glaubt ferner, dass Reifenpartner Michelin im Trockenen einen Vorteil gegenüber Bridgestone haben wird: "Und ich habe das Gefühl, dass sie sich auch in Bezug auf die Regenreifen verbessert haben. Und wie geht der Kampf um den Titel aus? "Es wird mit Sicherheit wieder sehr eng werden. McLaren-Mercedes, Williams und Renault sind meine Favoriten und ich habe das Gefühl, dass Ferrari ein wenig enttäuschend sein wird, auch wenn sie Rennen gewinnen. Ich denke, dass der Titelkampf erneut erst im letzten Rennen entschieden werden wird."