• 29.07.2010 23:30

Budapest: Die Pressekonferenz im Wortlaut

Rubens Barrichello, Heikki Kovalainen, Robert Kubica, Felipe Massa und Sakon Yamamoto in der offiziellen Pressekonferenz vor dem zwölften Saisonlauf

(Motorsport-Total.com) - Nur wenige Tage nach dem Großen Preis von Deutschland waren die Geschehnisse von Hockenheim auch im ungarischen Budapest ein großes Thema für die Medienvertreter der Formel 1. Vor allem Felipe Massa (Ferrari) und Rubens Barrichello (Williams) mussten im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz wiederholt zu Teamorder-Thematik Stellung nehmen. Heikki Kovalainen (Lotus), Robert Kubica (Renault) und Sakon Yamamoto (HRT) konnten indes über ihre Erwartungen plaudern.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Heikki Kovalainen, Robert Kubica, Rubens Barrichello, Sakon Yamamoto

Zwei Brasilianer in Reihe eins: Rubens Barrichello und Felipe Massa in Ungarn

Frage:" Robert, der Große Preis von Ungarn ist eine Art Heimrennen für dich, oder nicht?"
Robert Kubica: "Ja. Das ist das Rennen, das von Polen aus am nächsten liegt. Alljährlich kommen viele Fans hierher. Da es keinen polnischen Grand Prix gibt, können wir Ungarn also durchaus als mein Heimrennen bezeichnen, würde ich sagen."#w1#

Kubica: Heimspiel in Ungarn?

Frage: "Sind auch in diesem Jahr wieder viele Polen angereist?"
Kubica: "Bis jetzt noch nicht, doch ich rechne mit vielen. Ich denke, die große Mehrheit der Fans auf den Tribünen von Ungarn sind Polen und Finnen. Ich erwarte also, dass sich ziemlich viele polnische Fans auf den Rängen einfinden werden."

Frage: "Der Hungaroring könnte dir und deinem Auto liegen. Vielleicht nicht so sehr wie Monaco, doch es ist ja beinahe ein Stadtkurs auf dem Land. So wird die Strecke bei Budapest manchmal beschrieben..."
Kubica: "Meiner Meinung nach können wir der Spitze hier wieder etwas näher auf die Pelle rücken. Die Charakteristik dieses Kurses passt etwas besser zu unserem Auto, doch sei Monaco haben sich viele Dinge verändert. Monaco liegt schon so lange zurück und alle Fahrzeuge wurden in der Zwischenzeit verbessert."

"Wir müssen abwarten. Die Autos haben sich verändert, alles Weitere wird sich zeigen."

"Die meisten Rennwagen sind nun mit einem F-Schacht ausgestattet, der in Ungarn allerdings nicht gar so wichtig ist. Ich denke, es ist trotzdem ein großer Vorteil. Wir müssen abwarten. Die Autos haben sich verändert, alles Weitere wird sich zeigen."

Frage: "Es heißt immer wieder, dass es dem Renault-Motor an Kraft fehlt. Ist die etwas dergleichen aufgefallen?"
Kubica: "Das ist schwer zu sagen. Rein von den Zahlen her, fehlt es uns an Leistung. Um wie viel es sich dabei handelt und wie groß die Auswirkungen davon sind, kann ich unmöglich einschätzen. Es ist jedenfalls kein Geheimnis. Darüber hinaus ist es ja nicht das erste Jahr, in dem die Renault-Motoren unglücklicherweise nicht zu den stärksten Aggregaten zählen."

Yamamoto möchte überzeugen

Frage: "Sakon, wie schwierig ist es, zur Saisonmitte in die Formel 1 einzusteigen? Berichte uns, wie es dir ergangen ist..."
Sakon Yamamoto: "Ja. Das ist nicht gerade die leichte Tour, um in die Formel 1 zurückzukehren. Solange ich aber die Gelegenheit habe, wieder hier am Start zu sein, freue ich mich natürlich darüber. Ich bin meinem Team sehr dankbar. Ich werde versuchen, in meinem dritten Rennen in diesem Jahr mein Bestes zu geben."

"Ich kenne den Kurs recht gut, denn 2006 und 2007 war ich schon einmal hier unterwegs." Sakon Yamamoto

Frage: "Mit dem Hungaroring bist du gut vertraut..."
Yamamoto: "Ich kenne den Kurs recht gut, denn 2006 und 2007 war ich schon einmal hier unterwegs. 2008 ging ich in der GP2 an den Start, also ist das nun mein vierter Auftritt an dieser Strecke."


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Pre-Events


Frage: "Offensichtlich magst du den Kurs auch. Was kannst du hier leisten? Oder ist es die unmöglich, die Hackordnung im Hinterfeld etwas zu verändern?"
Yamamoto: "Ich mag das Layout dieser Strecke und es liegt wieder ein hartes Rennen vor uns. Ich möchte aber dennoch meinen Spaß haben und auf dieser so fordernden Strecke ordentlich Druck machen."

Barrichello: Die Gelegenheit wäre günstig...

Frage: "Rubens, du hast auf diesem Kurs bereits gewonnen - sofern du dich noch daran erinnern kannst. Ist der Hungaroring eine deiner Lieblingsstrecken?"
Rubens Barrichello: "Warum sagst du das?"

Frage: "Das ist ja schon ein, zwei Jahre her..."
Barrichello: "Vielleicht sogar noch länger. Ich mag diesen Ort. Das gesamte Wochenende macht mir großen Spaß, denn du kommst nicht hierher und alles ist schon bereit. Jedes Mal hast du es mit einem anderen Verhalten deines Autos zu tun und die Wochenenden gestalten sich in Bezug auf das Setup immer vollkommen anders."

"In der Qualifikation musst du es auf den Punkt bringen, wenn du ein gutes Rennen haben willst." Rubens Barrichello

"Der Samstag wird wieder einmal anders sein und wenn es Regen gibt, verändert sich diese Geschichte erneut - zum Beispiel im Hinblick auf die Reifennutzung. In der Qualifikation musst du es nämlich auf den Punkt bringen, wenn du ein gutes Rennen haben willst."

Frage: "Speziell für den Freitag sind einige Niederschläge vorhergesagt. Wird die Strecke dann länger brauchen, um sich zu entwickeln und Grip aufzubauen?"
Barrichello: "Wenn es tatsächlich so kommt, dann macht das die ganze Sache nur noch aufregender, würde ich sagen. Am Freitag und am Samstag hast du nämlich die Möglichkeit, den Wagen möglichst perfekt einzustellen. Es ist sehr schwierig, den höchsten Level an Perfektion zu erreichen."

"Der Regen macht alles noch schwieriger. Manchmal musst du dem Wetter im Hinblick auf deine Einstellungen Folge leisten. Abgesehen davon verändert sich natürlich auch die Strecke, weil der ganze Gummiabrieb weggewischt wird. Das bringt eine gewisse Spannung mit sich, erhöht aber auch die Chance, dass nicht alle der schnellen Autos ganz vorne landen. Manchmal können so auch einige vermeintliche Hinterbänkler weit nach vorne fahren."

"Noch ist der Wagen aber nicht so schnell, wie wir ihn gerne hätten." Rubens Barrichello

"Das ist die große Herausforderung dabei - vor allem, wo ich doch nun ein Auto fahre, das in den dritten Abschnitt der Qualifikation vordringen kann. Noch ist der Wagen aber nicht so schnell, wie wir ihn gerne hätten. Die Gelegenheit wäre günstig, um das Auto richtig gut in Szene zu setzen und reichlich Punkte abzugreifen."

Frage: "Passt diese Strecke zu deinem Williams oder ist es eher umgekehrt?"
Barrichello: "Das ist eine gute Frage. Ich bin noch nie mit einem Williams auf diesem Kurs unterwegs gewesen, habe aber in den Statistiken gesehen, dass sie hier im vergangenen Jahr recht gute Startplätze hatten."

"Dieser Rennbahn ist ähnlich wie Monaco. Wir sind hier mit maximalem Abtrieb am Start und so weiter. Wir können gut abschneiden, denke ich. Wir machen aber gar kein großes Tamtam, sondern arbeiten einfach so hart, wie wir können."

Massa kehrt zurück an den Ort seines Unfalls

Frage: "Felipe, du bist wieder an dem Ort, wo du im vergangenen Jahr einen so schrecklichen Unfall erlitten hast. Wenn ich recht informiert bin, warst du dieser Tage im Krankenhaus und hast dich mit einigen der Rettungskräfte getroffen. Möchtest du uns davon erzählen?"
Felipe Massa: "Es stimmt: Dieser Ort ist sehr speziell für mich, weil mir hier schon wirklich viele Dinge widerfahren sind."

"Dieser Ort ist sehr speziell für mich, weil mir hier schon wirklich viele Dinge widerfahren sind." Rubens Barrichello

"2007 hatte ich ein schwieriges Wochenende und bestritt von weit hinten ein eher schlechtes Rennen. 2008 hatte ich hier eines der besten Rennen meiner Karriere. Ich ging von Platz drei ins Rennen und lag noch vor Kurve eins auf dem ersten Platz. Ich hatte eine tolle Geschwindigkeit, doch ab Mitte des Rennens wurde ich kontinuierlich langsamer."

"Ich versuchte, das Auto ins Ziel zu tragen und das Rennen auf dem ersten Platz zu beenden. Drei Runden vor Schluss ging schließlich der Motor hoch. Bis dahin war ja alles noch okay. Dann folgte die Saison 2009, die sehr schwierig für uns war. Im Vergleich zu 2008 hatten wir einfach nicht die Geschwindigkeit, auf die wir es abgesehen hatten. Budapest war aber eine gute Strecke für uns. Kimi wurde Zweiter und in den Trainings sahen wir ebenfalls gut aus."

"Es hätte ein gutes Wochenende werden können - doch da passierte der unglaublichste Unfall, das unglaublichste Ereignis meines Lebens. Für mich ist der Hungaroring ein sehr besonderer Ort. Ich hatte eine sehr schwierige Zeit und kehre nun an diese Strecke zurück, die ich sehr mag. Die Leute unterstützen mich hier seit meinem Unfall wirklich überall, wo ich hinkomme. Ich möchte einfach viel Druck machen."

"Ich traf die meisten Leute, die mich aus dem Wagen geborgen und die so viel für mich getan haben." Felipe Massa

Frage: "Hattest du Gelegenheit, um dem medizinischen Personal einen Besuch abzustatten?"
Massa: "Ja. Ich war im Strockenhospital. Ich traf die meisten Leute, die mich aus dem Wagen geborgen und die so viel für mich getan haben. Das war damals ungeheuer wichtig. Ich denke, das ist das Beste, was dir im Leben passieren kann - jemanden zu treffen, der unheimlich hart arbeitet, um dir zu helfen. Das ist richtig toll."

Frage: "Im Hinblick auf das vergangene Wochenende warst du mit den harten Reifen nicht sehr zufrieden. Sagt dir die Kombination an Pneus, die wir dieses Mal zur Verfügung haben, etwas mehr zu?"
Massa: "Davon gehe ich aus, ja. Im Vergleich zu vielen Kombinationen mit den harten Reifen, sollte mir das mehr entgegen kommen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Sprechen wir noch einmal über das vergangene Wochenende: Wie fühlst du dich nach Hockenheim?"
Massa: "Uns ist klar, dass man manchmal schwierige Zeiten erleben muss. Du lernst aber nie aus. In deiner Karriere musst du ständig nach vorne schauen und dich immer wieder verbessern. Im Leben ist das nicht anders. Ich kann nur sagen: Ich bin sehr stark und freue mich auf den Sieg."

Kovalainen will vor Virgin bleiben

Frage: "Heikki, auch du bist ein ehemaliger Sieger auf diesem Kurs. Zählt der Hungaroring zu deinen Lieblingsstrecken?"
Heikki Kovalainen: "Dieser Kurs ist gewiss einer, auf den ich mich immer schon sehr freue. Hier durfte ich den ersten und bislang auch einzigen Rennerfolg meiner Karriere feiern."

"Dieser Ort ist also etwas Besonderes für mich." Heikki Kovalainen

"Dieser Ort ist also etwas Besonderes für mich. Felipe hatte hier ein äußerst unglückliches Rennen. Er und Lewis fuhren damals ein wirklich großartiges Rennen und ich hätte es an diesem Tag verdient gehabt, als Dritter ins Ziel zu kommen. Beide hatten allerdings Probleme. Das war ein spezieller Augenblick für mich."

"Für mich ist dieser Grand Prix auch eine Art Heimrennen, weil immer sehr viele finnische Fans an die Strecke kommen. Ich freue mich stets, hierher zu reisen. Außerdem mag ich den Kurs. In diesem Jahr könnte es uns etwas schwer fallen, das Rennen zu gewinnen. Ich werde dennoch jeden einzelnen Tag genießen."

Frage: "Es heißt, dieser Kurs könnte deinem Auto entgegen kommen oder umgekehrt..."
Kovalainen: "Das spielt keine Rolle, oder? Die Strecke passt zum Auto. Wenn das aber nicht der Fall ist, verändert sich dadurch nicht gleich deine Zielsetzung."

"Wir wollen vor den anderen neuen Teams liegen, auch wenn diese einige Fortschritte erzielen konnten - vor allem Virgin. In Hockenheim lag ich direkt hinter ihnen, hatte aber bereits meinen Boxenstopp absolviert. Hoffentlich setzt sich dieser Trend hier in Ungarn fort. Das ist unser erstes Ziel. Darüber hinaus bin ich gespannt auf die Lücke zwischen uns und unseren Vorderleuten."

"Schnelle Kurse sind nicht gut für unser Auto, denn es fehlt uns in schnellen Passagen einfach an Abtrieb." Heikki Kovalainen

"Der Abstand könnte geringer sein als auf einer Strecke wie Silverstone. Schnelle Kurse sind nicht gut für unser Auto, denn es fehlt uns in schnellen Passagen einfach an Abtrieb. Hoffentlich spielt uns der Hungaroring diesbezüglich ein bisschen in die Karten."

Frage: "Machst du dir gewisse Sorgen um die Zuverlässigkeit?"
Kovalainen: "Von meiner Seite her war Hockenheim einmal mehr prima, doch Jarno hatte leider Pech. Er scheint eine gewisse Anziehungskraft zu haben, dass sich das Pech immer auf seine Seite schlägt. Drücken wir ihm die Daumen, dass es hier besser für ihn läuft."

"Wir möchten mit beiden Autos nicht nur alle Tage erfolgreich meistern, sondern auch das Rennen. Dennoch muss ich sagen: Die Zuverlässigkeit bereitet uns Kopfzerbrechen. Du kannst dich in diesem Bereich niemals genug vorbereiten, um sicher zu sein, dass es nicht passiert. Das Team hat jedenfalls alles in seiner Macht Stehende getan, um die Autos zuverlässig zu machen, damit sie Rennen überstehen."

Hockenheim 2010 lässt grüßen...

Frage: Rubens, was ging dir durch den Kopf, als du gehört hast, was Felipe in der vergangenen Woche tun musste. Bereust du, 2002 in Österreich genau das gleiche gemacht zu haben? Felipe, hättest du in der vergangenen Woche etwas gegen die Kommentare der brasilianischen Medien unternehmen müssen?"

Barrichello: "Ich kann nur sagen: Es tat mir sehr leid zu sehen, dass er so etwas Schlechtes durchmachen musste. Mehr gibt es nicht zu sagen. Niemand sollte solche Gefühle erleben müssen. Felipe ist ein Freund ich wünschte mir, es wäre ihm erspart geblieben."

Massa: "Beim jüngsten Grand Prix habe ich ein großartiges Rennen absolviert. Es war ein schönes Timing - ein Jahr nach meinem Unfall. Egal. Wir müssen nun eben nach vorne schauen und uns auf dieses Wochenende konzentrieren. Das ist das Wichtigste."

"Das macht mich gewiss nur stärker." Felipe Massa

Frage: "Felipe, verändert das irgendetwas an deiner Beziehung zu Ferrari? Kam das unerwartet für dich und wird es deine Zukunftsvision verändern?"
Massa: "Das macht mich gewiss nur stärker."

Frage: "Felipe, nach dem vergangenen Rennen fragte ich dich, ob du dir Sorgen um dein Image in Brasilien machen würdest. Du hast mit 'nein' geantwortet. Nach fast einer Woche realisieren wir, was dort passiert ist. Was sagst du dazu? Die Leute meinen, du hättest dein Land verraten..."
Massa: "Ganz und gar nicht. Ich werde stets alles für mein Land tun."

"Für mich steht mein Land an erster Stelle. Ich habe schon viele Male in meinem Leben und in meiner Karriere bewiesen, was ich für mein Land zu leisten imstande bin. Wer auch immer so denkt, liegt komplett falsch. Ich tue alles was ich kann und ich werde immer alles für mein Land tun, was ich kann. Das ist mir das Wichtigste, weil es meine Heimat ist."

Frage: "Felipe, in der Pressekonferenz nach dem Deutschland-Rennen wollten weder du noch Fernando zugeben, dass eine Stallregie ausgegeben worden war. Die FIA hat Ferrari später für schuldig befunden und mit einer Strafe belegt. Nun wird die Angelegenheit noch vor dem Weltrat der FIA verhandelt. Wie reagierst du darauf, dass die FIA Ferrari schuldig gesprochen hat? Außerdem hast du erwähnt, dass du dich darauf freust, hier um den Sieg zu kämpfen. Wenn sich hier aber eine ähnliche Situation wie in Deutschland ergeben würde - dürftest du dann um den Sieg kämpfen?"
Massa: "Wie ich schon sagte: Es gibt im Prinzip keinen Grund, auf das vergangene Wochenende zurückzukommen. Wir müssen uns Gedanken über das Hier und Jetzt machen. Wir haben ausführlich über die Ereignisse aus dem vergangenen Rennen gesprochen, finde ich. Also ja, ich werde hier um den Sieg kämpfen - unter welchen Bedingungen auch immer."

"Ich werde siegen." Felipe Massa

Frage: "Wenn du dich also an diesem Wochenende in der gleichen Situation wiederfinden würdest, würdest du dann auch auf die gleiche Art und Weise reagieren - oder eben nicht?"
Massa: "Ich werde siegen."


Fotos: Bavaria-City-Racing in Moskau


Frage: "Felipe, wenn du sagst, dass du für das Team arbeitest, dann scheint das gleichzeitig aber auch zu bedeuten, dass du für deinen Teamkollegen arbeitest..."
Massa: "Ganz sicher nicht. Ich arbeite für das Team und wir wissen wie wichtig es ist, für das Team zu arbeiten."

Die Brasilianer im Kreuzverhör der Medienvertreter

Frage: "Wenn aber dein Stallgefährte um den Titel kämpft, dann dreht es sich doch im Prinzip nur um ihn..."
Massa: "Nun ja, ich denke, ihr erinnert euch sehr gut daran, was in der Vergangenheit passiert ist, oder? 2007 zum Beispiel. Ihr erinnert euch sicherlich auch noch sehr gut daran, was 2008 war, oder? Ich denke nicht, dass wir all das durchgehen müssen. Wenn das Team tatsächlich eine Chance auf den Titelgewinn hat, dann will ich natürlich nur das Beste für das Team."

Frage: "Felipe, hast du dir vom Team eine Zusicherung geben lassen, dass du auch weiterhin um den Sieg kämpfen darfst? Hast du mit dem Team darüber gesprochen? Hat das deine Motivation beeinträchtigt oder nicht?"
Massa: "Na klar habe ich mich mit allen Teammitgliedern unterhalten."

"Wie ich schon sagte: Ich bin nicht nur einfach hier, um Rennen zu fahren." Felipe Massa

"Wie ich schon sagte: Ich bin nicht nur einfach hier, um Rennen zu fahren. Ich bin hier, um zu gewinnen. Darum geht es mir. Solange ich in der Lage bin, zu siegen, solange müssen wir bis zuletzt um den Sieg kämpfen. Wenn sich die Situation anders gestaltet, dann will ich das Beste für das Team. Ich arbeite für das Team, ich bin professionell und denke, dass jedermann diese Haltung verstehen sollte."

Frage: "Diese Frage richtet sich an Rubens, Felipe und jeden anderen, der darauf antworten will: Sollte man das Verbot der Teamorder aus dem Regelwerk streichen? Wie lautet eure Meinung?"

Barrichello: "Es liegt nicht an uns, eine Entscheidung zu diesem Thema zu fällen. Immer, wenn es hieß, dass es keine Stallregie geben sollte, dann wurden eben andere Wege gefunden, wie man den Fahrer zum Tempo drosseln bewegen konnte."

"So gesehen sollte man denken: 'Okay, es darf nicht stattfinden.' In diesem Fall sollte das Team entscheiden, was zu tun ist. Ich meine, wir sollten etwas unternehmen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Unterm Strich könnte das zu einer Tragödie führen. Wenn du Rennen fährst, dann willst du den anderen schlagen."

"Deswegen habe ich die Teams gewechselt und deswegen bin ich weitergezogen." Rubens Barrichello

"Ich würde mich nicht gut fühlen, wenn man mir sagen würde: 'Ich gebe dir das, damit du schneller als der andere bist und gewinnen kannst.' Das schmeckt mir nicht, das hat es noch nie. Aus diesem Grund musste ich Veränderungen in meinem Leben vornehmen. Deswegen habe ich die Teams gewechselt und deswegen bin ich weitergezogen. Ich denke, es liegt nun an den Verantwortlichen, das zu ändern."

"Man sollte die Erlaubnis haben, Rennen zu fahren. Was also ist das Problem? Wenn du den Titel wegen eines Punktes nicht gewinnst, dann ist es halt so. Du hattest deine Chance, du musstest es versuchen. Und wenn du den Titel dann wegen eines Punktes gewinnst, weil dich jemand hat gewinnen lassen? Worum geht es denn hier?"

"Das ist meine Sicht der Dinge. Wenn du ein schlechter Kerl sein musst, um Weltmeister zu werden, dann will ich davon überhaupt nichts wissen. Ich werde meinen Jungs genau das beibringen, was mir auch schon mein Vater beigebracht hat. Damit bin ich zufrieden."

Kovalainen und Kubica nehmen Stellung zur Stallregie

Kovalainen: "Ich will gar nicht zu sehr in diese Diskussion verwickelt werden. Ich bin einfach nur hier, um ein Rennen zu fahren."

Kubica: "So einfach ist das nicht, denke ich. Wir alle arbeiten für unsere Teams. In meinen Augen ist es das Wichtigste... es sei denn, dir macht es Spaß oder du kannst dein Team nicht leiden."

"Es ist auch vollkommen normal, dass du es tun wirst. Das ist ganz einfach." Robert Kubica

"Wenn es eine Chance oder eine Möglichkeit gibt, dem Team dabei zu helfen, ein besseres Ergebnis oder was auch immer für die Gesamtwertung zu bescheren, dann ist es vollkommen normal, dass man dich darum bittet. Es ist auch vollkommen normal, dass du es tun wirst. Das ist ganz einfach. Mir ist schon klar, dass es nicht immer einfach ist, den Teamkollegen überholen zu lassen, doch manchmal ist es einfach wichtig für das Team."

"So hat es funktioniert und so wird es noch viele Jahre lang funktionieren. Solange, bis wir das Überholen von Teamkollegen verbieten. Das wäre meiner Meinung nach die einzige Regel, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Das ist aber nicht umsetzbar. So war es schon vor zehn Jahren und auch in den kommenden zehn Jahren wird es so sein."

Frage: "Rubens, du hast eine solche Situation bei Ferrari schon einmal durchgemacht. Welchen Rat kannst du Felipe für den Rest der Saison geben? Sollte er nun im Team darauf reagieren?"
Barrichello: "Ich habe ihn angerufen und habe es ihm schon gesagt. Das ist etwas zwischen mir und ihm. Ich habe ihm meine Meinung gesagt, doch da gibt es nicht viel zu sagen. Er fühlt genau das gleiche, was ich vor so langer Zeit gefühlt habe. Das ist alles."

"Ich bin also nicht der Nummer-2-Fahrer." Felipe Massa

Frage: "Felipe, können wir einfach Fakten schaffen? Bist du jetzt der Nummer-2-Fahrer? Und wenn nicht: Weshalb hast du dann sieben Punkte an Fernando abgetreten? Ich weiß, dass du ein großartiger Fahrer und ein großartiger Wettbewerber bist. Viele von uns waren aber verwirrt, als du das am vergangenen Wochenende getan hast..."
Massa: "Wenn ich einmal sage, dass ich der Nummer-2-Fahrer bin, dann werde ich keine Rennen mehr bestreiten. Ich bin also nicht der Nummer-2-Fahrer."

Frage: "Felipe, während des Wochenendes in Silverstone sagte Webber, dass er seinen Vertrag nicht verlängert hätte, wenn er gewusst hätte, sich in dieser Situation zu befinden. Hattest du während der vergangenen Tage ähnliche Gefühle?"
Massa: "Ganz ehrlich: Jeder hier versucht doch nur, mir Worte in den Mund zu legen. Ich mache mir meine Gedanken und habe nicht vor, all das zu thematisieren, denn so ist es einfach nicht."¿pbvin|512|2976|ungarn|0|1pb¿

Barrichello und der nächste Meilenstein

Frage: "Rubens, lassen wir dieses Thema nun hinter uns. Sprechen wir stattdessen über 300 Rennen. Als du die Marke 257 erreicht hattest, bist du mit einem speziellen Autodesign angetreten. Planst du in dieser Hinsicht eine Neuauflage? Die Zahl 300 ist schon eine große Hausnummer..."
Barrichello: "Ja. Ich weiß nicht, wann ihr Jungs bei euerer Zählweise die 300 erreicht, doch ich halte Spa für mein 300. Rennen. Spa wird mein 300. Grand Prix sein, denn Nummer 257 war in der Türkei."

"Zunächst einmal vielen Dank für den Themenwechsel." Rubens Barrichello

"Doch zunächst einmal vielen Dank für den Themenwechsel. Das ist wirklich sehr nett. Zweitens: Es ist ein wirklich fantastischer Augenblick, 300 Grands Prix zu erreichen und so konkurrenzfähig zu sein wie ich, so viel Freude im Auto zu haben wie ich und für ein Team an den Start zu gehen, das einen so großartigen Spirit hat wie Williams und es einfach wissen will."

"Das ist fantastisch. Ich werde in Spa mit einer neuen Helmlackierung antreten, um diesen Moment zu würdigen. Ich weiß nicht, ob das Team etwas anderes an den Start bringen wird. Aber um ehrlich zu sein: Ich bin überaus stolz darauf, diese Marke zu erreichen, denn daran hätte ich nie gedacht."

"Das ist etwas, was mir diese Zahlen bescheren werden: Vielleicht werde ich eines Tages dasitzen und mir all diese Zahlen zu Gemüte führen. Dann werden sie mir ein besonderes Gefühl vermitteln. Hier und jetzt habe ich das Vergnügen, das Auto zu fahren und selbst bei 300 Renneinsätzen noch konkurrenzfähig zu sein. Das ist das Wichtigste für mich."

Frage: "Glückwunsch dazu. Darf ich dich daran erinnern, dass du beim Erreichen der Marke 257 gesagt hast, dein nächstes Ziel wären 300? Was ist also nun dein nächstes Ziel? 350?"
Barrichello: "400? Ha-ha."

Massa: Das Jahr eins nach dem Crash

Frage: "Felipe, du kehrst ein Jahr nach deinem schrecklichen Unfall an diese Strecke zurück. Erwartest du, dich auf den ersten Runden ein bisschen unwohl zu fühlen?"

Massa: "Ganz sicher nicht. Mit meiner Arbeitsweise hat das rein gar nichts zu tun. Und ganz ehrlich: Ich kann mich nicht an das Geringste von diesem Unfall erinnern. Ich habe keine Erinnerung an diese Kurve. Ich habe es viele Male gesehen, kann mich aber an nichts erinnern."

"Wenn du dein Visier zumachst, denkst du ohnehin nicht über solche Dinge nach." Felipe Massa

"Wenn du dein Visier zumachst, denkst du ohnehin nicht über solche Dinge nach. Deine Gedanken drehen sich dann nur darum, dein Bestes zu geben, zu arbeiten und das Maximum zu erreichen. So etwas hat sich seither nicht mehr ereignet und ich bin sehr überzeugt davon, dass Rubens eine sehr, sehr starke Feder an seinem Auto hat."

Barrichello: "Ich kann euch versprechen, dass er wirklich so ist. Ich denke nicht, dass er Angst haben wird. Vor drei oder vier Monaten spielten wir daheim in Brasilien eine Runde Poker. Er sagte einfach nur: 'Ich habe eine Überraschung für dich.' Dann stellte er den Helm, den er bei seinem Unfall aufhatte, auf den Tisch."

"Das hat meine Nacht so was von komplett ruiniert. Auf einmal verlor ich Geld beim Poker und er hatte großen Spaß dabei. Ich rechne also fest damit, dass er Vollgas geben wird. Ich fahre ja nun für ein anderes Team, also bist du in Sicherheit. Es ist okay."

Frage: "Eine Frage an Heikki: In dieser Woche wurde Ferrari dafür kritisiert, sich angesichts der Teamorder nicht gerade sportlich verhalten zu haben. Wenn ich nicht falsch liege, hast du in Hockenheim 2008 eine ähnliche Nachricht per Funk erhalten - von Ron Dennis. 'Lewis ist deutlich schneller als du' und Lewis überholte dich in der gleichen Kurve wie Felipe und er gewann den Titel mit einem Punkt Vorsprung. Stimmt das?"
Kovalainen: "Daran kann ich mich nicht erinnern. Für mich gibt es keinen Grund, um in der Vergangenheit zu wühlen. Ich bin hier, um ein Rennen für Lotus zu fahren. Mehr kann ich dazu nicht sagen."