Comeback im Teamduell: Rosberg kratzt, kämpft und beißt

Bei Mercedes verschieben sich die Vorzeichen ständig, was Toto Wolff auch als heilsam erachtet - Gerhard Berger sieht Lewis Hamiltons Nerven flattern

(Motorsport-Total.com) - Wer geglaubt hat, das Mercedes-interne Duell um den WM-Titel würde eine klare Sache, der sieht sich nach dem Österreich-Grand-Prix in Spielberg am Sonntag wieder eines Besseren belehrt: Nico Rosberg hat zu alter Stärke zurückgefunden und liegt in der Gesamtwertung nur zehn Punkte hinter dem zu Beginn dominanten Lewis Hamilton. "Die WM ist noch völlig offen", bestätigt Sportchef Toto Wolff und prognostiziert viel Spannung: "Ich bin überzeugt, dass sie bis zum Ende kämpfen werden."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Nico Rosberg & Lewis Hamilton: Herzen sich nicht nur, sondern behaken sich auch Zoom

Nachdem der Brite bis zum Europa-Auftakt in Barcelona in den Rennen und - im Gegensatz zum Vorjahr - auch im Qualifying der deutlich Schnellere der beiden war, scheint Rosberg die Wende geschafft zu haben. In Monaco hatte er das Glück auf seiner Seite, auf dem Red-Bull-Ring war er in fast jeder Session um einige Zehntelsekunden schneller unterwegs. "Wir erleben, dass das Pendel von Rennen zu Rennen von einem Fahrer zum anderen schwingt", erklärt Wolff ein vorläufiges Remis.

Statt um unversehrte Autos zu zittern und Flügelsalat zu fürchten, erkennt der Österreicher in dem Zweikampf belebende Wirkung: "Dass die beiden so gleichwertig sind, sehen wir für das Team als positiv an. Sie legen die Messlatte immer höher." Doch die Sache bringt auch Probleme mit sich. Schließlich ist es nicht nur ein Duell der Piloten, sondern auch ein Kräftemessen ihrer Crews. "Die eine Hälfte grübelt auf der Reifenbox, was schiefgelaufen ist, die andere Hälfte trinkt den Sprudel", sagt Wolff.

An dieser Stelle kommt die Teamführung ins Spiel: "Es ist wichtig, dass wir das wieder ausgleichen und das 'Wir-Gefühl' heben. Der Wettbewerb ist hart, aber das vergangene Jahr hat uns alle dennoch weitergebracht." Eine wichtige Errungenschaft sind festgeschriebene Regeln für das Teamduell: Welche Daten müssen getauscht werden? Wer darf als Erster seine Qualifying-Runden fahren? Wer darf die Strategie im Rennen bestimmen? Bei Mercedes steht alles schon fest, bevor das Team angereist ist.

Gerhard Berger gefällt, wie Rosberg die Aufgabe in Spielberg angegangen ist: "Er war aggressiv, und genau so muss er immer sein. So bringt er auch Lewis aus seinem Rhythmus", meint die Rennlegende, die einst mit Größen wie Ayrton Senna oder Nigel Mansell die Box teilte, bei 'Sky'. "Als er in die Boxengasse reingefahren und mit vier stehenden Rädern auf die Linie zugekommen ist, hat man gesehen, dass er es wissen will", erkennt Berger den neuen Kampfgeist, den Rosberg ausstrahlt.


Großer Preis von Österreich

Hamiltons oft zitierte Coolness sei wie weggeblasen, was Berger am bestraften Überfahren der weißen Linie am Boxenausgang festmacht: "Er zeigt Nerven, und genau darum geht's. Nico ist einfach stark, ihn darf man nicht unterschätzen. Er macht seine Hausaufgaben, kämpft, beißt. Lewis hat eine harte Nuss im Team."