• 06.09.2004 11:15

  • von Marco Helgert

Chevrier: Monza - ein harter Test für die Motoren

Mit 70 Prozent Vollgasanteil werden die Motoren in Monza besonders gefordert - Renault hat sich darauf ausgiebig vorbereitet

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Hockenheim massiv umgebaut wurde und der Kurs Indianapolis lediglich über eine lange Vollgaspassage verfügt, ist der Monza-Kurs der letzte verbliebene Hochgeschwindigkeitskurs im Formel-1-Kalender. Gerade für die Motoren ist die italienische Traditionsrennstrecke daher ein besonderer Test. Motorschäden sind an der Tagesordnung und für gewöhnlich stehen die Autos weit vorne, welche über den stärksten Motor verfügen.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Renault bereitete die Monza-Motoren in ausgiebigen Testfahrten vor

"Die Fahrer legen 70,7 Prozent einer Runde mit Vollgas zurück", erklärte Renaults Motorenmanager Denis Chevrier. "Daher kommt mit 260 km/h auch die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit des Jahres, der Durchschnitt der Saison beträgt 220 km/h und Monaco ist mit 160 km/h die langsamste Strecke."#w1#

"Es ist natürlich auch die Strecke, auf der die Motorleistung den größten Einfluss hat", so der Franzose weiter. "Die größte Motorleistung wird hier über den längsten Zeitrum einer Runde gefordert. Der hohe Vollgasanteil hat zur Folge, dass die Leistung eine proportional größere Rolle spielt, als auf einem Kurs wie Monaco, auf dem man nur 40 Prozent einer Runde mit Vollgas fährt. Daher ist auch die Auswirkung der Benzingmenge geringer. 0,31 Sekunden pro Runde kosten zehn Kilogramm mehr Benzin im Tank."

Doch schiere Power allein ist nicht alles. "Die langsamen Schikanen erfordern auch eine gute Fahrbarkeit vom Motor, und die Fähigkeit, den Krafteinsatz gut zu kontrollieren, lässt die Fahrer optimal durch die engen Kurven wie 'Retifilo' oder die 'Roggia' kommen." In den engen Schikanen liegt jedoch mit den hohen Randsteinen auch ein Gefahrenpotenzial für die Motoren.

"Damit könnte das gesamte Auto nach oben beschleunigt werden, manchmal verlieren dabei die Hinterräder den Kontakt zur Straße", so Chevrier. "Damit besteht das Potenzial, dass der Motor überdreht wird oder in den Begrenzer gerät. Außerdem beeinflusst es die Zuverlässigkeit des Antriebsstrangs. Die Last auf den Aufhängungen ist ebenfalls groß, und die Zusatzaggregate am Motor, wie Öl- oder Wasserpumpen, können Bewegungen ausgesetzt werden, die zu Schäden führen können."

Doch auch Renault hatte in der vergangenen Woche die Möglichkeit, sich im Rahmen der Testfahrten auf die Anforderungen in Monza vorzubereiten. "Wir konnten einige Antworten auf Fragen finden, die sich sonst am Freitag oder Samstagmorgen eines Rennwochenendes stellen", so der Franzose. "Wir werden in diesen Sessions also etwas weniger als gewöhnlich unterwegs sein."

"Wir können dennoch keinen Spezialmotor für Monza bauen, der weniger Laufleistung besitzt. Wir müssen bei anderen Bedingungen unter Umständen ein normales Programm fahren", erklärte er. Spezielle Änderungen für die schnelle Strecke gibt es dennoch. "Einige Teile des Motors wurden in einer speziellen Ausführung gebaut, die primär auf eine bessere Zuverlässigkeit ausgelegt sind, aber auch mehr Leistung bringen sollen."