• 14.07.2001 20:16

  • von Fabian Hust

Coulthard-Sieg Pflicht - zur Not Stallorder

McLaren-Mercedes muss am Sonntag unbedingt das Rennen gewinnen, will man die WM-Chancen aufrecht erhalten

(Motorsport-Total.com/sid) - McLaren-Mercedes hat erstmals in dieser Saison die Möglichkeit einer Stallregie zugunsten des Schotten David Coulthard in Betracht gezogen. "Wenn wir hier eine Teamorder brauchen sollten, dann werden uns uns nicht scheuen, das auch zu machen", sagte Mercedes-Motorportchef Norbert Haug am Samstag nach dem Zeittraining zum Großen Preis von England in Silverstone. Der Finne Mika Häkkinen war dabei als Zweiter schneller als sein Teamkollege Coulthard. Die Pole Position hatte sich Weltmeister Michael Schumacher geholt, der in der WM-Wertung 31 Punkte Vorsprung auf Coulthard hat (78:47).

Titel-Bild zur News: Haug und Coulthard

In Silverstone wird es offiziell erstmals zur Not eine Stallorder geben

Auch Mika Häkkinen erklärte sich bereit, den Schotten im Titelkampf zu unterstützen. "Ich habe eine extrem kleine Chance auf den Titel, also werden wir bis zum Saisonende wie ein Team arbeiten", sagte der Finne: "Wir schauen wie sich das Rennen entwickelt und werden zu gegebener Zeit Entscheidungen treffen."

Bislang hatte McLaren-Mercedes traditionell auf eine Teamorder verzichtet. Obwohl seine Piloten einen Passus im Vertrag hätten, jederzeit Anweisungen des Team akzeptieren zu müssen, könne er sich nur an zwei Fälle in den letzten 14 Jahren erinnern, in denen das Team eingegriffen hätte, meinte Teamchef Ron Dennis. 1998 hatten die Silbernen in Australien Häkkinen zurück an die Spitze dirigiert, nachdem der Finne Platz eins durch einen unplanmäßigen Boxenstopp an Coulthard verloren hatte.

WM-Konkurrent Ferrari hatte in diesem Jahr in Zeltweg den Brasilianer Rubens Barrichello aufgefordert, Michael Schumacher passieren zu lassen. Der Brasilianer machte in der letzten Runde auf der Zielgeraden Platz und "schenkte" Schumacher damit Platz zwei.

Für David Coulthard heißt es am Sonntag aber zunächst einmal Abwarten, denn wenn der Start normal verläuft, wird Michael Schumacher in Führung bleiben: "Ich glaube, dass die ersten Startreihen immer einen Vorteil bedeuten", glaubt Coulthard. "Die Pole ist ganz klar immer ein Vorteil, denn dort strömt saubere Luft in die Kühler. Aber wie wir in diesem Jahr gesehen haben, so gewinnt nicht immer derjenige, der auf der Pole Position steht. Es kann jede Menge passieren. Warten wir einfach mal die Überraschungen ab, die das Wetter für uns parat hält ab und was die Strategie bringt. Wir entscheiden dann später, wie gut und ausschlaggebend die Startplatzierung war."

Für die Silbernen ist klar: David Coulthard muss unbedingt Punkte auf Michael Schumacher gut machen, da wird man um eine Stallorder möglicherweise nicht herumkommen: "Wenn es eine Situation gibt, in der ich Punkte auf Michael gut machen könnte, so würde ich Hilfe erwarten. Ich bin aber so gespannt wie alle hier Anwesenden, was denn morgen passieren wird", so Coulthard. Und wenn McLaren-Mercedes Ferrari auf jener Strecke nicht bezwingen kann, auf der man einen großen Testvorteil hat, dann wäre das eine schwere Schlappe.