• 05.05.2011 21:54

  • von Dieter Rencken

Buemi: "Würde meine Strategie ändern"

Sebastien Buemi verrät, wie er nun an Q3 herangehen würde, warum er mit seinen Qualifyings besonders zufrieden ist und was er hinter Saubers "Reifenflüsterer" vermutet

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sebastien, ihr habt hier weniger Updates als andere Teams. Bist du deswegen besorgt oder glaubst du, dass du es trotzdem ins dritte Qualifying schaffen kannst?"
Sebastien Buemi: "Ich denke, wir hatten im Qualifying in China ein bisschen Glück. Ich hätte nicht gedacht, Leute wie Heidfeld und Schumacher hinter uns lassen zu können, aber es ist uns gelungen. Ich glaube jedoch, dass wir in einem normalen Qualifying vielleicht nicht in Q3 gewesen wären."

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi will seine Ergebnisse aus den Trainings auch im Rennen zeigen

"In den vergangenen drei Rennen haben wir gesehen, dass es keinen riesigen Unterschied macht, ob du als Neunter, Zehnter oder Elfter startest, weil du im Rennen immer noch aufholen kannst, wenn du schnell genug bist. Bist du nicht schnell genug, fällst du zurück. Ich hoffe, wir können die Performance der ersten drei Rennen aufrechterhalten. Viele Teams haben dieses Wochenende neue Teile an ihren Autos. Bei uns kommt das Update erst in Monaco oder Valencia. Mal abwarten. Dieses Wochenende könnte es eventuell Regen. Deshalb ist alles möglich."

Regen ein Vorteil?

Frage: "Hoffst du auf Regen?"
Buemi: "Mir ist das ehrlich gesagt egal. Was auch kommen mag, stört mich nicht. Ich werde einfach fahren und kämpfen. Ich rechne nicht damit, im Regen mehr Probleme zu haben. Wenn es regnet, gibt es mehr Zwischenfälle. Das ist vielleicht sogar eine Chance, dass es noch besser läuft. Könnte positiv sein."

¿pbvin|512|3642||0|1pb¿Frage: "Du warst einer der wenigen Fahrer, der schon im Regen getestet hat. Ist das ein Vorteil?"
Buemi: "Der erste Regentest war ziemlich gut für uns."

Wie wichtig ist die Qualifikation?

Frage: "Macht es noch einen großen Unterschied, von vorne oder hinten zu starten?"
Buemi: "Grundsätzlich ist es schon besser, weiter vorne zu starten (lacht; Anm. d. Red.)..."

Frage: "Manchmal aber auch nicht. Du bist in China als Neunter gestartet und am Ende 14. geworden. Macht es durch die neuen Regeln nicht mehr Sinn, die Reifen zu schonen und dafür nur Zehnter oder Elfter der Startaufstellung zu sein?"
Buemi: "Ganz ehrlich: Wenn ich noch einmal zurückgehen könnte, dann würde ich meine Strategie für Q3 ein bisschen ändern, denn wir hatten Glück, dass Petrow nicht mehr fahren konnte. Di Resta war in etwa gleich schnell wie ich und unterm Strich fehlten zu Platz sieben lediglich 40 Tausendstel oder so. Ich habe zwei Plätze verloren, aber da lohnt es sich, zu fighten, weil du die Chance hast, in Q3 um zwei oder drei Plätze weiter vorne zu stehen."

"Wenn man allerdings in Q3 kommt und dann merkt, dass die restlichen Fahrer deutlich schneller sind, macht es keinen Sinn mehr, herauszufahren und die Reifen unnötig zu zerstören. Es hängt davon ab, wo wir uns in Q3 im Vergleich zu den anderen sehen, aber wir könnten unsere Herangehensweise in Q3 in Zukunft ändern."

Alles dreht sich um die Reifen

"Fakt ist, dass man mit den weichen Reifen einen weitaus besseren Start hat als mit den härteren. Wenn wir es in Q3 schaffen, ist es sehr schwierig, noch Reifen zu sparen. Wir schaffen es mit harten Reifen nicht in Q2, sondern müssen dafür schon weiche verwenden. Damit ist ein weicher Reifensatz weg. Und dann dürfen wir in Q2 nur einen weichen Reifensatz verwenden, wenn wir auch in Q3 noch einen haben wollen. Das ist wirklich schwierig, um ehrlich zu sein. Wie wir uns letztendlich entscheiden, hängt von unserer Performance ab."

¿pbvin|512|3641||0|1pb¿Frage: "Wie zufrieden bist du mit der Performance in den ersten Rennen? Von außen hat man den Eindruck, dass es bisher gut gelaufen ist - zumindest im Vergleich zum Vorjahr, als du Probleme hattest."
Buemi: "Mit meiner Leistung, besonders in der Qualifikation, bin ich zufrieden. Ich glaube nicht, dass ich viel mehr aus dem Auto herausholen hätte können. Mit den weichen Reifen habe ich ein sehr gutes Gefühl. Mit der harten Mischung tue ich mich schwerer. Aber ich spüre wirklich, was mir die Reifen geben können, insbesondere die weichen. So war es von Anfang an. Das ist für mich ein guter Reifen. Das gilt für Rennen und Qualifying. Es ist schwierig, das zu erklären, aber ich rutsche nicht besonders viel damit."

"Ich denke, in Melbourne haben wir das Maximum aus dem Wochenende herausgeholt. Malaysia hätte besser sein können. Durch die Durchfahrtsstrafe wegen des Boxengassen-Geschwindigkeitsbegrenzers haben wir mögliche Punkte verspielt. In Schanghai hatte ich Pech, weil etwas in meinen Frontflügel kam. Aber so was passiert eben im Rennsport. Unser Rennspeed war gut, aber es war natürlich gelaufen, als wir den Frontflügel wechseln mussten. Vielleicht hätten die Rennen ein bisschen besser sein können, aber die Qualifyings waren gut."

DRS-Effekt ähnlich dem in China

Frage: "Was erwartest du hier von DRS? Ist Überholen auf dieser Strecke möglich?"
Buemi: Es wird vom Aktivierungspunkt abhängen, ab dem uns die FIA erlaubt, es zu verwenden. Vielleicht wird es direkt nach der letzten Kurve sein. Das Problem ist, dass die sehr schnell ist. Dadurch ist es schwierig, nah am Gegner dranzubleiben. Die erste Kurve ist auch sehr schnell und man bremst sehr spät. Es ist schwierig, dort zu überholen, aber möglich. Ich denke, es wird ähnlich sein wie in China, vielleicht ein kleines bisschen schwieriger."

"In Spanien wird es sicher viel weniger Überholmanöver geben. In Monaco wird es fast unmöglich sein, ob DRS erlaubt ist oder auch nicht. Kanada wird wieder wie China - dort erwarte ich viele Überholmanöver. Auch in Valencia ist es von der Gerade abhängig. In China hat man den DRS-Bereich ja nachträglich reduziert. Das war im Nachhinein eine gute Idee, denn sonst wäre das Überholen wohl zu einfach gewesen."

Frage: "Stimmst du Mark Webber zu, der sagt, dass das Überholen mit dem DRS zu einfach ist?"
Buemi: "Mit seinem Auto ist es vielleicht ziemlich einfach (lacht; Anm. d. Red.)! Es hängt davon ab, mit welchen Gegnern man kämpft. Wenn man gegen schnellere Autos kämpft, ist es immer noch sehr schwierig, jemanden zu überholen, aber wenn man gegen langsamere Autos kämpft, ist es ganz einfach. Für Mark war es so, wie wenn ich einen Lotus überhole. Das ist leicht. Aber ich glaube nicht, dass es einfach für ihn ist, einen McLaren zu überholen."

"Wenn man ein schlechtes Qualifying hatte und sich dann durchs Feld kämpfen muss, war es früher so, dass es die schnelleren Teams nicht so einfach hatten, sich vorzukämpfen. Ich erinnere mich an Valencia vergangenes Jahr, als ich einen Ferrari 30 Runden lang hinter mir halten konnte. Jetzt ist es deutlich schwieriger, sich dagegen zu wehren, wenn der andere schneller ist."

Reifenhaushalt der Konkurrenz

Frage: "Man sagt, der Sauber haushaltet am besten mit den Reifen, aber euer Auto scheint ebenfalls in Sachen Reifenverschleiß das zweitbeste zu sein. Ist das eine der Stärken eures Autos?"
Buemi: "Es gibt zwei Faktoren. Wenn du mehr Anpressdruck hast, bist du schneller. Dann schonst du die Reifen, weil du weniger rutscht, aber wenn du schneller fährst, geht mehr Energie in die Reifen, wodurch der Verschleiß höher wird. Wenn du ein langsameres Auto hast, geht weniger Energie in die Reifen, aber dafür rutscht du mehr herum. Es ist ein Kompromiss."


Fotos: Großer Preis der Türkei, Pre-Events


"Ich glaube, Sauber macht irgendetwas besser als die anderen, denn sie sind nicht so schnell, gehören zum Mittelfeld, haben aber eine lange Reifen-Lebensdauer. Ich glaube nicht, dass der Unterschied riesig ist, aber wenn du einmal 20 oder 22 Runden auf einem Reifensatz hast, geht die Tendenz dahin, dass die Performance in den letzten drei Runden einbricht. Da verlieren sie weniger als die anderen. Sie scheinen also ein bisschen besser zu sein, was das angeht, aber nicht deutlich besser als wir. Es ist ziemlich eng und es hängt sehr stark von der Strategie ab."

"Vielleicht verstehen sie die Reifen besser als wir. Das müssen wir herausfinden. Aber ich glaube nicht, dass es am Anpressdruck oder an der Steifheit des Autos liegt, sondern eher an der Nutzung der Reifen durch die Fahrer. Denn es gibt Teams, die haben weniger Anpressdruck, andere mehr, aber die verschleißen die Reifen stärker als sie. Daher glaube ich nicht, dass es am Anpressdruck liegen kann."