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Cregan: "Honda zu schlagen ist für Toyota sehr wichtig"
Toyotas General Manager F1 Operations über das Erfolgsgeheimnis der Top-Teams, das Thema Spionage und die Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Für jede Menge Aufregung und Schlagzeilen sorgte Anfang November die Nachricht, dass die Staatsanwaltschaft Modena gegen Toyota-Mitarbeiter wegen des Verdachts der Werksspionage gegen Ferrari ermittelt. Nach nicht lange auf sich warten lassenden Unschuldsbekundungen seitens der Verdächtigten, ist nun schon seit einigen Wochen Ruhe in die damals viel Staub aufwirbelnde Angelegenheit eingekehrt.

© Toyota
Ralf Cregan: "Um zu gewinnen, muss man den anderen voraus sein"
Aber nicht nur John Howett, Präsident der Toyota Motorsport GmbH, zeigte sich vor rund einem Monat über jeden Verdacht gegen Toyota erhaben, sondern auch der General Manager F1 Operations des Teams vermutet hinter der Spionageaffäre einen anderen Hintergrund. So könnte es sich bei der Sache um einen gezielten Versuch der Destabilisierung handeln. Warum? Einfach weil es in der Königsklasse des Motorsports auch abseits der Rennstrecken sehr taktisch zugeht und politische Spielchen an der Tagesordnung sind. Vielleicht auch deshalb, weil Toyota sich schon in Kürze als ernsthafter Gegner für die etablierten Top-Teams erweisen könnte.
"Natürlich schaut sich jedes Team an einem Rennwochenende die Autos der anderen genau an, und manchmal entdeckt man dabei etwas von dem man sagt, dass es eine gute Idee ist. Wenn man aber versucht etwas nachzubauen, dann wird man so niemals ein Rennen gewinnen. Durch das reine Kopieren eines anderen Autos kann man nicht siegen und wird immer ein Jahr zurückliegen. Man muss selber kreativ und innovativ sein. Um zu gewinnen, muss man den anderen voraus sein", so Ralf Cregan bei einem gemeinsamen Abendessen mit Journalisten, darunter auch 'F1Total.com'.
Das Erfolgsgeheimnis der Top-Teams
Dass Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes zu Top-Teams geworden sind, kommt für Cregan nicht von ungefähr. "Es ist immer auf die Ressourcen zurückzuführen, welche in dem zur Verfügung stehenden Budget, der Erfahrung und Kreativität der Leute und den eigenen Fahrern zu sehen sind. Das sind die drei Hauptbestandteile. Wenn einem aber genügend Geld zur Verfügung steht, kann man normaler Weise damit beginnen, die anderen Sachen aufzubauen."
Im direkten Vergleich mit einigen von den etablierten Rennställen sieht der 43-Jährige trotz Toyotas erst 2001 erfolgtem Einstieg in Formel 1 bereits einen klaren Vorteil auf Seiten des deutsch-japanischen Rennstalls: "Wir sind sehr glücklich darüber, dass bei uns in Köln alles unter einem Dach ist. Das ist ein sehr großer Vorteil, denn wir können uns im Anschluss an ein Rennwochenende direkt am Montag mit unseren Verantwortlichen für den Motor, das Getriebe, die Elektronik und das Chassis hinsetzen und die aufgetretenen Probleme besprechen und sofort reagieren."
Toyotas Philosophie hat die Kritiker der anderen Teams eines Besseren belehrt
Laut Cregan ist dieser Trend auch bei der Konkurrenz zu beobachten: "Ich denke, dass Honda, BMW und Mercedes erkannt haben, dass dies der beste Weg ist. Zu Beginn wurde zwar gesagt, dass unsere Philosophie falsch sei und dass wir so kein Formel-1-Team aufbauen können, doch wir haben gezeigt, dass es geht. Meiner Ansicht nach haben das auch BMW und Mercedes realisiert, die sich jetzt vielleicht sagen, dass sie es womöglich genauso hätten machen sollen."
Für die dritte Formel-1-Saison hat sich Toyota nach Aussage von Cristiano da Matta den fünften Platz bei den Konstrukteuren als Ziel gesetzt. Den Hauptgegner im Kampf darum sieht man in BAR-Honda, die 1999 mit vollmundigen Versprechungen die Königsklasse im Flug erobern wollten, erst jetzt aber langsam beginnen, das Niveau zu erreichen, auf dem Siege aus eigener Kraft nicht mehr nur ein Wunschtraum sind.
BAR-Honda wird als Gegner sehr ernst genommen
"BAR hat versucht, das Team um Jacques Villeneuve herum aufzubauen, doch sie hatten im technischen Bereich einige Leute, die nicht über die nötige Erfahrung verfügten. Sie wollten das gesamte Team um den Fahrer herum aufbauen, was aber nicht funktionierte", weist Cregan am Beispiel der Konkurrenz darauf hin wie man es nicht machen sollte.
Vor allem wegen der Rivalität zwischen Honda und Toyota, die um die Vormachtstellung auf dem japanischen Automarkt kämpfen, wird ein gutes Abschneiden für das in Köln beheimatete Team im nächsten Jahr wichtig sein. Den Gegner BAR-Honda nimmt man durchaus sehr ernst. "Es ist für Toyota sehr wichtig Honda zu schlagen, und umgekehrt verhält es sich genauso. BAR hat Honda-Motoren, ist jetzt ebenfalls auf Michelin-Reifen unterwegs und hat mit Jenson Button auch einen talentierten Fahrer."
"Wenn jemand das Team zum Erfolg führen kann, dann ist es David Richards"
BAR-Teamchef David Richards, der von Jacques Villeneuve so hart kritisiert wurde, ist laut Cregan eine der Schlüsselpersonen im Team: "Sie werden kommendes Jahr sehr wettbewerbsfähig sein und wenn jemand das Team zum Erfolg führen kann, dann ist es David Richards. Wenn er es nicht schafft, dann wird es keinem gelingen", sieht der Toyota-Mann trotz Respekt die Konkurrenz auch ein wenig am Scheideweg stehen. Schließlich engagiert sich jeder Hersteller in der Formel 1, weil man gewinnen will. Bleibt der Erfolg jedoch aus, droht meist der Rückzug. Hondas letzter Sieg in der Formel 1 datiert aus der Saison 1992.
Auch Toyotas Ansporn ist der ausgeprägte Siegeswille: "Wir sind überall, wo wir angetreten sind, erfolgreich gewesen. Und wir haben in jeder Motorsportserie, in der wir angetreten sind, gewonnen", erklärt Cregan. Erfolg verpflichtet bekanntlich. So verwundert es dann auch nicht, dass man beim deutsch-japanischen Rennstall darauf hinweist, dass langfristig erfolgreich zu sein ein Bestandteil der eigenen Philosophie ist. Erst ein Team praktisch aus dem Nichts aufzubauen, um sich nach dem Erreichen der Ziele gleich wieder zurückzuziehen, beabsichtigt man nicht.

