• 24.09.2011 22:11

  • von Dieter Rencken

Button: "Wir wollen gewinnen"

McLaren-Fahrer Jenson Button peilt von Startplatz drei aus den Sieg in Singapur an, rechnet aber mit heftiger Gegenwehr der beiden Red-Bull-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button kommt immer besser mit Singapur zurecht. Im Freien Training war es zunächst gar nicht für den britischen Rennfahrer gelaufen, doch in der Qualifikation legte der Ex-Champion ein gutes Tempo an den Tag und sicherte sich Startplatz drei - hinter den beiden Red-Bull-Piloten, aber immerhin vor McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton. Im Interview erklärt Button, wie es ihm von Freitag auf Samstag gelang, so viel Tempo zu finden, und wohin es im Rennen gehen kann.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button zeigt sich zuversichtlich: Der Brite geht in Singapur auf die Jagd...

Frage: "Jenson, du stehst knapp vor deinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Er war in der Garage, während du noch eine Runde drehtest. Lewis sparte sich so einen Riefensatz. Du gehst vor ihm ins Rennen. Was ist wichtiger?"
Jenson Button: "Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich weiß nur: In meinen Augen hatte ich eine gute Runde. Beide Versuche waren okay. Hätte man beide zusammennehmen können, wäre es klasse gewesen."

"Es ist nämlich sehr schwierig auf dieser Strecke, alle Sektoren auf die Reihe zu kriegen. Manchmal sind die Reifen zu Beginn einer Runde nicht optimal auf Temperatur, manchmal überhitzen die Pneus zum Ende der Runde. Vielleicht ist das auch nur bei uns ein Problem. Es ist nicht einfach. Ich schlug mich schon den gesamten Tag über damit herum."

"Am Freitag hatte ich nicht viel Streckenzeit, nachdem ich einmal direkt vor einer Leitplanke gestrandet war. Ich freue mich daher sehr darüber, in den Top 3 zu stehen. Das ist eine gute Ausgangslage für das Rennen. Dafür konnte ich aber keine Erfahrungen sammeln, denn ich war an diesem Wochenende noch nie mit viel Sprit unterwegs. Das wird also eine Herausforderung für mich."

Frage: "Bist du angesichts des bisherigen Wochenend-Verlaufs überrascht, in den Top 3 zu stehen?"
Button: "Freitagnacht hätte ich nicht damit gerechnet, hier zu sitzen. Am Freitag war ich ja nicht mit den superweichen Reifen unterwegs, weil ich etwa zur Hälfte des zweiten Freien Trainings vor der Leitplanke stand. Über Nacht nahmen wir einige Veränderungen vor und fanden ziemlich viele Verbesserungen."

"Das Tempo war dann den gesamten Tag über gut." Jenson Button

"Meine hinteren Bremsen hatten ebenfalls nicht richtig funktioniert. Das Tempo war dann den gesamten Tag über gut. In der Qualifikation hatte ich aber gewisse Schwierigkeiten damit, die Reifen auf einer kompletten Runde zum Arbeiten zu bringen. Hatte ich sie schon im ersten Sektor so weit, dann ließen sie in Abschnitt drei schon wieder nach."

"Keine Ahnung, ob diese Burschen (Sebastian Vettel und Mark Webber; Anm. d. Red.) ähnliche Probleme hatten. Wir mussten auf jeden Fall eine vergleichsweise langsame Einführungsrunde drehen. Beim letzten Versuch war ich vielleicht etwas zu motiviert und im ersten Sektor möglicherweise etwas zu hart unterwegs. Im letzten Sektor hatten die Reifen nämlich schon stark nachgelassen."

"Trotzdem erreichte ich den dritten Platz und stehe auf der sauberen Seite der Strecke. Das ist eine gute Platzierung. Was mir im Hinblick auf das Rennen aber Sorgen macht, ist, dass ich nicht mit viel Benzin trainieren konnte. Ich weiß also nicht, wie sich das anfühlen wird. Wir werden halt versuchen, dennoch das Beste daraus zu machen."¿pbvin|512|4111||0|1pb¿

Button: Von Platz drei nach ganz vorne?

Frage: "Platz drei scheint in diesem Jahr keine schlechte Ausgangslage zu sein. Die Pole-Position ist offenbar nicht mehr so wichtig wie in der Vergangenheit..."
Button: "Im Saisonverlauf... ja, ich stimme zu. Wenn du einen guten Start hinbekommst und in Schlagdistanz zum ersten Platz gelangst, dann kannst du sicher ein gutes Rennen haben. Ja. In dieser Saison war meine Qualifikation nicht so gut, wie ich mir das erhofft hatte."

"Ich brachte trotzdem einige sehr gute Ergebnisse zustande. Selbst wenn ich mich gut qualifiziere, scheinen wir stets ein paar Probleme zu haben. Platz drei ist eine großartige Ausgangslage. Wie ich schon sagte: Ich stehe auf der sauberen Seite, doch die Anfahrt zur ersten Kurve ist kurz. Im Schnitt waren unsere Starts bisher sehr gut. Hoffentlich habe ich am Sonntag einen guten."

"Ich muss halt in der ersten Kurve an zweiter Stelle und neben Sebastian liegen." Jenson Button

Frage: "Was glaubst du: Kannst du Mark Webber beim Start schnappen?"
Button: "Wenn er wieder einen solchen Start produziert wie zuletzt häufiger, dann sieht er kein Land gegen mich. Nein, irgendwann wird er auch mal wieder gut wegkommen. Es ist nicht so einfach, denn Kurve eins ist nicht weit weg. Ich muss halt in der ersten Kurve an zweiter Stelle und neben Sebastian liegen. Nur so haben wir eine Chance, sie zu schlagen."

Frage: "Wie viel Selbstvertrauen ziehst du aus der Tatsache, bester Red-Bull-Verfolger zu sein?"
Button: "Viel. Am Freitag war ich ja noch im Nirgendwo. Am Samstag war es besser. Schauen wir einmal, ob wir Red Bull herausfordern können. In Runde fünf werden wir wissen, wo wir stehen. Einfach wird es nicht, das steht fest. Der Regen wäre uns vielleicht eine Hilfe. Du weißt aber nie, was im Nassen alles passiert."

Frage: "Wie groß ist deine Hoffnung, dass Sebastian Vettel den Titel nicht an diesem Wochenende einfährt? Willst du ihn möglichst lange von seinem Triumph abhalten oder geht es dir nur darum, möglichst gut abzuschneiden, weil er den Titel eh gewinnen wird?"
Button: "Selbst wenn er in den kommenden sechs Rennen nicht starten würde, hätten wir es noch immer sehr schwer, um ihn zu schlagen, denke ich."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Singapur


"Wenn die Ampeln verlöschen, denkst du nicht an den Titel, wo du doch über einhundert Punkte zurückliegst. Du willst den Sieg. Das ist genau das, was ich am Sonntag versuchen werde, zu erreichen. Der Titelkampf ist entschieden. Wir wollen einfach nur gewinnen."

Die Setupänderungen machen sich bezahlt

Frage: "Am Freitag meintest du, "kein großartiges Setup" zu haben. Außerdem überhitzten deine Reifen. Konntet ihr diese Probleme beheben?"
Button: "Ausgehend von den Aussagen, die ich eben traf: nicht über eine schnelle Runde, aber hoffentlich über die komplette Distanz. Ich war bisher halt noch nicht mit großer Benzinmenge unterwegs."

"Dieses Rennen ist bekannt dafür, die Reifen massiv zu fordern. Wir rutschen hier sehr oft. Man bekommt also automatisch viel Temperatur in die Pneus. Da musst du Vorsicht walten lassen. Wir wissen: Es wird nicht einfach. Die Leistung der einzelnen Fahrzeuge ist klar ersichtlich, denn die Abstände zwischen den Teams sind riesig, wenn man einen Blick über die Top 10 hinaus riskiert."

"Je mehr Abtrieb du hast, umso einfacher ist es." Jenson Button

"Je mehr Abtrieb du hast, umso einfacher ist es vermutlich, denn dann rutschst du weniger herum und die Temperatur der Pneus geht nicht hoch. So einfach ist es. Wir liegen halt ein bisschen hinter diesen Jungs (Vettel und Webber; Anm. d. Red.)."

Frage: "Wie groß wird der Schock ausfallen, wenn du erstmals viel Sprit an Bord hast?"
Button: "Ich habe das ja schon einmal erlebt. Ich werde mich rasch daran gewöhnen. Ich bin ja schon ein alter Kerl und schon eine ganze Zeit lang dabei. Das wird schon klappen."

Frage: "Red Bull war speziell im dritten Sektor sehr schnell. Dieser Abschnitt besteht fast nur aus normalen 90-Grad-Kurven und einer schnellen Ecke. Verliert ihr einzig und alleine in dieser einen schnellen Kurve?"
Button: "Ich weiß es nicht. Unser - oder mein - Mittelsektor war sehr gut."

"All dies zu verstehen, ist sehr schwierig. Es liegt wohl auch daran, dass unsere Hinterreifen nicht so gut halten wir bei diesen Burschen (Vettel und Webber; Anm. d. Red.), außerdem natürlich an der schnellen Kurve. Red Bull ist bei schnellen Stellen immer sehr stark und die beiden sind sehr stark."

"Sie haben hier einen Vorteil. Das kommt aber meiner Meinung daher, dass sie im letzten Sektor mehr Grip an der Hinterachse haben. Ihre Reifen bleiben über die ganze Runde hinweg in Form. Wir haben da etwas mehr zu kämpfen. Am Samstag konnten wir die Konstanz verbessern, was sich hoffentlich im Rennen positiv bemerkbar macht."

Im Qualifying wird wenig gefahren...

Frage: "Wie sehr hilft dir der neue Heckflügel?"
Button: "Es war schön, dieses Teil am Samstag zur Verfügung zu haben. Es ist definitiv eine Hilfe. Es verbessert unsere Leistung ganz klar. Im Rennen wahrscheinlich noch mehr als in der Qualifikation."

Frage: "Manche Beobachter beschweren sich darüber, dass im Qualifying nicht so viel gefahren wird. In Q3 bleiben gewisse Teams sogar ganz in der Garage. Wie stehst du Vorschlägen gegenüber, wonach so etwas künftig mit einer Startplatzstrafe geahndet werden würde?"
Button: "Du kannst die Leute nicht dafür bestrafen, dass sie nicht gefahren sind, sofern es keine Regeländerung gibt."

"Ich glaube eh nicht, dass es die großen Teams tun werden." Jenson Button

"Bleibt es beim Status Quo, wird es immer so sein - vor allem auf einem Stadtkurs. Ich glaube aber eh nicht, dass es die großen Teams tun werden. Die Top-6-Fahrzeuge werden immer um die Pole-Position kämpfen. Es dreht sich vielmehr um die Autos, die gerade so den Einzug in die Top 10 geschafft haben. Es macht sich wahrscheinlich bezahlt, Reifen für das Rennen aufzusparen."

"Das konnten wir in diesem Jahr schon mehrfach beobachten. Ein paar Fahrer arbeiteten sich mit frischen Reifen aus dem Mittel- oder gar aus dem Hinterfeld nach vorne. Mark tat es in China, mir ist es ebenfalls schon gelungen und Michael schaffte es auch. So sind nun einmal die Regeln. Wir versuchen alles, um am Sonntagnachmittag oder -Abend unser Bestes zu geben."