Coulthard: "Kimi vielleicht in zweiter Karriere noch besser"

Warum David Coulthard glaubt, dass sein Ex-Teamkollege Kimi Räikkönen noch stärker in die Formel 1 zurückkehrt, und wodurch er seine Zweifel verlor

(Motorsport-Total.com) - Renault-Teamchef Eric Boullier ortete bei Kimi Räikkönen einen Sinneswandel. Der Finne hatte schon vor einem Jahr bei seinem Rennstall vorgefühlt, ob es eine Chance auf ein Comeback in der Formel 1 gebe. An ein Ende seiner Rallye-Ausflüge dachte er damals allerdings nicht. Der Räikkönen, der vor wenigen Monaten erneut anklopfte, war ein anderer: Voll auf die Formel 1 fokussiert, motiviert, es allen noch einmal zu zeigen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Coulthard glaubt, dass das Team mit Räikkönen richtig umgehen muss

Sein ehemaliger Teamkollege David Coulthard gibt zu, dass er zunächst Zweifel hatte, als das Comeback fix war. "Zunächst war ich skeptisch, aber jetzt bin ich ein absoluter Unterstützer seiner Rückkehr", sagt der Schotte gegenüber der 'BBC'. "Ich weiß, dass es schwer vorstellbar ist, dass ein Ex-Weltmeister die große Überraschung der Saison werden könnte, aber in diesem Fall könnte genau das passieren."

Die Zweifel des ehemaligen McLaren-Piloten begründeten sich auf Räikkönen bisweilen fehlender Motivation, alles dem Erfolg in der Formel 1 unterzuordnen: "Ich war nicht sicher, ob er sein Verlangen wieder entfachen kann, sich der Konkurrent auf dem höchsten Niveau zu stellen."

Der neue Räikkönen

Doch ein Treffen in Österreich 2011 mit seinem langjährigen Weggefährten linderte Coulthards Bedenken. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hatte Coulthard, Räikkönen und Weltmeister Sebastian Vettel seinen Red-Bull-Ring in der Steiermark zur Verfügung gestellt, um sich etwas auszutoben. "Wir fuhren mit einem allen Motorfahrzeugen, die man sich vorstellen kann - von Motocross über Motorräder bis zu Monoposto-Rennwagen", blickt der nunmehrige DTM-Fahrer zurück. "Und er startete immer als Erster und stieg als Letzter aus."

"Er war sogar der erste unter der Bettdecke", verrät Coulthard, dass Räikkönen auch von seiner Angewohnheit, am Abend gerne einen Schluck Hochprozentiges zu trinken, Abstand nahm. Er glaubt, dass dem "Iceman" der auf den ersten Blick wenig erfolgreiche Abstecher in die Rallye-Welt gut getan hat.

"Er war sogar der erste unter der Bettdecke." David Coulthard

"Kimi hat sich verändert", findet Coulthard. "Wir dürfen nicht vergessen, dass er mit 21 Jahren in die Formel 1 kam, was sehr jung ist. Er hatte jetzt die Chance, einen Schritt zurück zu machen und die Dinge Revue passieren zu lassen. Die zwei Jahre, die er außerhalb des Sports verbracht hat, erlaubten ihm, sich neu auszurichten - und zwar auf das, was er am liebsten macht: Rennfahren. Ich denke, dass er als reiferer Fahrer zurückkehrt."

Coulthard: Gute Zeiten sind für Racer zu wenig

Der 40-Jährige schließt aus, dass Geld ein Beweggrund für das Comeback war. "Er hat einfach die Rad-an-Rad-Duelle vermisst - und den Rausch, den man davon bekommt", glaubt Coulthard. "Es ist einfach etwas völlig anderes, eine großartige Rundenzeit beim Testen oder auf einer Rallye-Sonderprüfung zu fahren und der Aufregung, in der Startaufstellung zu warten, bis die Lichter ausgehen."

Er vergleicht dies mit seiner eigenen Herangehensweise: "Es hat mich nie interessiert, ein Grand-Prix-Auto nur deswegen auf einer Rennstrecke zu fahren, damit ich eine gute Rundenzeit schaffe. Mich haben nur die Rad-an-Rad-Kämpfe interessiert, denn das gibt dir den wahren Adrenalin-Kick." Coulthard ist sicher, dass dies auch für Räikkönen gilt: "Kimi ist ein Racer. Das hat er vermisst, als er in der Rallye-WM fuhr."

Räikkönen jetzt noch stärker?

Doch was kann Räikkönen in seiner zweiten Karriere noch erreichen? Laut Coulthard wird dies vor allem von seinem neuen Rennstall abhängen. Wenn sie beim Finnen an den richtigen Reglern drehen, dann könnte dieser zu absoluter Bestform auflaufen, glaubt er: "Wenn Lotus ihm den Platz gibt, er selbst zu sein und damit ein glücklicher Rennfahrer, der keine Sachen machen muss, die er nicht genießt, dann könnte er in seiner zweiten Karriere besser sein als in seiner ersten."

Für die Formel 1 ist die Rückkehr des Weltmeisters 2007 in jedem Fall eine Bereicherung, meint Coulthard. "Es gibt nichts schlimmeres für einen Sport, als einen Haufen Klone zu haben", stellt er fest. "Es braucht unterschiedliche Persönlichkeiten. Und Kimi hat auf jeden Fall seine ganz eigene Persönlichkeit."