Carlos Sainz: Der Formel 1 fehlen die Helden

Toro-Rosso-Youngster Carlos Sainz erklärt, wo das Hauptproblem der Formel 1 liegt, wieso selbst seine Freunde nicht mehr zuschauen und was nun geschehen muss

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz kann es selbst nicht glauben: Nicht einmal all seine Freunde sitzen an den Sonntagen vor dem Fernseher und schauen sich die Grands Prix an. "Wenn ich sie frage, ob sie das Rennen am vergangenen Wochenende angeschaut haben, dann sagen manche ja und manche nein", schildert der Spanier in seiner Kolumne auf dem Blog von Formel-1-Reporter James Allen. "Für mich ist das unglaublich, wenn man einen Freund hat, der Formel 1 fährt", zeigt sich der 22-Jährige verblüfft.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz ist mit dem aktuellen Zustand der Formel 1 unzufrieden Zoom

Vor zehn Jahren wäre dies undenkbar gewesen: Die Leute "hätten es gar nicht glauben können". Doch heute antworten die Leute in seinem Umfeld, "dass sie beim Essen mit der Familie waren oder so viel zu tun haben". Doch was sind die Gründe, dass der Grand-Prix-Sport die Menschen nicht mehr vor die TV-Geräte fesselt?

Laut Sainz liegt es daran, dass die aktuellen Formel-1-Piloten nicht mehr den Heldenstatus der früheren Generationen vermitteln. "Vor 15 Jahren haben die Leute die TV-Geräte eingeschaltet - ein 20-Jähriger wollte seine Helden sehen", versucht sich der Sohn der Rallye-Legende Carlos Sainz sen. in einer Erklärung. "Zwischen zehn und 20, vielleicht bis man 25 Jahre alt ist, braucht man im Leben ein Idol, einen Helden. Man braucht jemanden, zu dem man aufschauen kann. Aber heute bieten die Formel-1-Fahrer das dem jüngeren Publikum nicht mehr."

Die Ursache ist auch Sainz nicht klar: "Ich weiß nicht, woran es liegt." Er ist aber der Ansicht, dass ein Generationswechsel bevorsteht: "Derzeit treten einige Fahrer zurück", spielt er auf die Routiniers Jenson Button und Felipe Massa an. "Andere haben nur noch zwei oder drei Jahre vor sich. Das ist ein guter Zeitraum, um das Ruder zu übernehmen und zu zeigen, dass nun meine Zeit bevorsteht. Und dass ich der nächste bin, der um die WM kämpfen wird."

"Die jungen Leute wollen zu jemandem aufschauen, aber heute bieten die Formel-1-Fahrer das nicht mehr." Carlos Sainz

Er hofft, dass die neuen Formel-1-Eigentümer Liberty Media das Bild des Grand-Prix-Sports, der in vielen Ländern nur noch im Pay-TV zu sehen ist und daher für die breite Masse nicht mehr zugänglich ist, ändern wird. "In unserem Sport gibt es offensichtlich Probleme mit manchen Aspekten", schreibt er. "Mein Job ist es nicht herauszufinden, warum die jungen Leute nicht mehr zuschauen, aber ich hoffe, dass man das nun endlich angeht. Das sollte das Hauptziel sein, denn mit neuen Fans würde man über viele Jahre eine Fanbasis aufbauen."