• 07.07.2008 09:36

  • von Roman Wittemeier

Button und der große Frust

Das einstige Wunderkind Jenson Button über den Frust der vergangenen Monate und Jahre: "Alle erinnern sich nur an das letzte Rennen"

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button wurde bereits mehrfach im Verlauf seiner Formel-1-Karriere als kommender britischer Grand-Prix-Star gehandelt. Immer wieder jedoch musste der 28-Jährige auf seinem Weg herbe Rückschläge hinnehmen müssen. Nach einem starken Debüt im Williams 2000 folgten magere Jahre mit Benetton und BAR-Honda. Erst 2004 flammten die großen Hoffnungen neu auf, als sich der Honda äußerst konkurrenzfähig präsentierte und Button regelmäßig in die Punkte fahren konnte.

Titel-Bild zur News: Honda

Trotz vieler Rückschläge: Jenson Button richtet seinen Blick nach oben

Der Glanz der guten Tage ist bereits wieder verblasst. Aus dem schillernden Jungstar ein eher solider Motorsport-Arbeiter geworden. "Es ist schon frustrierend, keine Frage", gab der Brite im Gespräch mit 'The Guardian' zu. Es sei nicht nur Geduld, sondern auch harte Arbeit gefragt: "Ich muss jetzt härter Arbeiten als zu meiner Zeit in einem guten Auto. Ich muss wahrscheinlich sogar mehr geben als jeder Fahrer in den Spitzenteams. Ich muss damit einfach klarstellen, dass ich alles für den Erfolg gebe, denn immerhin arbeiten 600 Menschen an unserem Projekt. Die müssen merken, dass ich auf der Strecke alles herausholen will."#w1#

"Vor vier Jahren war es einfacher", blickte Button auf seiner bislang stärkste Saison zurück. Im Jahr 2004 konnte sich der 28-Jährige regelmäßig im Vorderfeld qualifizieren, fuhr in fast jedem Rennen in die Punkte und belegte am Ende des Jahres sogar Rang drei in der Fahrerwertung. Die aktuelle Realität sieht völlig anders aus: Nur in Spanien konnte Button ein paar Zähler ergattern. "Die Leute in der Formel 1 haben alle ein Kurzzeit-Gedächtnis. Die erinnern sich immer nur an das letzte Rennen. Das ist in meinem Fall natürlich kein schöner Eindruck." Während Teamkollege Rubens Barrichello beim britischen Grand Prix überraschend auf das Podium fuhr, landete Button vor heimischer Kulisse im Kiesbett.

Jenson Button

Kein Einzelfall 2008: Jenson Button mit dem Honda im Kies Zoom

Es ist auffällig, wie viele Rennen der vergangenen Monate neben der Strecke endeten. "In Monaco war es mein Fehler, aber in Bahrain bin ich abgeschossen worden und in Melbourne hat mich auch jemand in der ersten Kurve herausgekickt. Wenn ich diese Rennen hätte beenden können, dann hätte ich garantiert schon mehr Punkte - aber das ist eben nicht geschehen. Das ist nicht nur hart für mich, sondern für alle im Team.

Die Honda-Mannschaft gibt dem leidenden britischen Piloten nicht nur verbale Rückendeckung, sondern auch technische Unterstützung. Vor allem der neue Teamchef Ross Brawn hält große Stücke auf seinen Fahrer. "Ich habe Jenson immer aus der Distanz beobachtet und war sehr beeindruckt", lobte Brawn. Und weiter: "Er hat unter schwierigen Bedingungen immer wieder tolle Leistungen gezeigt. Mein Job ist es nun, dass ich Jenson bei seiner Herangehensweise an die Technik unterstütze. Ich kann ihm helfen, noch effektiver mit seinen Ingenieuren zusammen zu arbeiten, damit sie mehr aus dem Auto herausholen. Und eines habe ich von Michael Schumacher gelernt: Die Arbeitseinstellung ist extrem wichtig."

Ein kleiner Fingerzeig also, in welche Richtung sich Button auch menschlich noch bewegen sollte. Die großen Glamour-Zeiten sollen vorbei sein. Solide Arbeit ist nun gefragt. "Ich habe mich ja schon mit der Teamleitung zusammengesetzt und wir sind das komplette Auto durchgegangen. Das war positiv, aber wir wissen alle, dass sich nichts über Nacht ändert", so Button, der viel Hoffung für die Zukunft in sich trägt. "Es war nicht einfach in den vergangenen Jahren, aber ich bin sehr glücklich, wie das Team die Zukunft angeht. Ich schaue da schon etwas weiter voraus."