Neuer Honda zuverlässig, aber zu langsam

Bei Honda lobt man die starke Zuverlässigkeit des neuen RA108, aber dass die Zeiten in Barcelona ein Desaster waren, wird verschwiegen...

(Motorsport-Total.com) - An drei Testtagen in Barcelona war Honda diese Woche im Durchschnitt zweimal das langsamste Team, nur am Samstag konnte man Force India mit dem alten F8-VII-B, der schon im Vorjahr dem Feld hinterherfuhr, knapp in die Schranken weisen. Der Beginn des Testprogramms mit Hondas neuem RA108 war also ein klassischer Fehlstart.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Vom Regen in die Traufe: Der RA108 scheint kaum besser zu sein als der RA107

Zwar wurden an drei Tagen 309 Runden zurückgelegt, was fast 1.500 Kilometern entspricht, aber unterm Strich fehlen momentan noch etwa zwei Sekunden auf die Pace der Schnellsten. Nun kann man argumentieren, dass gerade im Winter immer mit unterschiedlichen Spritmengen gefahren wird, aber zwei Sekunden Rückstand wären nur durch mindestens 50 Kilogramm mehr Benzin an Bord zu erklären - und da auch die anderen nicht leer gefahren sind, ist das eher unwahrscheinlich.#w1#

PR-Aussagen nur ein schlechter Witz

"Bei den nächsten Tests liegt noch ziemlich viel Arbeit vor uns." Jenson Button

Trotzdem sind die Japaner in der modernen PR-Landschaft der Formel 1 gezwungen, die Barcelona-Tests schönzureden - und wenn schon der Speed eine Katastrophe ist, dann kann man ja wenigstens etwas anderes loben: "Die Zuverlässigkeit", erklärte Jenson Button, "stimmt mich zufrieden. Generell haben wir diese Woche einige Fortschritte gemacht, aber bei den nächsten Tests liegt noch ziemlich viel Arbeit vor uns."

"Das Auto ist komplett neu, was bedeutet, dass wir in Sachen Setup bei Null beginnen. Wir haben auch Fahrbarkeitsprobleme mit der neuen Elektronik", gab Button zu Protokoll. Und über den heutigen Tag sagte er: "Durch das Wetter konnte ich erstmals ohne Traktionskontrolle im Regen fahren, was gut war. Jetzt geht es weiter zum Test nach Jerez. Die Weiterentwicklung des Autos müssen wir bis dahin vorantreiben."

Teamkollege Rubens Barrichello schloss sich der PR-Plauderei an: "Es war gut, das Auto erstmals nach dem Launch bei einem richtigen Test zu fahren. In Sachen Speed gilt es noch jede Menge Potenzial zu entfalten, was uns sicher gelingen wird, sobald wir mit dem Setup vorankommen. Bis jetzt bin ich zufrieden, dass die Zuverlässigkeit auf unserer Seite ist", so der Brasilianer. Noch viel Potenzial zu entfalten - so kann man es auch sehen...

Wurz lebt sich langsam ein

"Wir müssen noch ein paar Anpassungen an meinem Sitz und meiner Position vornehmen." Alexander Wurz

Testfahrer Alexander Wurz saß am Freitag nach den paar Metern bei der Präsentation in Brackley erstmals im RA108 und absolvierte einen Shakedown mit dem zweiten fertigen Chassis und ein paar Aerodynamiktests: "Das Auto fühlte sich gut an, auch wenn wir noch ein paar Anpassungen an meinem Sitz und meiner Position vornehmen müssen, damit ich beim nächsten Test voll eingreifen kann", teilte der Österreicher mit.

Für Wurz geht es vorerst noch eher um seine eigene Eingewöhnung bei Honda als um die Weiterentwicklung, auch wenn er sein Know-how schon jetzt einbringt. Jedenfalls fühlt er sich halbwegs wohl: "Ich genieße es, das Team und seine Arbeitsweise kennen zu lernen, daher freue ich mich schon darauf, in den nächsten Wochen maximal zum Entwicklungsprogramm für den RA108 beizutragen", so der Routinier.

Longruns besser als Einzelrunden

Ross Brawn

Besorgt: Was Teamchef Ross Brawn zu sehen bekommt, stimmt ihn nicht glücklich Zoom

Chefingenieur Steve Clark fasste zusammen: "Bei unserem ersten richtigen Test mit dem RA108 - mit zwei, um genau zu sein - konzentrierten wir uns auf Setuparbeit und die Zuverlässigkeit. Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns, was das Setup angeht, weil der RA108 radikal anders ist als sein Vorgänger. Das werden wir in den nächsten Wochen in Angriff nehmen. Außerdem haben wir speziell bei wenig Grip noch Schwierigkeiten mit der neuen Elektronik."

"All diese Herausforderungen", meinte der Brite weiter, "wirkten sich hier auf unseren Speed aus, speziell auf schnelle Einzelrunden. Unsere Konstanz auf den Longruns ist im Gegensatz dazu ein bisschen besser. Insgesamt stellt die hier geleistete Arbeit eine gute Basis für den nächsten Test in Jerez dar, bei dem wir das Auto weiterentwickeln wollen." In der Zwischenzeit sollte man in Brackley für ein Wunder zu beten beginnen...