Coughlan: "Rückschritte seit erstem Barcelona-Test"

Williams-Technikchef Mike Couglan erklärt, wieso Williams dermaßen von der Rolle ist und warum man nun Zeit braucht, um wieder aus der Sackgasse zu kommen

(Motorsport-Total.com) - In den 1980er- und den 1990er-Jahren dominierten sie die Formel 1, 2013 verzeichneten die beiden Traditionsteams McLaren und Williams einen katastrophalen Saisonstart, obwohl man im Vorfeld von Siegen gesprochen hatte. Vor allem bei der Truppe aus Grove ist die Lage derzeit verheerend: Der geschäftsführende Direktor Toto Wolff ist zu Mercedes gegangen, Chefingenieur Mark Gillan hat das Team verlassen und Teamchef Frank Williams musste durch den Tod seiner Ehefrau erst kürzlich einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen.

Titel-Bild zur News: Mike Coughlan

Mike Coughlan weiß, dass er sein Team in eine Sackgasse manövriert hat

Zu allem Überdruss bezeichnete Pastor Maldonado den neuen FW35 in Australien als "unfahrbar". Und das nach einem Jahr, in dem der Venezolaner regelmäßig die Spitze aufgemischt hatte und in Barcelona mit Williams sogar seinen ersten Debütsieg feierte. Doch nach dem Aufwärtstrend 2012 scheint das Team nun wieder dort zu sein, wo man 2011 war - am Ende des Mittelfelds. Ein magerer 14. Platz durch Valtteri Bottas und die Startplätze 16 und 17 waren die Ausbeute des Auftaktwochenendes "Down Under".

Technikchef Mike Coughlan fielen in Melbourne die Schuppen von den Augen. Mit einer derartigen Schlappe hätte der Nachfolger von Sam Michael nicht gerechnet. "Nach dem Winter dachten wir, dass wir entscheidende Fortschritte gemacht hätten, aber dieses Wochenende hat uns ein bisschen die Augen geöffnet", gibt er seine Verwunderung gegenüber 'Sky Sports F1' offen zu.

Auspuff-Chaos bei Williams

Doch wo liegen die Probleme am FW35? "Derzeit haben wir nicht genug Grip", sagt der Brite. "Und das zeigt sich beim Reifenverschleiß und beim Aufwärmen der Reifen. Ich denke nicht, dass man den Reifen dafür die Schuld geben kann. Wir produzieren einfach nicht genügend Grip."

"Dieses Wochenende hat uns ein bisschen die Augen geöffnet." Mike Couglan

Nach einem guten Start mit dem neuen Williams beim ersten Barcelona-Test begannen die Probleme, als die FIA die innovative Auspufflösung verbotten hatte. Nach einigen Versuchen mit einer rasch adaptierten, aber legalen Version des Auspuffs brachte die Truppe um Coughlan kurz vor Schluss der Wintertests eine Variante, die an die zwei anderen Renault-Teams Red Bull und Lotus erinnerte. Doch damit kam man überhaupt nicht zurecht, was auch damit zu tun haben könnte, dass das Team im Vorjahr mit einer äußerst konservativen Auspufflösung angetreten war und daher nicht über ausreichende Erfahrungswerte verfügt.

In Melbourne probierte man am Freitag wieder beide Auspuffsysteme, entschied sich dann aber für die ältere Version. "Die Fahrer fühlten sich damit beim ersten Test wohler", erklärt Coughlan. "Diese Verkleidung macht auch die Kühlung etwas einfacher. Wir hatten das Gefühl, dass dies wahrscheinlich eine bessere Basis mit weniger Unbekannten ist."

Coughlan rechnet mit mühsamem Weg zurück

Pastor Maldonado

Williams war beim Auftakt in Melbourne völlig neben der Spur Zoom

Nun überlegt man, auch in Sepang einen Vergleichstest der beiden Systeme durchzuführen - das Team wird offenbar nicht schlau aus den bisherigen Erkenntnissen und hat sich in eine Sackgasse manövriert. "Wir haben einen Weg eingeschlagen, der nicht von Erfolg gekrönt wurde", erklärt Coughlan die Williams-Problematik. "Jetzt müssen wir versuchen, wieder zurückzugehen. Beim ersten Barcelona-Test war das Auto ziemlich gut. Wir haben aber seitdem keine Fortschritte erzielt. Wenn, dann waren es Rückschritte."

Ähnlich wie McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh befürchtet Coughlan, dass sein Team noch eine Weile den eigenen Ansprüchen hinterher hinken wird: Malaysia sei aufgrund der hohen Temperaturen zwar ein "Vorteil, da die Reifen etwas schneller auf Temperatur kommen sollten, aber wir haben noch Arbeit vor uns, was die Fahrzeugentwicklung angeht. Es stehen noch Hausaufgaben vor uns."