• 07.08.2001 11:24

  • von Fabian Hust

Brunner: Rechtsstreit eine Erfindung der Presse

Laut Gustav Brunner ist der Rechtsstreit über seinen Wechsel von Minardi zu Toyota eine Erfindung der Presse

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Wechsel Mitten in der Saison vom Minardi- zum Toyota-Formel-1-Team, hat Gustav Brunner viele kritische Töne einstecken müssen, denn er hatte all die Jahre dem Minardi-Team durch schwere Zeiten geholfen, dann aber die Italiener vor Ablauf der aktuellen Formel-1-Saison verlassen, als bei Toyota nicht nur das große Geld, sondern auch eine große Chance lockte.

Titel-Bild zur News: Gustav Brunner (Panasonic Toyota Racing)

Gustav Brunner sah sich nur moralisch gegenüber Minardi verpflichtet

Angeblich hat Toyota an Minardi einen Millionenscheck geschickt, um die Probleme aus der Welt zu räumen, nach dem sich Teamchef Paul Stoddart bitterlich über Gustav Brunner geäußert hat. Laut dem Österreicher ist dieser Rechtsstreit allerdings eine Erfindung der Presse gewesen: "Es gibt kein Verfahren, keinen rechtlichen Konflikt", so Brunner gegenüber 'ITV'. "Ich habe niemals einen Brief von einem Rechtsanwalt, noch von Minardi, noch von Herrn Stoddart erhalten. Ich denke also, dass diese Geschichte eine Erfindung der Presse ist."

Nach Aussage des 50-jährigen Grazers haben weder er noch Toyota einen Vertrag gebrochen, als er zu Toyota wechselte, um dort die Rolle des Technischen Direktors zu übernehmen: "Es ist vielleicht mehr eine moralische Verpflichtung, die ich bei Minardi hatte, da ich dort sehr involviert war als eine rechtliche Pflicht, die mich zum Bleiben verpflichtet hätte."

Brunner sieht die Geschichten nicht als Negativpresse für Toyota an, die sich "sehr, sehr korrekt und sehr ehrenhaft" verhalten haben sollen. "Ich habe es mir ausgesucht, bei Toyota zu sein, weil es ein Neuanfang ist und ich dort meine Zukunft sehe, weil es die Möglichkeit gibt, eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich habe diese Herausforderung angenommen und mich sehr schnell entschieden. Ich habe am Freitag mit Toyota gesprochen, mich am Samstag entschieden und am Sonntag bin ich hier hergekommen. Ich sagte Paul Stoddart am Montag 'Sorry Paul, so gerne ich dich auch habe'".

Seit Februar 1998 hatte Gustav Brunner als Technischer Direktor bei Minardi gearbeitet, dem kleinsten Team in der Formel 1. Dort leistete der Österreicher angesichts des geringen Budgets eine hervorragende Arbeit. Bei jedem Rennen liefen zahlreiche Konstrukteure und Designer nach hinten zur Minardi-Box, um zu sehen, was dem 50-jährigen Österreicher wieder neues eingefallen ist. In diesem Jahr schickte er den PS01 ins Rennen, ein Chassis, das nie im Windkanal stand und vor dem Saisonstart nur 90 Testkilometer abgespult hatte. Trotz eines wesentlich geringeren Budgets und eines Motors Baujahr 1998 konnten die Autos von Gustav Brunner im Rennen oftmals beide Benetton-Renault hinter sich lassen.

Seit rund 22 Jahren arbeitet der gebürtige Grazer in der Formel 1. Brunner gilt dabei nicht als ein Aerodynamik-Talent wie zum Beispiel Adrian Newey. Vielmehr ist er ein unglaubliches Allroundtalent, das sich sowohl mit der Aerodynamik als auch mit der Mechanik der Autos bestens auskennt. 1978 begann er seine Karriere bei ATS, bevor er zwei Jahre später von Arrows verpflichtet wurde. Als das Team 1981 seinen Hauptsponsor verlor, kehrte Brunner zu ATS zurück. 1984 wechselte Brunner Alfa Romeo, wo er als Renningenieur von Ricardo Patrese arbeitete.

Nach einer kurzen Zeit bei March wurde er Ende 1985 von Ferrari engagiert, um ein Indy-Car zu bauen. Allerdings schmissen die Italiener das US-Projekt und Brunner wurde von der Formel-1-Abteilung übernommen, wo er den 87er-Ferrari baute.

Nach seiner Zeit bei Ferrari arbeitete Brunner noch bei Rial (1988), Zakspeed (1989) und Leyton House (1989-91). Im September 1992 wurde er Technischer Direktor bei Minardi, bevor er dem Team ein Jahr später den Rücken zukehrte und wieder zu Ferrari ging. Dort blieb er bis 1997 in der technischen Mannschaft. Seit Februar 1998 arbeitete Brunner wieder bei Minardi, im Mai 2001 wechselte er nun zu Toyota.