Durch den Monsun: Button Abbruchsieger in Malaysia!

Der Malaysia-Grand-Prix musste wegen Regens abgebrochen werden - Jenson Button Sieger vor Timo Glock - Traumvorstellung von Nico Rosberg unbelohnt

(Motorsport-Total.com) - Das ganze Wochenende hindurch hat das Wetter entgegen aller Prognosen gehalten, doch pünktlich zum Grand Prix von Malaysia begann es heute auf dem Sepang International Circuit zu schütten. Das bescherte der Formel 1 den ersten vorzeitigen Rennabbruch seit Brasilien 2003 und Jenson Button (Brawn-Mercedes) nach dem Triumph in Melbourne den zweiten Sieg binnen acht Tagen.

Titel-Bild zur News: Podium in Malaysia 2009

Zwei Deutsche durften mit Sieger Jenson Button auf das Podium klettern

Das Rennen wurde nach 32 Runden abgebrochen, nachdem es zunächst nur leicht, dann aber immer stärker zu regnen begonnen hatte. Das bedeutet, dass nur halbe Punkte für die Weltmeisterschaft vergeben wurden, denn die 75-Prozent-Hürde wäre erst bei 42 absolvierten Runden des Führenden gelegen. Vor Sepang 2009 gab es so eine Situation erst viermal: In Adelaide 1991, in Monte Carlo 1984, in Spielberg 1975 und in Montjuich 1975.#w1#

Abbruch um 18:52 Uhr

FIA-Rennleiter Charlie Whiting wartete nach dem Abbruch so lange wie möglich auf bessere Bedingungen, um noch einmal neu starten zu können. Tatsächlich ließ das Gewitter nach, aber wegen des späten Starts um 17:00 Uhr Ortszeit wurde es nach und nach zu dunkel. Um punkt 18:52 Uhr dann die Durchsage: Es gibt keinen Restart mehr - und gewertet wurde der Stand nach 31 Runden. Dadurch erbte Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) noch den zweiten Platz.

Kurios: Der Deutsche wäre bei einem Restart nur als Dritter ins Rennen gegangen, doch weil nicht der tatsächliche Endstand nach 32 Runden für das Ergebnis herangezogen wurde, sondern reglementkonform der Stand in der Runde vor dem Abbruch, wurde Timo Glocks (Toyota) Überholmanöver gegen Heidfeld noch revidiert. Trotz dieser Enttäuschung darf sich Glock als einer der Männer des Tages fühlen.

Start in Malaysia 2009

Nico Rosberg (links) erwischte vom vierten Platz aus einen exzellenten Start Zoom

Das gilt auch für einen weiteren Deutschen, nämlich für Nico Rosberg: Der Williams-Toyota-Pilot erwischte aus der zweiten Reihe einen sensationellen Start und stach als Führender vor Jarno Trulli (Toyota) und Fernando Alonso (Renault) in die erste Kurve, behauptete diese Führung auch. Alonso hatte seinen unglaublichen Sprung nach vorne vor allem KERS zu verdanken, hatte aber mit viel Benzin an Bord kein schnelles Auto und kämpfte somit mit stumpfen Waffen.

Alonso als rollende Schikane

Also ging das favorisierte Brawn-Mercedes-Duo relativ mühelos am Ex-Weltmeister vorbei. Das sollte dem Rennen zunächst den Stempel aufdrücken, denn Rosberg, Trulli und Button bildeten an der Spitze eine Dreiergruppe, während sich Rubens Barrichello von hinten langsam heranrobbte. Später schnappte sich dann auch Kimi Räikkönen (Ferrari) den Alonso-Renault, doch der "Iceman" brauchte dafür etwas länger und hatte daher schon gewaltigen Rückstand.

Schon nach wenigen Minuten war klar, dass es früher oder später zu regnen beginnen würde, denn der Himmel über Sepang wurde immer dunkler. Doch zuvor sollte noch die Entscheidung um den Sieg fallen: Button konnte vom Spitzentrio den längsten ersten Stint fahren, ging dadurch souverän vor Rosberg und Trulli in Führung. In Runde 20 kam Barrichello als letzter Sieganwärter rein - und in Runde 21 wurden bei Kurve 15 die ersten Regentropfen gemeldet.


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Sonntag


¿pbvin|512|1432|Malaysia|0pb¿Ganz untypisch für Malaysia entlud sich die dunkle Wolke nicht sofort im Monsunstil, sondern zunächst recht langsam. Dennoch kam Alonso in der 23. Runde kurz von der Strecke ab, was den Konkurrenten signalisierte: An die Box kommen, Regenreifen abholen! Also wechselte praktisch das komplette Feld kurz nach der ersten Serie der Boxenstopps auf Full-Wets - bis auf Räikkönen, der dies wagemutig bereits in Runde 18 getan hatte und dadurch weit zurückfiel.

Einstoppstrategie als Erfolgsrezept

Doch es gab auch Sieger dieser Entwicklung, nämlich all jene, die noch nicht zum Tanken an der Box waren und den ersten regulären Stopp mit dem Reifenwechsel verbinden konnten. So wurde das Klassement hinter den Top 4 komplett auf den Kopf gestellt - und Leute wie Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) und Felipe Massa (Ferrari) wurden um ein paar Positionen nach vorne gespült.

Am allerbesten pokerte jedoch Glock, der nach einem schlechten Start zunächst zurückgefallen war und sich später den Frontflügel an Mark Webber (Red-Bull-Renault) leicht rasiert hatte: Der Toyota-Pilot fasste keine Full-Wets, sondern Intermediates aus und konnte damit um zehn Sekunden schnellere Rundenzeiten fahren als alle anderen! Auf diese Weise ging es rasant nach vorne, denn in der 22. Runde lag er noch nicht einmal in den Top 10.

Timo Glock

Erst als es zu regnen begann, kam Timo Glock auf Intermediates richtig in Fahrt Zoom

In der 27. Runde war Glock schon Sechster, in der 28. Dritter - und als Button in der 29. Runde bei zunehmendem Regen von Intermediates zurück auf Full-Wets wechselte, erbte der Deutsche sogar kurzzeitig in Führung. Diese Freude war nur von kurzer Dauer, denn Button konnte Glock aus eigener Kraft überholen und war somit wieder auf Siegeskurs, aber nach seinem nächsten Reifenwechsel lief der Toyota-Express wie geschmiert weiter.

Erst Safety-Car, dann rote Flaggen

Nach dem Überholmanöver gegen Heidfeld wurden die Bedingungen so extrem, dass das Safety-Car auf die Strecke geschickt und das Rennen gleich darauf mit roten Flaggen abgebrochen wurde. Button stellte sich als Führender vor Glock auf den Grid. Aufgrund des Wetters machte die FIA den Teams ein Angebot: Ihr dürft eure Autos in die Boxengasse schieben, aber dann müsste ihr bei einem Restart auch aus der Boxengasse starten!

Zunächst wurden die Autos auf dem Grid noch hektisch abgedeckt, doch nach und nach wurde immer klarer, dass es nicht mehr weitergehen würde. Räikkönen zeigte sich in dieser Phase am allercoolsten, wechselte in seine Privatshorts und löffelte im Ferrari-Motorhome genüsslich ein Eis. Dann noch einmal Hektik, als ein paar Motoren angelassen wurden, aber schlussendlich setzte Rennleiter Whiting diesem Treiben ein Ende.

Jenson Button

Auf dem Grid erfuhr Jenson Button, dass nicht mehr neu gestartet werden soll Zoom

Button erfuhr im Cockpit sitzend von seinem Sieg, Heidfeld und Glock durften mit ihm auf dem Podium feiern. Trulli belegte den vierten Platz, gefolgt von Barrichello, Webber, Hamilton und Rosberg, der nach seinem Feuerwerk zu Beginn gerade mal einen halben Zähler mit nach Hause nehmen durfte. Massa, nach der Panne im Qualifying nur auf dem 16. Startplatz, verpasste die Punkteränge als Neunter um gerade mal 5,3 Sekunden.

Streit am Boxenfunk

Der Brasilianer sorgte auch für einen unterhaltsamen Moment, als er sich nach dem Abbruch mit seinem Renningenieur Rob Smedley unterhielt: "Rob, ich brauche ein klares Visier, sonst sehe ich nichts", schrie er wütend in den Boxenfunk - und Smedley antwortete ganz cool: "Relax, Felipe-Baby - du kriegst eins!" Ansonsten fiel der Vizeweltmeister der vergangenen Saison heute wegen seines vollen Tanks nicht wirklich auf.

Aber auch wenn der Grand Prix von Malaysia ein unwürdiges Ende nahm, war es doch ein fantastisches Rennen. Alonso zeigte KERS-Verteidigungskunst in Reinkultur und lieferte sich mit Webber über eine halbe Runde eines der schönsten Rad-an-Rad-Duelle der vergangenen Jahre, während Sebastian Vettel (Red-Bull-Renault) ein Highlight setzte, als er zwischenzeitlich Weltmeister Hamilton überholte.

Fernando Alonso vor Rubens Barrichello

Fernando Alonso hatte nach Traumstart mit unterlegenem Material keine Chance Zoom

Das war natürlich durch unterschiedliche Benzinmengen zu erklären, aber immerhin. Nur: Für seine progressive Strategie kam Vettel viel zu langsam nach vorne - und als es zu regnen begann, bekleckerte er sich auch nicht gerade mit Ruhm, indem er seinen RB5 neben die Strecke setzte. Ähnlich erging es Rookie Sébastien Buemi (Toro-Rosso-Ferrari), der gleich zu Beginn an der Box eine neue Frontpartie ausgefasst hatte.

Kubica zum zweiten Mal k.o.

Frühe Ausfälle gab es außerdem für Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes), der sich in der ersten Runde ohne Fremdeinwirkung drehte, und für Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), der seinen F1.09 mit rauchendem Motor abstellte. Kubica hatte sich schon in der Aufwärmrunde am Funk über merkwürdige Motorengeräusche beklagt und war dann am Start fast stehen geblieben. Am Ende wurde es seine zweite Nullnummer en suite.

Natürlich folgten nach Rennende einige Diskussionen, ob der Abbruch nun richtig war oder nicht - aber aufgrund der Dunkelheit, die schon wenig später einbrach, hätte ein Restart wahrscheinlich ohnehin keinen Sinn gemacht. Die Leidtragenden waren die nicht allzu zahlreich erschienenen Fans auf den Tribünen, die die Nachricht des endgültigen Abbruchs mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten und enttäuscht nach Hause gingen.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton holte immerhin seinen ersten WM-Punkt der laufenden Saison Zoom

In der Weltmeisterschaft führt nach zwei von 17 Rennen Button mit 15 Punkten vor Barrichello (10), Trulli (8,5) und Glock (8). Titelverteidiger Hamilton ist mit einem Zähler Zehnter, die beiden Ferrari-Stars haben noch gar keine Punkte auf ihrem Konto. Bei den Konstrukteuren liegt sensationell das neue Brawn-Team mit 25 Zählern an der Spitze, gefolgt von Toyota (16,5) sowie dem BMW Sauber F1 Team und Renault (je 4).