Carlos Sainz behauptet: Sirotkin hat ihn das Rennen gekostet
Renault-Fahrer Carlos Sainz ist nach dem Russland-Grand-Prix nicht gut auf Sergei Sirotkin zu sprechen, mit dem er gleich nach dem Start kollidiert war
(Motorsport-Total.com) - Nein, für drei Fahrzeuge ist auf der Ideallinie in Kurve 2 einfach kein Platz. Marcus Ericsson, Sergei Sirotkin und Carlos Sainz haben es beim Formel-1-Rennen in Sotschi probiert und sind gescheitert. Der Leidtragende: Sainz. Dessen Fahrzeug trug die größten Beschädigungen davon, womit er ab der ersten Runde mit stumpfen Waffen kämpfte und sich nur noch über die 300-Kilometer-Distanz schleppte. Kurzum: kein befriedigender Grand Prix für Sainz. So ein Rennen sei nur "schwer zu verdauen", wie er meint.

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... und gleich kracht's: Ericsson, Sirotkin und Sainz (ganz rechts) vor Kurve 2 Zoom
Dabei hatte alles so gut begonnen für Sainz: Von Startplatz elf kommend legte er sich gleich mit den vor ihm fahrenden Piloten an. "Auf Soft-Reifen hatte ich einen besseren Start hingelegt als alle anderen mit Hypersoft", erklärt er stolz. Er habe sich nach vorne orientiert. Und dann sei es passiert. "Dann kam Sirotkin angeschossen, buchstäblich", sagt Sainz. Die anschließende Kollision habe ihm alle Chancen im Russland-Grand-Prix genommen.
"Den Aufprall habe ich gar nicht bemerkt, doch [Sirotkin] hat mich offensichtlich berührt und dabei den kompletten rechten Seitenkasten zerstört. Auch der Unterboden war auf der rechten Seite total im Eimer, war durchgebrochen", meint Sainz. "Ich merkte gleich nach Kurve 3, dass etwas nicht stimmte und dass mir ein sehr langes Rennen ins Haus stehen würde. Mir fehlte irre viel Abtrieb und das Auto übersteuerte wie wild. Ich konnte rein gar nichts ausrichten, obwohl eigentlich Punkte möglich gewesen wären."
Zwei Fahrer, zwei Meinungen
Die Schäden an seinem Renault R.S.18 hätten ihn pro Runde "bis 1,5 Sekunden" gekostet, schätzt Sainz. "Das war sehr frustrierend, denn wir haben eine Chance verpasst. So etwas kommt leider vor, auch wenn es nicht mein Fehler war." Für ihn habe die Schuldfrage eine klare Antwort: Sirotkin.

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Satz mit X: Carlos Sainz verließ Sotschi ohne neue Punkte für Renault Zoom
Die TV-Bilder aber zeigen: So einfach ist es nicht. Denn Sirotkin befand sich in Kurve 2 in einer denkbar ungünstigen Position - im Sandwich zwischen Ericsson ganz innen und Sainz, der von außen nach innen hineinstach. Und dort waren bereits Ericsson und Sirotkin. Dem Trio ging am Scheitelpunkt der Rechtskehre schlicht der Platz aus, sodass es krachte.
Entspricht Sainz' Schilderung also der Realität? Nicht ganz. Sirotkins Äußerungen hingegen treffen schon eher zu. Der Russe meint: "Beim Start war ich gut weggekommen, doch dann wurde ich zwischen zwei Autos eingeklemmt, verlor meinen ganzen Schwung und einige Positionen." Das deckt sich mit den TV-Aufnahmen, wo nach der Berührung auch etliche abfallende Kohlefaserteile zu beobachten sind. Teile von Sainz' Renault, aber auch Teile von Sirotkins Williams.
Sirotkin glücklos beim Heimrennen

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Vor heimischem Publikum gelang Sergei Sirotkin kein Husarenritt für Williams Zoom
Sirotkin ereilte ein ähnliches Schicksal wie Sainz, noch dazu bei seinem Heimrennen in Russland. "Keine Ahnung, wie sehr das Auto beim Crash beschädigt wurde. Aber in den folgenden Runden ging es einfach nur ums Überleben", meint der Williams-Fahrer. "Und dann hingen wir blöd im Feld fest und zu allem Überfluss gingen auch die Reifen rasch in die Knie." Später geriet Sirotkin auch noch mit Lance Stroll aneinander. "Mein Teamkollege drückte mich vor Kurve 13 leicht von der Strecke und ich wäre beinahe in der Wand gelandet", sagt Sirotkin. Am Ende belegte er P18 unter 18 noch fahrenden Piloten.
Der Frust bei Sirotkin ist daher ähnlich groß wie bei Sainz. "Eigentlich will ich gar nicht darüber reden", meint Sirotkin, tut es aber dann doch: "Es gab nichts, was ich hätte ausrichten können." Das sei vor den vielen russischen Fans "schmerzhaft" gewesen. "Und jetzt würde ich das Thema gerne abhaken."


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