• 09.09.2007 12:14

  • von Michael Noir Trawniczek

Das Leben ohne Traktionskontrolle

Welche Auswirkung wird das (noch nicht ganz gesicherte) Verbot der Traktionskontrolle ab der 2008 auf die Formel 1 haben?

(Motorsport-Total.com) - "Siehst du, das wäre ihm mit einer Traktionskontrolle nicht passiert", sagt Alexander Wurz im Gespräch, als wir uns in der Williams-Hospitality gemeinsam den ersten GP2-Lauf in Monza ansehen. Was war passiert? Landsmann Andy Soucek geriet in der schnellen 'Parabolica' von der Strecke - beim Wiedereintritt auf die Fahrbahn brach ihm das Heck aus, so dass der Austrospanier just in den Wagen von Andreas Zuber krachte.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Ab kommender Saison sollen die Reifen wieder öfters rauchen

Wurz sieht die Traktionskontrolle nicht als eine reine Fahrhilfe, sondern auch als ein Hightech-Werkzeug, mit dessen Hilfe man das Optimum aus dem Fahrzeug heraus holen kann. Doch Wurz wird damit leben müssen, dass die Traktionskontrolle im kommenden Jahr abgeschafft wird.#w1#

Ohne Standard-ECU kein Verbot der Traktionskontrolle

Mario Theissen

Mario Theissen verrät, dass das Verbot gekippt werden könnte Zoom

Oder auch nicht. Denn BMW Motorsport Direktor Mario Theissen bestätigte: "Sollte es wegen der aktuellen Probleme doch nicht zur Einführung der neuen Standard-Elektronik kommen, dann wird auch die Traktionskontrolle bleiben." Noch ist es also nicht hundertprozentig sicher, dass im kommenden Jahr das Knattern der Traktionskontrolle verschwinden wird.

Noch allerdings ist die Abschaffung der Traktionskontrolle vorgesehen. Einige Piloten haben bereits ohne das Helferlein getestet. Nico Rosberg erklärte im Rahmen eines Mediengesprächs im Fahrerlager des Autodromo von Monza: "Ich verrate nicht, wie oft ich bereits ohne TC gefahren bin - denn das sind wichtige Informationen hinsichtlich der kommenden Saison. Was glaubst du, wie nervös wir werden würden, wenn ein Konkurrent sagen würde, dass er bereits seit einem Jahr ohne Traktionskontrolle testet?"

Nick Heidfeld bestätigt im Mediengespräch: "Ja, ich habe bereits ohne Traktionskontrolle getestet - aber noch nicht mit der neuen Standard-Elektronik. Wir haben einfach die Traction Control ausgeschaltet."

Auch weitere Fahrhilfen werden verschwinden

Nick Heidfeld

Heidfeld weiß, dass nicht nur Traktionskontrolle verschwinden soll Zoom

Heidfeld glaubt daran, dass die Verbannung der Traktionskontrolle einen großen Unterschied ausmachen wird: "Ganz klar - weil man sich halt die letzten Jahre über recht stark daran gewöhnt hat." Der Mönchengladbacher verrät, dass mit dem Verbot der Traktionskontrolle auch noch weitere Fahrhilfen abgeschafft werden: "Es fällt ja nicht nur die Traktionskontrolle weg - sondern es haben ja mittlerweile auch alle Teams eine Einrichtung mit der Motorbremse, so dass auch hier nicht blockiert werden kann - und auch diese Einrichtung fällt im nächsten Jahr weg. Und das Differenzial darf auch nicht mehr so weit gesteuert werden."

Heidfeld glaubt auch an einen Veränderung im Kräfteverhältnis, zumindest was die Abstände der Teams und Piloten betrifft: "Ich bin mir sicher, dass sich etwas ändern wird, im Verhältnis zwischen den Teams - wie viel, kann man schwer sagen. Aber es wird auch zwischen den Fahrern Unterschiede geben."

Heidfeld: "Abstände werden größer"

Heidfeld erklärt: "Wenn ich mich an die Zeit erinnere, als die Traktionskontrolle wieder erlaubt wurde, war es auch so, dass die schnellen Fahrer schnell waren und die langsamen Fahrer langsam - nur dass sie halt etwas näher zusammengerückt sind. Und in diesem Sinne erwarte ich, dass sie nun wieder weiter auseinander rücken werden."

Die Traktionskontrolle war für die Formel-1-Teams eine Möglichkeit, gegenüber dem Konkurrenten einen technischen Vorteil zu erarbeiten - dieser fällt nun weg. Theissen ist davon überzeugt, dass BMW Sauber F1 mit dem Verbot der Traktionskontrolle einen solchen Vorteil verlieren wird: "Ich gehe davon aus, dass wir etwas verlieren werden - aber ob wir mehr als unsere Mitbewerber verlieren werden, weiß ich nicht. Da können wir uns dann im nächsten Jahr darüber unterhalten."