• 27.10.2003 10:36

Cristiano da Matta: "Größter Feind war die Konstanz"

Der Toyota-Pilot Cristiano da Matta lässt die Höhen und Tiefen der Saison 2003 noch einmal Revue passieren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie würdest du die Stärken und Schwächen des Toyota TF103 einschätzen?"
Cristiano da Matta: "Unser größter Feind in diesem Jahr war die Konstanz. Ohne speziellen Grund waren wir teilweise nicht gut genug, und wir konnten das nie mit bestimmen Dingen verbinden, wissen also nicht warum. Ein positiver Punkt war unser Motor, der in der Saison unheimlich zuverlässig war. Ingesamt haben wir eine gute Basis, auf der wir ein ausgewogenes und konkurrenzfähiges Auto für die nächste Saison aufbauen können."

Titel-Bild zur News: Cristiano da Matta (Toyota)

Cristiano da Matta ist mit seinem ersten Formel-1-Jahr zufrieden

Frage: "Hat das Auto das erreicht, was du dir gedacht hattest, oder hast du bessere Ergebnisse erwartet?"
da Matta: "Ich habe erwartet, dass es eine schwere Saison werden würde, weil ich in eine neue Serie kam. Viele Kurse kannte ich ja noch gar nicht. Meistens hatte ich nur die eine Stunde im Freien Training am Freitag, ehe ich mich qualifizieren musste. Das war hart, aber wenn man auf die Ergebnisse auf den Kursen blickt, die ich schon kannte, dann habe ich meine wahren Fähigkeiten gezeigt. Ich denke, dass wir bessere Ergebnisse verdient hätten, aber wir haben in diesem Jahr sehr viel gelernt, und wir sollten für die nächste Saison in einer guten Form sein."

Frage: "In Großbritannien hast du 17 Runden lang geführt. War das Auto dort besonders gut?"
da Matta: "Silverstone hat wirklich gut zum TF103 gepasst, und es war sicher eines der Highlights der Saison. Wir haben einige Woche vor dem Rennen dort getestet. Wir fuhren also mit dem Wissen dorthin, dass das Auto dort konkurrenzfähig ist. Ich habe das Rennen aufgrund einiger besonderer Umstände auf der Strecke angeführt. Natürlich habe ich bereits zuvor Rennen angeführt, aber es war schon speziell, in meinem ersten Jahr in einem Formel-1-Rennen zu führen."

Rasende Entwicklung in der Formel 1

Frage: "Basierte die gute Leistung des Teams in Barcelona auf der Tatsache, dass ihr dort viel getestet habt?"
da Matta: "Toyota ist mit nur zwei Jahren Formel-1-Erfahrung noch immer ein junges Team. Barcelona war das erste Rennen des Jahres, welches am ganzen Wochenende für uns glatt verlief. Ich denke nicht, dass wir unseren sechsten Platz in Spanien nur auf das Testen schieben können, weil jedes Team in Barcelona testet. Alles Puzzleteile passten einfach zusammen, wir in Hockenheim und Silverstone. Ähnliche Leistungen sollten wir 2004 bei jedem Rennen anvisieren."

Frage: "Welche Aspekte der Formel 1 haben dich am meisten beeindruckt?"
da Matta: "Am meisten hat mich beeindruck, mit welcher Geschwindigkeit alles passiert ? die Entwicklung eines jeden Teils am Auto, von den Reifen über das Chassis bis hin zur Aerodynamik. Gegenüber allen anderen Serien, in denen ich fuhr, ist das wirklich verblüffend. Bei jedem Rennen war am Auto etwas anders, das ist der Unterschied in der Formel 1. Man muss sich mehr auf die Entwicklung des Autos konzentrieren. In anderen Serien geht es mehr darum, das Setup weiterzuentwickeln, weil man nicht so mit den Dingen spielen kann. Das Auto spielt in der Formel 1 eine größere Rolle, und man kann an mehr Gebieten arbeiten."

Frage: "Was ist vom Fahren her der Unterschied zwischen der CART-Serie und der Formel 1?"
da Matta: "Die Fairness in der Formel 1 ist gut, auch in der CART-Serie wurde darauf geachtet. Immer, wenn man etwas Verrücktes macht, ist es nicht wie in der Formel 3000 oder der Formel 3. Das Niveau in der CART-Serie ist schwer einzuschätzen, weil man ähnliche Autos fährt, aber man kann nie sagen, wer ein besseres Auto hatte. Aber hier gibt es jede Menge gute Fahrer."

Ziel für 2004: Näher ran an die Top-Teams

Frage: "Was waren deine persönlichen Höhen und Tiefen in dieser Saison?"
da Matta: "Der Höhepunkt für mich war, als ich mich an die Formel 1 gewöhnt hatte. Die 17 Führungsrunden in Silverstone habe ich am meisten genossen. Das Qualifying in Suzuka war ebenfalls sehr speziell, weil es das Heimrennen von Toyota war, und auch wenn wir vor dem Regen fahren konnten, war es dennoch aufregend, sich als Dritter qualifiziert zu haben. Ich war mental nicht darauf vorbereitet, danach in der Pressekonferenz zu sitzen. Das war eine neue Erfahrung, und hoffentlich gewöhne ich mich im nächsten Jahr daran. Der Tiefpunkt war, als ich in Brasilien überrundet wurde. Ich weiß, dass ich im Regen nicht so schlecht bin, aber es wurde alles noch schlimmer, weil es mein erstes Heimrennen in der Formel 1 war."

Frage: "Ist es einfacher, im Winter Fortschritte am Auto zu erzielen oder während der Saison?"
da Matta: "Es scheint, als ob man im Winter mehr Fortschritte macht, weil das Auto neu und der Raum für Verbesserungen größer ist. Gleichzeitig muss man aber während der Saison weitermachen. Wenn nicht, dann fällt man zurück. Wir sind zum Start der Europa-Saison in Imola und Österreich etwas zurückgefallen, aber in der zweiten Hälfte der Saison haben wir uns bei jedem Rennen verbessert. Ich habe schnell gelernt, dass die Entwicklung in der Formel 1 immer weitergehen muss."

Frage: "Wenn du das Team betrachtest: Wo kann man noch am meisten erreichen?"
da Matta: "Als Team sind wir in dieser Saison gehörig gewachsen, aber wir müssen ständig alles analysieren, um uns in allen Gebieten zu verbessern. Toyotas Philosophie dreht sich um die immer weitergehende Entwicklung, die in der Formel 1 sehr wichtig ist. Wir haben in dieser Saison gute Grundlagen gelegt, diese müssen wir 2004 ausbauen, dann werden auch die Ergebnisse kommen."

Die Formel 1 liefert bereits eine gute Show

Frage: "Wie lange dauert es, bis man eine gute Arbeitsbeziehung zum Team aufgebaut hat?"
da Matta: "Es braucht schon etwas Zeit, bis man eine gute Arbeitsbeziehung aufgebaut hat, aber ich denke, dass uns das Testen im Winter bereits geholfen hat, ein gutes Verhältnis aufzubauen, ehe die Rennsaison begann."

Frage: "Was denkst du von den neuen Formel-1-Regeln?"
da Matta: "Vom Fahren her kann ich die neuen Regeln mit nichts vergleichen. Ich denke, dass die Regeln, die wir in diesem Jahr hatten, gut funktioniert haben und eine bessere Show für die Fans brachten."

Frage: "Kann die Show der Formel 1 noch verbessert werden? Und muss sie das überhaupt?"
da Matta: "Ich bin der Meinung, dass die Show der Formel 1 schon ganz gut ist. Ich kenne keine andere Formel-Serie, die das besser schafft, als wir in diesem Jahr. Es war eine großartige Meisterschaft. In Indy, dem vorletzten Rennen, waren drei Jungs nur durch ein paar Punkte getrennt. Mehr kann man nicht erwarten."

Frage: "Was ist für 2004 ein realistisches Ziel?"
da Matta: "Mein Ziel für 2004 ist, die Lücke zu den Top-Teams zu verkleinern. Wenn wir das schaffen, und ich denke, dass dies realistisch ist, dann wäre das eine große Leistung."