Coulthard: Warum Indien besser als Abu Dhabi ist

David Coulthard ist der Meinung, dass Indien für deutlich mehr Begeisterung sorgt als Abu Dhabi, Mark Webber zeigt sich vor allem von den Fans beeindruckt

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Premiere in Indien brachte Licht und Schatten. Der spektakuläre Kurs verzückte die Fahrer, doch die Einrichtungen wurden erst im letzten Moment fertig - zudem wird der Formel 1 die Kluft zwischen arm und reich nirgends so deutlich vor Augen geführt wie in der 1,2-Milliarden-Einwohner-Nation. Eine bisweilen durchaus schmerzhafte Konfrontation für den luxuriösen High-tech-Zirkus.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Die Indien-Premiere ging vor vollen Rängen über die Bühne

Am Renntag säumten rund 95.000 Zuschauer den Buddh-International-Circuit - damit war der Sonntag beinahe ausverkauft. Es darf allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass auch Tickets verschenkt wurden, um einen guten Eindruck zu erwecken. "Es muss eine schwierige Aufgabe sein, die Inder zu ermutigen, die Formel 1 zu lieben", meint auch Mark Webber gegenüber der 'BBC'. "Für viele von ihnen ist ein Autorennen nicht das Wichtigste auf ihrer Prioritätenliste."

Webber von Fans beeindruckt

Doch der "Aussie" lobt die Veranstalter: "Sie haben sich extrem bemüht. Die Fahrerparade war eine großartige Erfahrung. Die Tribünen waren voll und die Leute machten richtig Lärm." Webber wollte den indischen Fans daraufhin seinen Respekt zeigen und trat mit einem der Streckenposten in Kontakt: "Es ist mir gelungen, ihn zu überzeugen, mir eine indische Flagge zu geben. Ich wollte den Leuten eine Botschaft übermitteln, wie glücklich ich hier bin, und den Leuten für ihre Mühen danken, hierher zu kommen und zuzuschauen."

"Ich wollte den Leuten eine Botschaft übermitteln, wie glücklich ich hier bin." Mark Webber

Webber findet es "ermutigend", wie viele Menschen sich das Premierenrennen ansahen. "Es fühlte sich ein bisschen wie in Japan an", spielt er auf die fanatischen Anhänger im Land der aufgehenden Sonne an. "Dort haben die Leute noch sehr viel Ehrfurcht vor den Formel-1-Fahrern. Berühmtheiten werden in Indien wirklich auf ein Podest gehoben und wir wurden wie unglaublich besondere Leute behandelt. Dabei sind wir wie alle anderen, wir haben nur einen anderen Beruf."

Wirtschatliches Wachstum durch Formel 1?

Sein ehemaliger Teamkollege David Coulthard, der als TV-Kommentator in Indien war, rechnet gegenüber 'ServusTV' bald mit weiteren indischen Formel-1-Fahrern: "Dort auf den Autobahnen ist ja schon fast jeder Zweite Formel-1-Champion - so wie die da fahren. Wir werden also sicher bald weitere Inder in der Formel 1 sehen."

"Jeder, der schon mal in Indien war, weiß, dass es sich um ein Land der Extreme handelt." David Coulthard

Trotz der extreme Armut, die auch den Schotten erschütterte, rechnet er mit positiven Auswirkungen des Formel-1-Rennens in Noida. "In Indien ist das natürlich immer ein bisschen ein Experiment. Jeder, der schon mal in Indien war, weiß, dass es sich um ein Land der Extreme handelt - extreme Armut, extremer Reichtum. Und mittendrin dann eine Formel-1-Rennstrecke. Ich hoffe, das ist ein Anreiz für das wirtschaftliche Wachstum in dieser Region."

Viel Lob für Tilke

Der neuen Rennstecke stellen sowohl Coulthard, als auch Webber ein gutes Zeugnis aus. "Die Gebäude und die Infrastruktur auf dem Buddh-International-Circuit sind noch nicht Weltklasse", sagt der Red-Bull-Pilot aus Australien. "Sie werden es aber sein. Man konnte sehen, dass ein paar Dinge unter Stress passierten, damit alles fertig wird. Die Strecke selbst ist aber großartig, speziell der zweite und der dritte Sektor", verweist er auf die schnellen Streckenabschnitte.

"Wenn den Fahrern die Strecke gefällt, dann überträgt sich das auf die Medien und auf das Publikum." David Coulthard

Auch Coulthard lobt den Kurs. "Hermann Tilkes Designteam hat das wirklich gut hingekriegt. Alles, was sie hier gemacht haben, ist jetzt schon ein bisschen anders als Abu Dhabi", übt er leichte Kritik an Tilkes Strecke in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die wegen ihrer Streckenführung kaum Überhol-Manöver zulässt. "Dort ging es mehr um die Gebäude und so weiter und nicht um die Strecke. Aber wenn du begeisterte Fans willst, dann brauchst du eine tolle Strecke für die Fahrer. Wenn den Fahrern die Strecke gefällt, dann überträgt sich das auf die Medien und auf das Publikum. Das haben sie glaub ich gut hingekriegt."