Buemi: "Es sollte besser laufen"
Toro-Rosso-Pilot Sébastien Buemi in seiner Medienrunde über die ersten Eindrücke aus Valencia und seine Rolle beim Entwickeln des neuen STR5
(Motorsport-Total.com) - Im Gegensatz zu Schwesterteam Red Bull wählt Toro Rosso bei den Vorbereitungen zur neuen Rennsaison einen anderen Weg: Der italienische Rennstall möchte sein Fahrzeug so ausgiebig wie möglich auf der Strecke testen, bevor Mitte März der Saisonauftakt in Bahrain über die Bühne geht. Sébastien Buemi verschaffte sich im spanischen Valencia einen ersten Eindruck von seinem neuen Arbeitsgerät, hielt sich mit Prognosen und Kommentaren zum STR5 allerdings noch etwas zurück.

© Red Bull
Sébastien Buemi absolvierte in Valencia die ersten Runden im neuen STR5
Frage: "Sébastien, du hast schon einige Runden im neuen Auto abgespult. Wie lautet dein erster Eindruck?"
Sébastien Buemi: "Nicht schlecht bisher. Ich hatte allerdings noch nicht so viele Runden. Wenn man die Ein- und Ausfahrt der Boxengasse berücksichtigt, dann bleibt meist nur ein Umlauf, um wirklich Druck zu machen."#w1#
"Es ist noch etwas früh, um darüber zu sprechen, wie sich das Auto anfühlt. Im Augenblick kümmere ich mich vorrangig um meinen Sitz, meine Position im Fahrzeug und all die anderen Dinge, die wir überprüfen müssen. Was die restlichen Dinge angeht, werden wir wohl bis zum nächsten Test warten, denke ich."
Frage: "Im vergangenen Winter warst du vielbeschäftigt und konntest ausgiebig testen. Jetzt hast du nur sieben Probetage, bevor die Saison beginnt. Hältst du dich für gut vorbereitet, wenn du mit so wenigen Tests in die Saison gehst?"
Buemi: "Auch wenn ich jetzt weniger testen kann, fühle ich mich doch deutlich besser vorbereitet als im vergangenen Jahr. Ich hatte keine Rennen bestritten, daher war das etwas schwieriger."
"Das bedeutet aber nicht, dass ich einen besseren Job machen werde. Ich fühle mich allerdings besser. Ich kenne nun die Rennstrecken und den Wochenendablauf, kenne sämtliche Teammitglieder. Es sollte also besser laufen. Wir müssen aber einfach abwarten und sehen, was passiert."
Die Veränderungen machen sich bemerkbar
Frage: "Fühlst du dich wohl im Auto? Wie ist es um die Aerodynamik in diesem Bereich bestellt?"
Buemi: "Am Cockpit selbst haben wir nicht so viel verändert. Es ging einfach darum, sicherzustellen, dass die Sicht gut ist. Einen neuen Sitz fertigt man eh immer an. In den ersten Runden musst du dir daher alles genau anschauen."
"Das ist sehr wichtig. Im Anschluss kannst du dann ausgiebig testen. Dafür musst du dich aber wohlfühlen. Ist das nicht der Fall, kannst du auch nicht ans Limit gehen. Das ist im Augenblick noch etwas schwierig."
Frage: "Wie lautet dein Kommentar zur neuen Länge deines Fahrzeugs?"
Buemi: "Ganz ehrlich: Man spürt das. Wenn du fährst, dann fühlst du, dass der Wagen etwas länger ist. Die Reifen sprechen auch nicht so an, wie man das gewohnt war. Es ist aber noch zu früh, um zu beurteilen, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Dafür hatte ich noch nicht genug Streckenzeit."
Frage: "Wie steht's mit den neuen Vorderreifen? Vermitteln sie dir ein anderes Gefühl?"
Buemi: "Man spürt, dass das Fahrzeug etwas weniger Grip an der Front hat. Das ist der erste Eindruck. Wir müssen aber zurück auf die Strecke gehen und einen ordentlichen Run hinlegen, um unsere Schlüsse daraus zu ziehen."
Buemi in der Rolle des Teamleaders
Frage: "Im vergangenen Jahr hattest du einen erfahrenen Teamkollegen, jetzt bist du der Teamleader - obwohl du nur eine Saison hinter dir hast. Wie gehst du mit dieser Verantwortung um?"
Buemi: "Das Team wird sich meinen Kommentaren möglicherweise etwas verstärkt widmen, aber eigentlich mache ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken."
"Ich versuche einfach, konzentriert zu sein. Die Saison 2009 haben wir ganz gut abgeschlossen. Wir hatten nicht allzu viel Erfahrung, waren bei den beiden letzten Saisonläufen aber in den Punkten. Unmöglich ist es also nicht. Wir müssen einfach weiterhin konzentriert bleiben. Wir müssen vorsichtig zu Werke gehen."
"Besser, wir überprüfen manche Dinge doppelt, um sie auch richtig zu verstehen. Wir haben eine gute Chance, weil wir schon in Valencia testen können. Das Testen vor dem ersten Rennen ist überaus wichtig. Vor Melbourne 2009 hatten wir nur eineinhalb Tage. Okay, wir haben dann dort gepunktet, doch mehr Testfahrten sind allemal besser."
Toro Rosso setzt auf ein frühes Autodebüt
Frage: "War es in diesem Zusammenhang wichtig, den Wagen so früh wie möglich vorzustellen?"
Buemi: "Das ist eine Möglichkeit. Du hast im Prinzip zwei Optionen. Du kannst es machen wie Red Bull und länger im Windkanal bleiben, aber weniger Testfahrten unternehmen. Oder du kannst frühzeitig an die Teststrecke fahren, aber dabei weniger Zeit im Windkanal verbringen."
"Für uns als neues Team war es jedenfalls wichtig, so früh wie möglich an die Strecke zu gehen. Wir haben viele neue Leute im Team. Wir müssen uns kennen lernen und gut miteinander auskommen. Wir müssen gemeinsam die Strecke ablaufen, denn wenn wir in Bahrain ankommen, ist alles neu."
Frage: "Wie sehr warst du in den Designprozess des Fahrzeugs eingebunden?"
Buemi: "Wir haben im Juli oder im August 2009 damit begonnen. Wir hatten also viel Zeit, uns mit dem Chassis, dem Monocoque und solchen Dingen zu beschäftigen."
"Wir gaben an, was wir gerne ändern würden und unterstützten das Team mit unserem Feedback. Das hat das Team dann als Ausgangsbasis genommen. Wir können natürlich nicht über alles entscheiden, aber vielleicht über die Innenbereiche des Chassis und die Dinge, auf die wir uns konzentrieren sollten. Darüber konnte ich einiges sagen."
"Wir haben offensichtlich kein komplett neues Auto gebaut. Das Fahrzeug sieht dem Vorjahresmodell doch recht ähnlich. Vor dem ersten Rennen kommt dann aber noch einmal ein Update. Im Augenblick sieht es jedenfalls nicht schlecht aus. Wir sind recht zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickeln."
Unterschiedliche Spritladungen als große Crux
Frage: "Bislang bist du nur im Kart gegen Michael Schumacher angetreten, dieses Jahr werdet ihr euch auch auf der Rennstrecke begegnen. Bedeutet dir das etwas?"
Buemi: "Außerhalb des Autos vielleicht. Wenn ich im Auto sitze, dann eher weniger. Für mich ist er in erster Linie ein Fahrer, wie jeder andere auch. Für den Sport ist es natürlich klasse, dass er zurück ist. Das kann nur positiv sein."
Frage: "In diesem Jahr findet das erste Rennen in Bahrain statt. Wie findest du das?"
Buemi: "Ja, ich mag aber auch Melbourne. Für mich macht das keinen Unterschied."
Frage: "2010 ist das Nachtanken verboten. Wie sehr wird sich das auf den Rennbetrieb auswirken?"
Buemi: "Wir werden alle Rennen mit einem vollen Benzintank beginnen, also müssen wir wissen, wie sich das Auto dabei verhält. Das müssen wir unbedingt trainieren. Es wird darum gehen, schon in den ersten Runden den Unterschied auszumachen. Gegen Ende werden alle vermutlich ähnliche Rundenzeiten fahren."
"Es wird wichtig sein, in jedem Rennabschnitt schnell zu sein. Die Qualifikation ist gut für uns, denn im vergangenen Jahr litten wir etwas darunter. Der Übergang von Q2 zu Q3 war ziemlich knifflig. Es ging von wenig Sprit zu viel Benzin. Für die Show war es aber prima. Wir werden beim Testen sehr viel Zeit damit verbringen, mit unterschiedlichen Spritmengen unterwegs zu sein."
Der Simulator gewinnt an Bedeutung
Frage: "Hast du Zugang zu einem Simulator?"
Buemi: "Natürlich kann ich in den Simulator gehen, doch daran wird im Augenblick gearbeitet. Im Simulator sein ist toll, aber auf der Strecke zu fahren, ist noch besser. Darauf konzentrieren wir uns jetzt, in den kommenden Monaten wird sich das wohl umkehren."
Frage: "Kannst du im Simulator auch mit verschiedenen Spritmengen experimentieren?"
Buemi: "Ja."
Frage: "Hast du das bereits ausprobiert?"
Buemi: "Ein bisschen, ja. Ich hatte bislang noch nicht so viel Zeit im Simulator. Er stand nicht zur Verfügung, weil sie gerade daran arbeiten. Ende Februar oder Anfang März sollte der Simulator wieder bereit sein und dann können wir alles ausprobieren."

