• 22.09.2001 12:15

  • von Fabian Hust

David Coulthard im Interview

Der McLaren-Mercedes-Pilot spricht über seinen neuen Teamkollegen Kimi Räikkönen und seine Zukunft bei den Silberpfeilen

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Frage: "Mit alldem, was vorgefallen ist, war es für euch ein schwieriges Wochenende, um Leistung zu zeigen?"
David Coulthard: "Können wir sagen, dass wir ein schwieriges Wochenende hatten? Wir können uns kaum ausmahlen, was dies für ein schwieriges Wochenende für eine Menge Leute war, nachdem, was alles in den USA vorgefallen ist. Und dann für jene von uns, die gegen Alex fuhren, das traf sowohl die CART-Meisterschaft als auch die Leute in Europa. Es war eine sehr schockierende Woche. Solche Dinge stellen immer in Frage, was wir tun und wie wichtig es überhaupt ist, was wir tun. So gesehen ist es nicht wichtig, aber ich denke dennoch ganz ehrlich, dass Sport etwas ist, dass es den Leuten ermöglicht, ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen. Das gilt für Fußball und alle anderen Sportarten, dessen Fan du bist. Man geht hin, jubelt und spendet Beifall und möchte, dass jemand bestimmtes gewinnt. Ich denke, dass es die Flucht von der Realität ist, weswegen ich glaube, dass es richtig ist, dass wir gefahren sind und ich glaube auch, dass wir nach Amerika gehen sollten, wenn die Sicherheit dort garantiert ist."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard findet es schade, dass Mika Häkkinen das Team verlässt

Frage: "Was denkst du also über Indianapolis?"
Coulthard: "Ich denke, dass wir als Sport irgendwo zusammenhalten, ob wir nun gehen oder nicht. Vermutlich ist wohl jeder etwas nervös, was denn nun passieren wird. Natürlich möchtest du nicht über den Atlantik fliegen, wenn dir nicht gesagt wurde, was passieren könnte. Wir werden warten und sehen, was die Führungskräfte entscheiden werden."

Frage: "Es war natürlich alles sehr störend, aber war es für dich 'business as usual' als du in das Auto eingestiegen bist?"
Coulthard: "Im Auto ist es 'business as usual' aber außerhalb des Autos kann man nicht verhindern, dass man von dem berührt wird, was um dich herum geschieht. Aber man muss sich auf den Job im Auto konzentrieren, ansonsten bringt man sich selbst und die anderen in Gefahr."

Frage: "Was war deine Position zum Vorschlag, eine sichere erste Runde zu haben?"
Coulthard: "Ich denke, dass wir hier zum Rennfahren da sind und dies auch tun sollten. Ich denke aber auch, dass es absolut vernünftig ist, die Schwierigkeiten der ersten zwei Schikanen hervorzuheben, nach dem, was im letzten Jahr hier passiert ist, was in dem Formel-3000-Rennen geschehen ist und was die allgemeine Stimmung angeht. Ich verstehe die Ansichten jener, die sagen, lasst uns einfach Rennen fahren, unsere Arbeit machen, weil wir Rennfahrer sind. Aber ich kann auch die Ansicht verstehen und unterstützen, dass wir einfach ein wenig vorsichtiger sein sollten. Es bedeutet ja nicht, dass man nicht fahren soll. Aber man muss in die erste Kurve als Wettbewerber gehen können. Aus diesem Grund ist es enttäuschend, wenn manche zu schnell nach innen reinziehen und dich anrempeln."

Frage: "Und im letzten Jahr warst du in der Mitte eingeklemmt?"
Coulthard: "Das hätte für die Fahrer ziemlich übel enden können und für den Streckenposten war es das gewesen."

Frage: "Also hast du Michael unterstützt, aber als es anders herum lief, hast du dich auch damit abgefunden?"
Coulthard: "Ich war glücklich, mit der Mehrheit zu gehen, nicht weil ich nicht meine eigene Meinung für das eine oder andere hatte. Meiner Meinung nach ist man zum Schluss einfach losgefahren und war in der ersten Kurve etwas vorsichtiger. Daran ist überhaupt nichts falsch. Wir alle wissen, dass es ein Limit gibt, an dem man bremsen kann und wenn man über diesen Punkt geht? Manchmal geht man ein bewusstes Risiko ein, das aufgehen kann, wenn dir einer Raum lässt. Ein anderes Mal weiß man, dass wenn der andere dir die Türe zumacht, dass es das dann war."

Frage: "Zum Rennen, wärst du besser als Fünfter geworden?"
Coulthard: "Wir wären möglicherweise nicht besser gewesen, aber wir werden es nie erfahren, weil wir nicht dabei waren. Wir hätten im Verlauf des Rennens schneller werden sollen, mehr als die anderen um uns herum. Klar wird jeder schneller, wenn die Benzinmenge sinkt und ich denke, dass unser Auto ein Fenster hat, das besonders mit wenig Abtrieb gut funktioniert - und das war zu Beginn des Rennens noch nicht der Fall. So ist es."

Frage: "Du bist für das nächste Jahr bestätigt. Du wusstest das natürlich schon eine ganze Weile, war die Sicherheit für dich gut?"
Coulthard: "Die Sache ist die, dass ich es nicht so sehr als Sicherheit ansehe, ich sehe es als die Tatsache an, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, für sie weiterhin zu fahren und ich denke, dass dies das überwiegende Gefühl ist. Wir kennen uns jetzt alle schon sehr lange. Es ist nicht eine Frage von 'bitte gib mir die Sicherheit, so dass ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann'. Ich muss mich einfach auf die Arbeit konzentrieren. Ich wusste schon seit einiger Zeit, wie meine Zukunft kurz- und langfristig aussieht."

Frage: "Du hast dich jetzt sehr an Mika gewöhnt, aber freust du dich, dass mit deinem neuen Teamkollegen frische Luft in das Team kommt?"
Coulthard: "Ich freue mich nicht darauf, aber damit will ich nicht sagen, dass ich Kimi nicht im Team willkommen heiße. Ich war mit der Arbeitsbeziehung zu Mika absolut zufrieden und wenn ich sagen würde, dass ich mich auf den Wechsel freue, dann würde das heißen, dass ich es kaum erwarten kann, dass Mika geht! Überhaupt nicht. Aber ich kann seine Entscheidung verstehen, ich glaube, dass Mika Kimi helfen kann, das Team kennen zu lernen. Er wird eine andere Persönlichkeit sein, mit der man anders zusammenarbeiten wird. Er wird sich natürlich mehr an das McLaren-System anpassen müssen als dass sich das McLaren-System an ihn anpasst. Dann muss er nur noch in das Auto steigen und seiner Arbeit nachgehen."

Frage: "Du hast deine Karriere in einem sehr angesehenen Team begonnen. Es wird für ihn wohl sehr fremd sein, in einer Situation zu sein, in der man erwartet, dass er sofort siegt und Poles holt?"
Coulthard: "Ich denke nicht, dass dies schwierig ist. Ich denke, dass man wirklich nur Auto fahren muss. Ich habe meinen 21. Grand Prix gewonnen und er kann im nächsten Jahr den vierten Grand Prix gewinnen, so wie ich das tat. Die große Frage ist: bist du gut genug, um der Aufgabe gewachsen zu sein? Mit Sicherheit ist er gut genug."

Frage: "Du hast gesagt, Gewissheit ist kein Thema, aber Ron hat klar gemacht, dass er Mika gerne wieder willkommen heißen würde. Drei Fahrer für zwei Cockpits in einem Jahr würde nicht funktionieren, machst du dir also keine Sorgen?"
Coulthard: "Um es absolut deutlich auszudrücken, ich mache mir da keine Sorgen. Das betrifft mich nicht."

Frage: "Aber so sieht das die Welt doch?"
Coulthard: "Kann ich es noch deutlicher sagen? Du hast das jetzt exklusiv, um es der Welt mitzuteilen!"

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