Darum ist Wurz bei Williams gescheitert
Alexander Wurz erklärt die Gründe für sein Scheitern als Rennfahrer - Patrick Head: "Wir gaben unser Bestes, um ihm zu helfen, aber es hat nicht funktioniert"
(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick war die Saison 2007 für Alexander Wurz recht erfolgreich: Mit 13:20 Punkten zog er gegen den anerkannten Überflieger Nico Rosberg eher knapp den Kürzeren, er schaffte als erster Williams-Pilot seit Nick Heidfeld am Nürburgring 2005 in Montréal den Sprung auf das Podium und er war mit seinen Entwicklerqualitäten mitverantwortlich für den Aufschwung des Traditionsteams.

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Alexander Wurz' Karriere als Rennfahrer in der Formel 1 ist beendet
Allerdings lässt sich auch nicht leugnen, dass der Routinier nach sechs Jahren als Testfahrer ein bisschen eingerostet wirkte, 16 von 17 Qualifyings mehr oder weniger deutlich gegen Rosberg verloren hat und mit der Ausnahme Monaco auch nur dann punkten konnte, wenn das Wetter ein bisschen nachhalf, wie es in Montréal und am Nürburgring der Fall war. Daher wurde sein Vertrag auch nicht mehr verlängert, sondern Youngster Kazuki Nakajima verpflichtet.#w1#
Head steht voll hinter dem Rausschmiss
Williams-Teilhaber Patrick Head hält diese Entscheidung für richtig: "Er hat fast die Hälfte unserer Jahresausbeute an Punkten geholt, aber sie kamen immer durch außergewöhnliche Umstände zustande", analysierte er gegenüber der Fachzeitschrift 'Motorsport aktuell'. "Außerhalb der Highlights setzte Alex nie Zeichen, dass er öfter in die Punkte fahren könnte. Dazu blieb er auch zu oft schon im ersten Qualifikationsdrittel hängen."
Dabei wurden Wurz' Qualitäten als Entwickler und Motivator nie angezweifelt, ebenso wenig wie sein Charakter: "Alex", lobte Head den zu Honda abgewanderten Fahrer, "ist ein sehr ehrlicher Mensch. Er versucht nicht, etwas vorzuschützen, was er nicht ist oder was nicht stimmt. Und er hat einen klasse Humor. Wir mochten ihn alle sehr. Da war es enttäuschend zu sehen, dass seine Seite der Box immer schlecht dastand."
Doch was waren die Gründe für das Scheitern des Österreichers als Rennfahrer? Schließlich muss man sich fragen: Wie kann es sein, dass er in seiner Zeit als Freitagsfahrer auch auf eine schnelle Runde benzinbereinigt annähernd auf dem gleichen Niveau fahren konnte wie Kimi Räikkönen oder Juan Pablo Montoya, es aber 2007 plötzlich nicht mehr auf die Reihe bekam? Und warum hatte er gegen Rosberg so klar das Nachsehen?
Rosberg der beste Qualifyer?
"Nico", erklärte Wurz in der 'Motorsport aktuell', "hat sich von 2006 auf die Saison 2007 super entwickelt. Ich finde, dass er speziell im Qualifying der Beste im Fahrerlager ist." Inklusive Lewis Hamilton, Jarno Trulli und Mark Webber, Alex? "Ja, viel besser", entgegnete er, denn: "Er bringt immer auf den Punkt genau seine Leistung. Das ist absolut stark - und das habe ich in der Form bislang noch von keinem Teamkollegen gesehen. Da können sich alle anderen 21 etwas abschauen."
Der wahrscheinlich wichtigste Grund war aber, dass in der Formel 1 2007 ein anderer Fahrstil erforderlich war als in den Jahren zuvor. Daran hatten auch ganz andere Kaliber wie Fernando Alonso und Robert Kubica zu nagen, aber diese beiden Herren bekamen ihr Problem im Gegensatz zu Wurz im Lauf des Jahres halbwegs in den Griff. Vor allem auf der Bremse büßte Wurz laut Williams-Aussagen viel Zeit auf Rosberg ein.
Qualifying eine eigene Wissenschaft

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Sinnbild einer Saison: Alexander Wurz fand 2007 nicht den nötigen Speed Zoom
"Es beginnt mit der Umstellung des Reifens und des Fahrstils", suchte Wurz nach Argumenten. Generell habe er erwartet, "dass es einfacher wäre, eine schnelle Runde hinzuklatschen, denn das konnte ich bei McLaren und Williams an den Freitagen und auch bei den Tests im Schlaf mit einer Hand. Aus irgendeinem Grund hat sich das ein bisschen verschlichen. Das ärgert mich rückblickend am meisten."
So biss sich die Katze selbst in den Schwanz: Durch die schlechten Startpositionen konnte der 33-Jährige seine an und für sich gute Pace im Renntrimm nur selten umsetzen, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihm das Team den Laufpass geben würde. Das geschah dann vor dem letzten Grand Prix des Jahres in São Paulo - ob der Abschied in Shanghai wirklich so freiwillig war, wie er nach außen inszeniert wurde, sei dahingestellt.
Head: "Wir gaben unser Bestes, um ihm zu helfen, aber es hat nicht funktioniert. Und je weniger es klappte, desto schlimmer wurde es dann auch. Alex nahm sich immer wieder vor: 'Beim nächsten Mal wird es besser!' Freitags lag er dann auch wieder ziemlich nahe an Nico dran, aber wenn es ernst wurde, ging die Schere wieder auseinander", kritisierte der Brite abschließend die wackeligen Performances von Wurz.

