• 23.11.2004 09:53

Das große Interview mit Mark Webber

Der BMW-Williams-Neuzugang im ausführlichen Interview über einen neuen Abschnitt seiner Karriere und noch viel mehr

(Motorsport-Total.com) - Die australische Achse zwischen Mark Webber und Technikchef Sam Michael bei BMW-Williams ist im Land der Kängurus Auslöser einer neuen Formel-1-Euphorie. Im Rahmen einer Videokonferenz hat sich Webber gestern mit den Medien seiner Heimat unterhalten und dabei tiefe Einblicke in seine Karriere erlaubt.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber gehört bald zur Riege der Top-Fahrer in der Formel 1

Frage: "Mark, du bist jetzt bei BMW-Williams. Was sind deine ersten Eindrücke vom Team?"
Mark Webber: "Ich bin natürlich wahnsinnig aufgeregt, jetzt bei einem Team mit so großer Geschichte zu sein, und ihre Resultate in den letzten 25 Jahren in der Formel 1 waren unglaublich. Auch für den Sport waren sie ein großartiges Team. Frank hat in all den Jahren eine bemerkenswerte Organisation geführt. Ich werde ja schon diese Woche die Arbeit mit dem Team aufnehmen. Dann werde ich es wohl auch richtig begreifen."#w1#

"Wichtig, mich mit Sam Michael gut zu verstehen"

Frage: "Wahrscheinlich hast du auch schon deine ersten Anweisungen von deinem Landsmann Sam Michael, der ja Technischer Direktor ist, erhalten, nicht wahr?"
Webber: "Ja. Sam hat natürlich großen Einfluss darauf, wie das Team geführt wird, und er sagt auch den Fahrern, wie sie ihre Arbeit zu erledigen haben. Ich stehe recht oft in Kontakt mit ihm. Wir unterhalten uns meistens darüber, was im Team so los ist und was er darüber denkt oder wie er zu speziellen Situationen im Team steht. Es ist wichtig für mich, mich gut mit ihm zu verstehen."

Frage: "Hast du heute auch noch viel Arbeit vor dir, wenn dieses Interview vorbei ist?"
Webber: "Ja, ein bisschen. Wir müssen den Sitz noch einmal checken, denn es stehen ja die Tests an, und ein paar andere Sachen. Außerdem werde ich viele Leute bei Williams treffen, die ich bisher noch nicht kennen gelernt habe. Ein paar kenne ich schon, klar, aber es gibt hier natürlich viele Menschen, die in der Fabrik arbeiten. Früher stand ich ja noch bei Jaguar unter Vertrag. Da wäre es nicht richtig gewesen, schon hier aufzutauchen, aber jetzt ist der optimale Zeitpunkt."

Frage: "Die Erfolge, die Williams in der Vergangenheit gehabt hat, sind beeindruckend. Schüchtert dich das auch ein wenig ein oder stimmt es dich einfach nur zuversichtlich?"
Webber: "Natürlich möchte ich auf die Geschichte, die es hier schon gibt, ein weiteres Kapitel aufbauen. Ich denke, dass das neue Auto sehr gut sein wird, denn ich möchte sehr, sehr früh um Siege mitfahren. Am wichtigsten ist, von Anfang an vorne dabei zu sein. Wir arbeiten darauf hin, Grands Prix zu gewinnen - und wenn wir oft genug gewinnen, ist viel möglich. Meisterschaften sind aber schwerer zu holen als Einzelsiege, schätze ich. Siege wollen wir aber sofort ins Auge fassen."

Frage: "Du wirst noch diese Woche erstmals einen FW26 fahren. Was erwartest du dir davon im Vergleich zu anderen Formel-1-Fahrzeugen, die du bisher schon kennen gelernt hast?"
Webber: "In jedem noch so kleinen Bereich wird es Detailunterschiede geben. Der Motor, wie die Aerodynamik funktioniert, das Chassis und die Elektronik - alles zusammen macht ein schnelleres Auto aus als das, was ich bisher gefahren bin, nämlich den Jaguar. Wenn ein Auto von der Rundenzeit her nur um eine Sekunde schneller ist, spürt das ein Fahrer. Wenn man auf die Stoppuhr schaut, ist eine Sekunde nicht viel, aber in unserem Geschäft ist es eine halbe Ewigkeit. Das wird mir von Anfang an Zuversicht und Selbstvertrauen geben, denke ich. Darauf will ich schnell aufbauen, denn heute sind wir noch nicht gut genug. Wir müssen aufbauen."

Frage: "Was sind deine Ziele für den ersten Test in Barcelona?"
Webber: "Ich werde das Team kennen lernen, denke ich. Ich werde im alten Auto fahren und in erster Linie Reifen testen, denn Reifentests sind sehr wichtig für uns. Diese beiden Faktoren sind für mich am wichtigsten. Das erste Rennen ist noch weit, weit weg, aber umso wichtiger ist es, dass wir jetzt das Fundament legen. Antonio wird mit dem zweiten Auto ein etwas anderes Programm verfolgen, um Kilometer auf die einzelnen Komponenten zu bekommen."

Frage nach dem Teamkollegen kümmert Webber kaum

Frage: "Für eine Weile sah es so aus, als würde Jenson Button dein neuer Teamkollege werden, aber jetzt hast du immer noch keinen. Machst du dir darüber Gedanken?"
Webber: "Nein, das kratzt mich nicht. Natürlich wäre mir Jenson recht gewesen, denn er ist jemand, der sich bereits an der Spitze der Formel 1 behauptet hat. Man will nämlich immer jemanden, mit dem man sich auf höchster Ebene messen kann. Wir testen jetzt aber einige Fahrer, die sehr schnell sind und das auch schon gelegentlich bewiesen haben, nämlich Anthony, Nick und Antonio. Es geht aber darum, eine ganze Saison über schnell zu sein, daher warten wir am besten einfach ab, was jetzt im Winter passiert."

Frage: "Testen werden nur Pizzonia, Davidson und Heidfeld. Rechnest du damit, dass einer aus diesem Trio dein Teamkollege wird?"
Webber: "Davon gehe ich aus, ja. Ich bin sehr zuversichtlich, dass einer dieser drei sehr schnellen Jungs 2005 mein Teamkollege sein wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch einer aus dem Hinterhof daherkommt und diese drei ausbremst."

Frage: "Williams ist in Grove stationiert, aber BMW baut die Motoren in Deutschland. Du giltst als Fahrer, der sehr engen Kontakt mit dem Team und den Ingenieuren bevorzugt. Wie wirst du dich mit den Motorenleuten in Deutschland austauschen?"
Webber: "Mir ist es wichtig, als Fahrer ein gutes Verhältnis zu ihnen aufzubauen. Es ist natürlich ein wichtiger Teil des Programms, einen starken Motor zu haben, und Williams arbeitet schon seit Jahren mit BMW zusammen, was sicher hilfreich ist. Man muss immer daran arbeiten, das Beste aus beiden Elementen des Pakets herauszuholen. Ich werde sicher ab und zu nach München fliegen und mich dort mit den Jungs im BMW-Werk treffen. Mein Vorteil ist, dass ich zu Beginn meiner Karriere schon mit einem anderen deutschen Hersteller, Mercedes-Benz, zusammengearbeitet habe, und von daher kenne ich die deutsche Arbeitsweise. Sie sind sehr, sehr präzise und leidenschaftlich und nutzen den Motorsport als Ausstellungsmöglichkeit für ihre technologischen Qualitäten. Für mich ist es gut, bei ihnen involviert zu sein."

Frage: "Zwischen jetzt und dem ersten Rennen im März ist dein Terminplan sicher ziemlich voll. Wie sieht er in etwa aus?"
Webber: "Es sind drei Tests geplant, einer jetzt im November und die anderen zwei im Dezember. Da werden wir noch mit dem alten Auto fahren. Im Januar oder Februar kommt dann das neue Auto heraus und dann werden es ein paar sehr hektische Wochen in der Vorbereitung auf Melbourne. Über Weihnachten und Neujahr habe ich drei Wochen frei, aber selbst da werde ich natürlich in ständigem Kontakt mit den Leuten in der Fabrik stehen. Ich kann es kaum noch erwarten, ins Auto zu steigen und nach Verbesserungen für nächstes Jahr zu suchen."

Diesen Winter kein Heimaturlaub in Australien

Frage: "Normalerweise bist du im Winter auch immer ein paar Wochen zuhause in Australien. Hast du dafür dieses Jahr Zeit?"
Webber: "Nein, ich werde hier in England bleiben und mich auf nächstes Jahr konzentrieren. Erst in der Woche vor dem Rennen fliege ich runter nach Australien, aber ich freue mich schon sehr darauf. Es ist immer großartig, die Saison in Melbourne zu beginnen. Es ist ein fantastisches Event und es wird sicher noch aufregender, wenn ich vorne mitmischen kann. Ich freue mich darauf."

Frage: "Speziell aus australischer Sicht ist Jack Brabham ein großer Name im Motorsport. Sicher kennst du Jack, aber was bedeutet dir der Name Brabham persönlich?"
Webber: "Sir Jack Brabham war ein riesiges Vorbild meines Vaters und dadurch hat Dad wohl auch seine Passion für den Motorsport entwickelt. Wenn es Sir Jack nicht gegeben hätte, würde ich wahrscheinlich heute nicht hier sitzen. Er hat sein Geschäft sehr erfolgreich gemacht - sehr umsichtig und mutig. Er hatte großen Erfolg und er hat die großen Teams mit viel kleinerer Artillerie geschlagen, wenn man so will. Dreifacher Weltmeister zu werden, das ist schon etwas Besonderes. Natürlich ist das alles schon viele Jahre her, aber ich bewundere ihn immer noch und unterhalte mich auch regelmäßig mit Sir Jack. Er schreibt mir ab und zu eine eMail. Er ist ein großartiger Kerl für unseren Sport und für unser Land."

Frage: "Ein anderer Australier, Alan Jones, hat vor 25 Jahren die Weltmeisterschaft gewonnen. Es war der erste Titel für Williams und der letzte eines Australiers. Ein gutes Omen für dich?"
Webber: "Alan Jones ist mit großem Respekt an seine Aufgabe bei Williams herangegangen. Wie gesagt, er hat 1980 seine erste Weltmeisterschaft gewonnen und auch die erste für Williams, und im Jahr darauf hat er immer noch einige Grands Prix gewonnen. Sein letzter Sieg für Williams war 1981 in Las Vegas. Es gibt also durchaus eine Williams-Geschichte mit Bezug zu Australien, und ich hoffe, dass ich dasselbe erreichen kann wie Alan damals. Seit dem letzten australischen WM-Titel ist schon eine Weile vergangen, und ich hoffe, dass ich das ändern kann."

Webber von früheren Williams-Fahrern beeindruckt

Frage: "Viele Fahrer bei Williams wurden an Alan Jones, der im Team sehr beliebt war, gemessen. Wie gehst du damit um, zu einem Team zu kommen, welches dich unter Umständen mit früheren Fahrern vergleichen wird?"
Webber: "Für jedes Team sind irgendwann gute, schlechte oder mittelmäßige Fahrer gefahren. Williams hat in seiner langen Geschichte natürlich viele Fahrer unter Vertrag gehabt. Wenn man sich die Namen anschaut, die für Frank und Patrick gefahren sind, dann ist das unglaublich. Da war so viel außergewöhnliches Talent im Team. Ab und zu werde ich sicher einen Ratschlag erhalten, wie dieser und jener Fahrer seine Arbeit angegangen ist, aber dafür habe ich ein offenes Ohr, denn ich will mich ja verbessern. Umgekehrt wird es hoffentlich auch Zeiten geben, in denen sie sehr stolz und glücklich mit meinen Leistungen sind."

Frage: "Vorhin haben wir über Jack Brabham gesprochen. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse war sein Cheftechniker, Ron Tauranac. Könnte sich so eine Beziehung auch zwischen dir und deinem Landsmann Sam Michael bei Williams ergeben?"
Webber: "Was Ron Tauranac angeht, stimmt das, denn er und Jack haben ein Auto gebaut, mit dem sie die ganze Welt herausfordern konnten. Mit Sam und mir ist das aber wahrscheinlich anders. Natürlich trägt Sam bei Williams eine gewaltige Verantwortung, aber heutzutage sind auch so viele Partner und andere Leute für den Erfolg eines Teams verantwortlich. Okay, wir sind beide Australier und wir verstehen uns gut, aber wir müssen es hinkriegen, auch unter Druck professionell miteinander zu arbeiten. Das müssen wir erst noch beweisen. Dieselbe Position bei Jaguar war mit einem Iren besetzt, mit dem ich auch sehr gut ausgekommen bin. Man muss sowieso mit dem auskommen, was da ist, und ich bin froh, dass es Sam ist."

Frage: "Wenn du und Sam in einem Pub bei einem Bier seid, versteht ihr sicher, was ihr sagen wollt..."
Webber: "Genau. Manchmal schimmert der australische Dialekt ein wenig durch (lacht). Die Engländer machen es uns dann nicht einfach. Vielleicht werden wir sie umpolen!"

Frage: "Du willst Rennen und die Weltmeisterschaft gewinnen. Ist Sam Michael in seiner Rolle als Technischer Direktor der wichtigste Mann hinter diesem Vorhaben?"
Webber: "Er ist natürlich sehr, sehr wichtig für mich, weil er die Dinge im Team einschätzen und in eine Richtung leiten kann - was heute, morgen oder in sechs Monaten passiert. Die Entscheidungen, die er macht, sind sehr wichtig, von daher ist es klarerweise wichtig, dass wir uns gut verstehen. Wichtig für mich sind aber auch die Mechaniker, zum Beispiel der Kerl, der die Tankanlage für die Boxenstopps vorbereitet und so weiter. Diese Jungs müssen jede Woche mein Auto tip-top vorbereiten. Es gibt so viele Mitarbeiter, die Einfluss auf meine Performance haben. Und dann ist da ja noch BMW. Alles muss miteinander harmonieren und es ist Sams Aufgabe, das sicherzustellen. Also ja, er ist wichtig, aber er muss auch mit dem Team arbeiten."

Anruf von Williams "werde ich nie vergessen"

Frage: "2002 bist du in Melbourne erstmals in der Formel 1 gefahren und wir alle erinnern uns noch an diesen denkwürdigen Tag. Über den Umweg Jaguar bist du jetzt bei einem der ganz großen Teams der Formel 1 gelandet. Wie ein Märchen, nicht wahr?"
Webber: "Ich hatte auch sehr viel Glück. Für Paul Stoddart war es zum Beispiel nicht einfach, mir das Minardi-Cockpit zu geben. Paul hat mir diese Chance gegeben, obwohl er von vielen Seiten unter Druck gesetzt wurde, das nicht zu tun, und dann hat bei Jaguar alles so richtig seinen Lauf genommen. Man wünscht sich immer noch bessere Resultate, aber Jaguar war nicht sinnlos für mich. Für mich war Jaguar ein fantastischer Schritt auf der Karriereleiter und ab und zu konnte ich vorne reinschnuppern. Es ist uns aber wahnsinnig schwer gefallen, kontinuierlich vorne mitzuhalten, obwohl einige unglaublich gute Leute bei Jaguar sind. Den Moment, als mich Frank Williams angerufen und mich gebeten hat, für sein Team zu fahren, werde ich nie vergessen. Ich wünsche mir eine lange und erfolgreiche Karriere in seinem Team. Märchen? Ich kenne mich damit nicht besonders gut aus, aber wenn wir ein paar gute Resultate schaffen, können wir nachts sicher besser schlafen..."

Frage: "Du bist in Queanbeyan nahe Canberra aufgewachsen. Die Formel 1 muss damals eine Ewigkeit entfernt gewesen sein. Was hat dich schlussendlich hierher gebracht? War es Glück, Talent, Management?"
Webber: "Wahrscheinlich eine Kombination aus allem. Viele Fahrer haben versucht, aus Australien wegzugehen, aber es ist gar nicht so leicht. Sich durch die Nachwuchsklassen zu arbeiten und dabei die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch das ist schwierig. Manchmal fragt man sich, ob man nicht etwas noch besser hätte machen können, ob man nicht hier und da Zeit vergeudet hat. Was willst du eigentlich erreichen? Im Prinzip ist das Ziel immer die Formel 1 und darauf muss man alles ausrichten. Die Art und Weise, wie ich hierher gekommen bin, ist unglaublich, und fast alle unsere Entscheidungen haben sich als richtig erwiesen. Dann kamen irgendwann Paul Stoddart, Flavio Briatore und Ron Walker (Australien-Grand-Prix-Chef; Anm. d. Red.) ins Spiel, die mir das Leben leichter gemacht haben, denn ich sitze ja nur im Auto und fahre so schnell es geht. Es gab ein paar Situationen in meiner Karriere, in denen musste ich Resultate abliefern, sonst wäre ich wieder zuhause in Australien gelandet. Jetzt bin ich da, aber ich habe in der Formel 1 noch überhaupt nichts erreicht. Da muss noch viel kommen. Ich bin jetzt am Basislager des Mount Everest. Der große Aufstieg kommt erst."

Webber wollte nie zu Renault, nur zu BMW-Williams

Frage: "Du hast Flavio Briatore erwähnt. Renault ist auch ein Top-Team auf dem aufsteigenden Ast und Flavio ist Teamchef dort. Was hat dich letztendlich dazu bewogen, zu BMW-Williams anstatt zu Renault zu wechseln?"
Webber: "Flavio und ich haben viel darüber gesprochen. Williams wollte mich unbedingt haben und ich hätte 2005 auch für Renault fahren sollen. Also mussten Flavio und ich gemeinsam eine Entscheidung treffen. Für mich stand von Anfang an Williams als erste Wahl fest. Ich will nichts gegen Renault sagen, denn sie sind ein großartiges Team mit einer großartigen Basis und ich kenne das Team aus meinem Jahr als Testfahrer vielleicht besser als jedes andere, doch bei Williams hat mich die lange Tradition und die Erfolgsgeschichte gereizt, in der ich mein eigenes Kapitel schreiben möchte. Es ist wie ein Traum für mich, für Frank zu fahren. Dann gibt es da natürlich auch noch die Sam-Michael-Verbindung. Sie sind interessiert daran, Rennen zu gewinnen und Rennsport zu betreiben - und das gefällt mir. Natürlich gibt es auch noch viele andere Dinge, die in einem so großen Team eine Rolle spielen, aber wir wollen einfach unseren Job machen."

Frage: "BMW-Williams hat das letzte Rennen der Saison 2004 gewonnen. Glaubst du, dass es möglich ist, den Schwung ins neue Jahr mitzunehmen und gleich in Melbourne den nächsten Sieg zu feiern?"
Webber: "Wenn wir nach Melbourne kommen, ist Brasilien längst vergessen. Das ist klar. Wir wollen in Melbourne unser Bestes geben, denn es ist eines von 18 (richtig wäre 19; Anm. d. Red.) Rennen der Weltmeisterschaft. Natürlich ist es nett, vor eigenem Publikum ein gutes Resultat herauszuholen, aber den Druck macht man sich selbst. Ich muss nach Melbourne kommen und ideal vorbereitet sein, genau wie bei allen anderen Grands Prix. Ich freue mich darauf aber sehr und möchte meinen Fans natürlich ein gutes Resultat schenken."

Frage: "Du hast bisher 50 Grands Prix bestritten und ein fünfter Platz ist dein bestes Resultat. Glaubst du, dass du das mit Williams, BMW und Michelin und den Leuten im Team bald verbessern kannst?"
Webber: "Ja, das muss ich, glaube ich. Darüber denke ich aber gar nicht viel nach. Es ist klar, dass die Erwartungshaltung gestiegen ist, gar keine Frage. Selbst im Jaguar bin ich manchmal unter die ersten Sechs gefahren, obwohl da weit weniger andere Autos ausgeschieden sind als in Melbourne 2002. Ich weiß, dass ich es kann, und jetzt habe ich ein weit besseres Auto zur Verfügung. Die Positionsanzeige auf der Boxentafel wird sich ändern. Ich muss nur schauen, dass sie möglichst schnell immer kleiner wird..."

Frage: "Kannst du uns etwas darüber erzählen, wie du in die Formel 1 gekommen bist und vor allem welche Menschen dich auf deinem Weg begleitet haben?"
Webber: "Es gibt viele Menschen, die mir in irgendeiner Form geholfen haben, auch Sportler wie Mick Doohan oder Lance Armstrong, zu denen ich aufblicke. Ich liebe es, Sport anzuschauen. Ich bin ein großer Sportfan und schöpfe aus allen möglichen Sportarten Inspiration. Aber es gibt natürlich auch die Menschen, denen man zuhören will und muss, und solche, denen man lieber nicht zuhören sollte - die nämlich, die dir in den Nachwuchsklassen nur das sagen, was du hören willst. Meinen Vater und Ann will ich nicht vergessen. Ich habe ein ganz kleines Team um mich herum aufgebaut, denn ich brauche keine 1.000 Leute, die mir sagen, wie toll ich bin. Darum geht es nicht. Man muss auf dem Boden bleiben und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Natürlich denke ich auch an Paul Stoddart und Flavio, und an John Harnden, der früher den Grand Prix von Australien organisiert hat. Diese Liste ist unglaublich lang. In Australien gibt es unzählige Menschen, die mir geholfen haben, und für sie möchte ich in den nächsten Jahren Erfolge einfahren. Für das Team sowieso."

Über das gemeinsame Training mit Lance Armstrong: "Fantastisch!"

Frage: "Ein Name, der eben gefallen ist, ist Lance Armstrong. Stimmt es, dass du kürzlich Zeit mit ihm verbracht hast?"
Webber: "Ja, ich bin nach Texas geflogen und bin mit ihm Rad gefahren. Es war fantastisch. Wir waren Mountainbiken, sind aber auch auf der Straße gefahren. Es hat Spaß gemacht. Er ist auf dem Rad natürlich eine Klasse für sich, während ich mit jedem Tag der Woche immer erschöpfter und erschöpfter wurde. Wir haben aber tolle Sachen unternommen und Lance ist wirklich eine Inspiration. Hoffentlich können wir uns dieses Jahr das eine oder andere Rennen geben."

Frage: "Melbourne wird das erste Rennen der Saison sein. Wie wird es sein, als einer der Fahrer eines Top-Teams zum Heim-Grand-Prix zu kommen?"
Webber: "Es wird ein ganz besonderer Moment in meinem Leben, keine Frage. Hoffentlich überstehen wir den Winter gut, damit wir in Melbourne in guter Form sind. Natürlich wünscht man sich immer noch mehr Zeit für die Vorbereitung auf das erste Rennen, aber ich denke, dass wir ein gutes Resultat schaffen können, damit sich die Fans freuen. Ich rechne mit dem interessantesten Grand Prix von Australiern seit langer Zeit. Für die ganze Nation wird das ein Ereignis. Ich freue mich darauf."

Frage: "Darauf möchte ich noch etwas näher eingehen. Glaubst du, dass du letztendlich auch gewinnen kannst?"
Webber: "Wir müssen erst einmal abwarten, wie es im Winter läuft. Bis Melbourne fließt noch viel Wasser unter der Brücke durch. Gut möglich, dass wir in absolut sensationeller Form nach Melbourne kommen. Ob es uns gelingt, hängt von den nächsten Monaten ab, aber wir wären auf jeden Fall enttäuscht, wenn wir nicht zumindest auf das Podium kommen. Das muss das Ziel sein. Und wenn sich eine Chance ergibt, ganz nach vorne zu fahren, dann werden wir natürlich alles unternehmen, um sie zu ergreifen."

Frage: "Michael Schumacher wird gemeinhin als der beste Fahrer angesehen, an dem sich alle Konkurrenten messen müssen. Siehst du das auch so?"
Webber: "Was Michael in den letzten fünf oder sechs Jahren erreicht hat, ist phänomenal. Es wird unglaublich schwierig, das selbst auch zu schaffen. Das muss aber das Ziel sein, denn wenn man Michael besiegt, dann besiegt man alle. Andererseits kann es aber auch gut sein, dass McLaren mit Kimi oder Juan-Pablo stark wird. Man weiß es nicht. Vielleicht hat ein ganz anderes Team eine gute Saison. Natürlich müssen wir Michael schlagen. Es ist aufregend und schwierig, aber wir nehmen die Herausforderung an."