Buemi: 340 km/h in Montreal

Toro-Rosso-Pilot Sebastien Buemi erklärt, mit wie viel Boxenstopps er in Montreal rechnet und ob nur noch in den DRS-Zonen überholt wird

(Motorsport-Total.com) - Bisher galt der Kurs in Montreal als reifenmordende Strecke. Schuld daran ist der raue Asphalt, der im Vorjahr 61 Boxenstopps verursachte. Pirelli bietet die gleichen Reifenmischungen wie in Monaco an. Das bedeutet, dass mit weich und superweich die zwei empfindlichsten Varianten zum Einsatz kommen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi

Sebastien Buemi rechnet für Kanada nicht mit mehr Boxenstopps als zuletzt

Sebastien Buemi rechnet dennoch nicht mit einer Boxenstopp-Orgie wie in Istanbul: "Bisher haben wir gesehen, dass Strecken wie Melbourne, Monaco und vermutlich auch Montreal die Reifen nicht sehr stark belasten, denn dort gibt es kaum Hochgeschwindigkeits-Kurven, wo viel Last auf die Reifen einwirkt", erklärt der Toro-Rosso-Pilot gegenüber 'The Flying Lap'. "Das ist es aber, was für den Abbau sorgt. Auf Strecken wie Melbourne gibt es Geraden, dann bremst man und beschleunigt wieder - das ist für die Pirelli-Reifen kein großes Problem."

"Daher rechnen wir nicht mit großen Problemen beim superweichen Reifen", hält der Schweizer fest und prognostiziert: "Wir rechnen mit einer Zweistoppstrategie bei Sauber und drei Stopps bei den meisten anderen Teams. Vielleicht machen manche Teams vier Stopps. Das wäre aber dann das Maximum."

Überholen ist keine Herausforderung

Viel diskutiert ist neben den Reifen die Premiere der doppelten DRS-Zone. Bisher war es nicht allzu schwierig, seinen Gegner in Montreal zu überholen. "In Kanada rechne ich mit vielen Überholmanövern", ist sich Buemi sicher. "Durch DRS ist es manchmal zu einfach. In der Türkei habe ich Leute wie Michael Schumacher auf der Geraden überholt, der nicht einmal die Tür zumachen konnte. Hätte er das getan, hätte ich ihn außer überholt. Der Unterschied war mehr als 50 km/h groß - das ist zu viel."

Der 22-Jährige hält dennoch fest, dass er kein Gegner der neuen Regeln ist: "Wenn man schneller ist, kann man überholen, und das sorgt für jede Menge unterschiedlicher Strategien. Normalerweise machen die Leute am Ende des Feldes nie sehr viele Stopps, denn dann müssten sie auf der Strecke überholen. Jetzt, wo das Überholen einfach ist, kann man unterschiedliche Dinge ausprobieren, denn man weiß, dass man auf der ersten Geraden überholen kann."

¿pbvin|512|3740||0|1pb¿"Es ist daher nicht schlecht, dass wir jetzt zwei DRS-Zonen haben", meint Buemi und ist gespannt, welchen Einfluss der verstellbare Heckflügel in Kanada haben wird: "Wir werden sehen, was es bringt, ob es zu einfach ist oder nicht. Ich bin nicht dagegen, ich möchte es ausprobieren."

Risiko ist entscheidend

"Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man jemanden überholt", bemerkt der Toro-Rosso-Pilot. "Andererseits fühlt es sich etwas seltsam an, wenn es zu einfach ist. Wenn man einfach vorbeifährt und dann sogar noch Zeit hat, vor dem Bremspunkt die Ideallinie wieder einzunehmen, dann geht das etwas zu weit."

Seit der DRS-Einführung konzentrieren sich die Überholvorgänge scheinbar auf die Bereiche, in denen der Heckflügel flach gestellt werden darf. Buemi beurteilt diese Ansicht aus Fahrersicht gewohnt pragmatisch: "Wenn man auf der Geraden leicht und ohne Risiko an jemandem vorbeikommt, dann wird man das tun. Natürlich wird man auch die Gelegenheit in einer anderen Kurve nützen, wenn sie sich bietet. Wenn das Risiko aber zu groß ist, dann wartet man auf die Gerade."

Spezielle Aerodynamik in Montreal

"Wir werden in Kanada wie alle anderen neue, einzigartige Flügel einsetzen", erklärt der Schweizer, der für Toro Rosso seine dritte Formel-1-Saison bestreitet und beschreibt die Situation in Montreal aus aerodynamischer Sicht: "Dort benötigt man viel weniger Abtrieb und viel Geschwindigkeit auf der Geraden. Unsere Flügel ermöglichen es daher, dass wir 330 bis 340 km/h auf der Geraden fahren können, wenn wir das DRS aktivieren."


Fotos: Großer Preis von Monaco


"Außerdem hoffen wir, dass wir gegen Sauber und Williams kämpfen können", sagt Buemi und bremst die Bedenken, dass das Thema Bremsen heikel wird: "Ich rechne nicht mit Problemen bei den Bremsen, denn jedes Team hat viel Wissen, wie viel Kühlung man auf den unterschiedlichen Strecken benötigt. Das letzte diesbezügliche Problem hatte Alonso vor drei Jahren im Renault."