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  • 08.06.2001 22:24

  • von Fabian Hust

David Coulthard im Interview

David Coulthard spricht über Monaco, die technischen Probleme, den Newey-Streit und seine Chancen auf den WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Schauen wir noch einmal nach Monaco zurück. Ich nehme an, dass Du nach Deiner Pole Position sehr zufrieden warst. Hat Dir das einen Schub verliehen?"
Coulthard: "Bevor wir nach Monaco kamen, hatte ich Zweifel, was unsere Leistung im Qualifying angeht, denn Ferrari war auf diesem Gebiet in diesem Jahr sehr stark. Aber als wir erst einmal dort waren, fanden wir heraus, dass wir gut mit den Reifen arbeiten konnten und die Entscheidung, mit angefahrenen Vorderreifen zu fahren, war goldrichtig. Wenn die Rillenreifen anfangen, zu körnen, dann bekommt man Untersteuern, was einen viel Zeit kostet. Das war eine gute Überlegung und Strategie von uns und ich konnte voll angreifen. In Monaco ist die Pole Position für das Rennen ein großer Vorteil. Leider haben wir daraus nichts machen können. Aber ich hatte das ganze Wochenende über das Gefühl, dass wir es packen könnten und das ist gut für das Team und zeigt, dass wir mit dem Auto Fortschritte machen."

Titel-Bild zur News: David Coulthard mit Freundin

David Coulthard ist zur Zeit in der Formel seines Lebens

Frage: "Gibt es genauere Hinweise, was exakt die Ursache für das Problem beim Start in Monaco war?"
Coulthard: "Wir haben das Problem lokalisieren können. Es hatte nichts mit der Traktionskontrolle oder der Launch-control zu tun. Es war ein Systemfehler, den wir nach dem Rennen aus der Welt schaffen konnten. Ich glaube nicht, dass wir das Problem noch einmal haben werden. Es ist nur Pech, dass ich diese drei Probleme bei den Starts hatte, zwei passierten in Rennen und nur einer bei den Tests. Ich hoffe, dass wir die Probleme jetzt hinter uns haben."

Frage: "Du scheinst Pech zu haben, wenn es um mechanische Probleme geht, gerade jetzt, wo du bei der Musik bist. Ist das frustrierend?"
Coulthard: "Mechanische Probleme sind immer frustrierend, aber sie balancieren sich im Laufe deiner Karriere meistens aus. Wir müssen nur härter arbeiten. Wir können nicht sagen, dass die anderen Teams mehr Glück haben. An diesem Wochenende werden wir hart arbeiten, um etwas von Michael Schumachers 12-Punkte-Führung wegzuknabbern."

Frage: "Wenn Du am Sonntag auf die Startaufstellung gehst, wie kannst du die Zweifel aus deinem Kopf verdrängen, dass du vielleicht doch noch einmal ein Problem haben könntest?"
Coulthard: "Ich konzentriere mich nur auf den Start, denke über meine Strategie und das Set Up nach. Ich werde daran denken, wie ich das Rennen gewinnen kann, nicht an mechanische Probleme. Probleme können immer auftauchen, sie sind Teil des Grand-Prix-Sports."

Frage: "Glaubst du, dass die Verbesserung deiner Leistung hauptsächlich von deiner mentalen Herangehensweise herkommt?"
Coulthard: "Ich denke, wenn man sich meine Karriere anschaut, dann lernt man mit Problemen umzugehen, die auf einen zukommen. Man sagt, dass Probleme charakterbildend sind, aber ich möchte doch einmal behaupten, dass mein Charakter nun ausgewachsen ist! Ich möchte einfach einen guten Lauf haben, zu Rennwochenenden gehen, keine Probleme haben und gute Ergebnisse herausfahren. Ich denke, dass ich das in dieser Saison getan habe. Auch bei den zwei Rennen, bei denen ich von ganz hinten starten musste, gelang es mir, noch Punkte zu holen. So kann man keine WM gewinnen, aber Punkte an schlechten Tagen könnten am Ende der Saison sehr wichtig sein."

Frage: "Hat dich die Situation um Newey in irgend einer Art und Weise gestört?"
Coulthard: "Überhaupt nicht. Das ist etwas, womit sich Ron Dennis und die anderen beschäftigen müssen. Ich habe ein Auto und ich arbeite mit meinen Ingenieuren zusammen, um das beste aus ihm herauszuholen. Adrian ist ein Schlüssel für das Set Up, aber ich arbeite an der Rennstrecke nicht mit ihm als Ingenieur zusammen. Auf mein Rennwochenende wird dies keine Auswirkung haben."

Frage: "Wir lief der Test in der letzten Woche in Magny-Cours?"
Coulthard: "Er war sehr produktiv und hat uns bei der Reifenwahl für das Rennen hier in Montreal und den Großen Preis von Frankreich geholfen. Wir haben auch verschiedene aerodynamische Verbesserungen in Danielsson getestet und das Ergebnis dieses Tests fahren wir hier in Montreal. Man versucht sich immer auf allen Gebieten zu verbessern und wir haben auch am Set Up und der Art und Weise, wie ich das Auto fahre, gearbeitet."

Frage: "Was denkst du über die Rennstrecke von Montreal?"
Coulthard: "Ich liebe diese Strecke. Ich bin hier nie auf dem Podium ins Ziel gekommen, aber ich habe hier schon einige Male geführt. Das gibt mir die Zuversicht, dass ich mit dieser Strecke zurechtkomme. Es ist nicht garantiert, dass wir hier die Schnellsten sein werden, also wird es an diesem Wochenende ein harter Kampf werden. Mein Ziel ist es, zu gewinnen und auf Ferrari aufzuschließen."

Frage: "Stört es dich, dass die Presse dir mehr und mehr WM-Chancen zuschreibt?"
Coulthard: "Ich versuche, den Medien keine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin mir sehr bewusst, dass sich das schlagartig ändern könnte. Klar, wenn man etwas positivere Presse hat, dann könnte das einen negativen Effekt auf deine Gegner haben, aber in Wahrheit sind die meisten schon lange genug dabei, um zwischen den Zeilen zu lesen. Es gibt eine Nachfrage für diese Art von Berichterstattung da der Sport so populär ist, also kann man es sich nicht leisten, zu empfindlich zu sein."

Frage: "Denkst du an den Titel?"
Coulthard: "Nein, überhaupt nicht, denn der Titel ist das Ergebnis einzelner Rennen. Natürlich ist es dein Ziel zu Beginn der Saison und man möchte die meisten Rennen gewinnen und als Champion gekrönt werden. Aber man muss jedes Rennen nehmen, wie es kommt. Wir können die ersten sieben Rennen anschauen und sagen, dass wir einen guten Job erledigt haben, aber wir hätten noch besser sein können. Wir arbeiten daran und ich bin zuversichtlich, dass wir es packen können."