• 27.05.2010 23:10

  • von Stefan Ziegler

Das Schumacher-Manöver: Regelklärung gewünscht

Zwei Wochen nach dem Manöver von Michael Schumacher gegen Fernando Alonso ist sich das Fahrerlager noch immer uneins über die Regeln

(Motorsport-Total.com) - Darf überholt werden oder nicht? Mit dieser Frage setzten sich die Teams der Formel 1 auseinander, als der Große Preis von Monaco 2010 in seine letzte Runde ging. Das Safety-Car bog wenig später in die Boxengasse ab, die Strecke war freigegeben und grüne Flaggen wurden geschwenkt - doch das Überholmanöver von Michael Schumacher gegen Fernando Alonso wurde als regelwidrig eingestuft.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Das Manöver von Michael Schumacher sorgt noch immer für viel Verwirrung...

Darauf verständigte sich die Rennleitung nach einer mehrstündigen Beratung. Schumacher wurde im Anschluss an den Grand Prix mit einer nachträglichen Durchfahrtsstrafe bedacht und bis auf Rang zwölf zurückgereicht. Vollkommen überzeugt ist der 41-Jährige vom Ausgang dieser Geschichte aber nicht: "Ich kann nicht mehr sagen als direkt nach dem Rennen ", so Schumacher in Istanbul.#w1#

Monteiro: Der Fehler liegt bei Schumacher

"Grüne Flagge, ein Versuch. Die Regeln waren eben anders, als wir sie interpretiert haben, und die Punkte sind nun futsch", fasst der Mercedes-Pilot zusammen und erklärt sein Handeln: "Das Team hatte mich informiert und ich hatte mich vorbereitet. Ich habe im Auto alles gecheckt, um für dieses spezielle Manöver vorbereitet zu sein" - mit Erfolg, denn der Überholversuch gegen Alonso gelang.

"Wichtig ist, dass man die Situation versteht." Michael Schumacher

Weniger glücklich für Schumacher war allerdings, dass die Rennleitung eine andere Interpretation der Regeln heranzog. Nun möchten die Verantwortlichen für Klarheit sorgen und die entsprechenden Paragraphen präzisieren. "Wichtig ist, dass man die Situation versteht", sagt Schumacher. "Die FIA hat im Zuge des Monaco-Vorfalls etwas festgestellt und nun wollen sie die Situation verbessern."

"Das ist für den Sport doch nur gut. Ich freue mich darüber, dass es passiert", gibt der Deutsche vor dem Türkei-Rennen zu Protokoll. Für den ehemaligen Formel-1-Piloten Tiago Monteiro ist die Lage indes vollkommen eindeutig, wie er gegenüber 'Motorsport-Total.com' betont: "Es war ein Fehler. Das Feld befand sich in der letzten Runde, also darfst du in diesem Fall nicht überholen", meint Monteiro.¿pbvin|512|2752|inside|0|1pb¿

Palmer sieht keinen Interpretations-Spielraum

"Selbst wenn grüne Flaggen gezeigt werden - wenn sich das Feld in der letzten Runde befindet, so gilt das Überholverbot. So sagen es die Regeln und diese musst du kennen. So einfach ist das", bringt es der portugiesische Rennfahrer auf den Punkt und fügt an: "Michael, als Rennfahrer, ist das Risiko eingegangen und seinem Instinkt gefolgt. Das kann ich verstehen. Nichtsdestotrotz ist es ein Fehler."

"Bei dieser Geschichte sollte es eigentlich um Tatsachen gehen - und nicht um Interpretationen." Jonathan Palmer

Der frühere Grand-Prix-Fahrer Jonathan Palmer kann angesichts der "Manöver-Kritik" nach Monaco nur den Kopf schütteln. "Bei dieser Geschichte sollte es eigentlich um Tatsachen gehen - und nicht um Interpretationen", sagt der Serienchef der Formel 2 gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Laut Palmer gibt es nur zwei Möglichkeiten: "Entweder ist das Manöver regelkonform oder eben nicht."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Monaco


Doch bei der Beantwortung dieser Frage gerieten selbst Rennfahrer ins Schwitzen, die sich selbst als regelfest betrachten. "Vor dem Saisonstart habe ich mir das Regelwerk zu Gemüte geführt. Nach China habe ich noch einmal einen Blick hineingeworfen", sagt Renault-Fahrer Robert Kubica vor dem Großen Preis der Türkei. "Ich wollte einfach sicherstellen, dass ich diesbezüglich absolut firm bin."

Kubica schlägt vor: Zurück zu den alten Regeln

War dem Polen das intensive Regelstudium beim Monaco-Rennen eine Hilfe? Eher nicht, denn auch Kubica wollte noch einmal eine Attacke wagen. "Ich wollte überholen", bestätigt der 25-Jährige vor dem Grand Prix in Istanbul. "Das Team hatte mir nichts gesagt. Es ist schließlich mein Job, die Regeln zu lesen. Aber wenn das Safety-Car hereinkommt, dann wird das Rennen neu gestartet", so Kubica.

"Die Regeln sind überaus kompliziert. Ich denke, darin stimmt jeder überein." Robert Kubica

"So sehe ich das. In meinen Augen war die Streck zwar nicht frei, aber die Nachricht war recht einfach" - aber augenscheinlich missverständlich, wie der "Fall Schumacher" eindrucksvoll beweist. Auch Kubica ist nach Monte Carlo etwas verwirrt: "Mein Verständnis der Regeln sagte mir, was ich in besagter letzten Runde zu tun hatte, denn das Safety-Car bog mit ausgeschalteten Lichtern ab."

"Offensichtlich gibt es aber zwei oder drei mögliche Interpretationen. Die Regeln sind also überaus kompliziert. Ich denke, darin stimmt jeder überein", hält der polnische Rennfahrer fest. "Es ist überaus schwierig, alles richtig zu machen. Früher durfte man ein Überholmanöver erst ab der Start- und Ziellinie beginnen. Es wäre viel einfacher, wenn man wieder die alten Regeln hernehmen würde..."