Concorde-Agreement: Nur noch HRT außen vor

Konfrontation war gestern, Harmonie ist heute, aber: Das neue Concorde-Agreement ist noch weit davon entfernt, endgültig ratifiziert zu werden

(Motorsport-Total.com) - Obwohl das Gipfeltreffen am Montag in Paris von allen Beteiligten als konstruktiv beschrieben wurde und offenbar eine positive Grundstimmung herrschte, wurden in Detailfragen keine ganz großen Fortschritte erzielt. Die von manchen geäußerte Hoffnung, noch im Oktober ein von allen Seiten (Inhaber der kommerziellen Rechte, FIA, Teams) ratifiziertes Concorde-Agreement präsentieren zu können, ist damit in weite Ferne gerückt. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ist nicht einmal ausgeschlossen (wenn auch unwahrscheinlich), dass die Saison 2013 ohne Concorde-Agreement beginnen wird.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier und Luis Perez-Sala

Teamchefs unter sich: Eric Boullier (Lotus) im Gespräch mit Luis Perez-Sala (HRT) Zoom

Allerdings wäre das kein Beinbruch, denn zwischen 2006 und 2009 wurde die Formel 1 auch lediglich auf Basis einer Absichtserklärung verwaltet. Zudem hat Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone inzwischen Individualvereinbarungen "mit allen Teams außer HRT" erreicht, wie er gegenüber 'Sky Sports F1' verrät. Marussia dürfte damit kürzlich neu an Bord gekommen sein. Und: "Wir haben eine sehr gute Abmachung mit der FIA, mit Jean Todt, und den Teams gefunden", unterstreicht Ecclestone.

Das Finanzielle ist geregelt

Der Brite, der am Sonntag seinen 82. Geburtstag feiert, beteuert, dass finanziell alles geregelt sei. Vielmehr gehe es um die künftigen Regelprozesse, etwa die Einführung eines neuen Führungskomitees als Ergänzung zur bisherigen Formel-1-Kommission. "Es hat alles mit den Regeln zu tun", bestätigt Ecclestone. "Mit dem Geld ist bis 2020 alles geregelt." Das neue Concorde-Agreement sei "eines der besten Concordes, das wir je hatten".

Einige Teamvertreter sind skeptisch, dass alle offenen Details bis zum Jahresende unterschriftsreif formalisiert werden können, stimmen aber zu, dass das Pariser Gipfeltreffen grundsätzlich recht harmonisch verlaufen sei und man am Ende des Tunnels eine Einigung sehen könne. "Wir sind noch weit von einem neuen Concorde-Agreement entfernt", meint etwa Lotus-Teamchef Eric Boullier, "aber es sollte nicht mehr allzu lange dauern. Wir haben nun eine gemeinsame Vision."


SNTV: Gipfeltreffen in Paris

Whitmarsh: Konfrontation war gestern

"Das Schöne ist", unterstreicht McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, gleichzeitig Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA, "dass wir nicht mehr in der alten Ära sind, in der es sehr streitlustig zugegangen ist. Das war vielleicht gut für die Medien, aber weniger gut für den Sport. Die Leute erkennen, dass nicht die Zeit für Kriege ist, sondern jetzt ist es an der Zeit, konstruktiv zu sein, wo notwendig Kompromisse einzugehen und einen Weg voran zu finden."

Selbst FIA-Präsident Todt, der hinter den Kulissen um mehr Geld für seinen Verband rittert, präsentiert sich dem Vernehmen nach nicht mehr als Hardliner: "Nach dem Ende des Treffens", berichtet Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali vom Meeting am Montag, "räumte der FIA-Präsident den Teams Zeit ein, um Themen zu diskutieren, die in Zukunft wichtig sein könnten und die die Situation verbessern würden."

Stefano Domenicali

Stefano Domenicali (Ferrari) ist zufrieden mit dem Auftreten von Jean Todt Zoom

Am problematischsten ist die Situation für die drei kleinen Teams (Caterham, Marussia und HRT), die nicht im neuen Führungskomitee vertreten sind und auch am wenigsten aus dem Einnahmentopf der Formel 1 abbekommen. Aber: "Es können nicht alle gleich glücklich sein", zeigt sich Caterham-Geschäftsführer Cyril Abiteboul kompromissbereit. "Wir müssen nur sicherstellen, dass niemand total unglücklich ist. Für uns ist das sicher nicht der Fall."