• 11.03.2013 12:50

  • von Dominik Sharaf

Bruchpilot mit Mumm: Mauern lassen Maldonado kalt

Der Venezolaner glaubt an einen verbesserten Williams - Bottas setzt sich keine konkreten Ziele für sein Formel-1-Debüt - Aerodynamik-Konfiguration unklar

(Motorsport-Total.com) - Williams und der fünfte Kontinent, diese Kombination hat große Geschichten zu erzählen. 1994 verlor Damon Hill in den Straßen von Adelaide den WM-Titel, weil Michael Schumacher den Rammbock spielte. 1996 startete der Brite mit einem Auto, das fast unkenntlich vor Schutz um den Kurs fuhr, in sein Weltmeisterjahr - nachdem Jacques Villeneuve mit einer Pole-Position beim Formel-1-Debüt für eine Sensation gesorgt hatte. 2013 muss die Mannschaft aus Grove kleinere Brötchen backen.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Maldonado würde mit dem FW35 liebend gerne vor Ferrari landen Zoom

Dass Valtteri Bottas das Kunststück des Kanadiers wiederholt, ist eine Utopie, wie der Finne selbst weiß. Dennoch gibt er sich optimistisch: "Wir hatten einen starken Winter in der Fabrik und das Auto hat sich während der Tests als zuverlässig erwiesen", so der 23-Jährige, der in der vergangenen Saison als Freitagsfahrer im Einsatz war. Er vergleicht: "Der FW35 fühlt sich an wie ein neues Auto im Vergleich zum FW34, er verhält sich anders und reagiert anders", erklärt Bottas die Unterschied.

Bottas scharrt mit den Hufen

Dabei hat Williams äußerlich nicht viel geändert. Ein extrem schlankes Getriebe und eine bullige Nase sind die Charakteristika des Wagens, ein zweigeteilter Coanda-Schacht musste nach einem FIA-Veto zurück ins Teilelager. "Ich bin von den Verbesserungen beeindruckt", unterstreicht Bottas, der sich in den kalten Monaten per Fitnessprogramm in körperliche Topform gebracht hat. "Ich bin absolut vorbereitet. Der erste Grand Prix ist eine große Sache und ich kann es kaum abwarten, dass die Ampel auf Grün springt."

Mika Salo ist davon überzeugt, dass Bottas ein guter Start in das Einsatzfahrer-Leben gelingt. "Williams ist das beste Team für einen Anfänger", erklärt der Ex-Pilot gegenüber 'GPUpdate.net', schließlich begannen bei der Mannschaft die Karrieren eines Juan Pablo Montoya oder eines Jenson Button. Pastor Maldonado nennt Salo wegen seines hohen Grundspeeds einen geeigneten Teamkollegen für einen Neuling: "Wenn er mit ihm mithalten kann, sieht er wirklich gut aus", hofft der Finne.

Williams schneller als 2012?

Maldonado selbst geht mit anderen Ansprüchen in die neue Saison. Es ist seine dritte in der Formel 1, den ersten Grand-Prix-Sieg hat er 2012 in Barcelona schon gefeiert, um Podiumsplätze ist er öfters mitgefahren. Auch wenn das redliche Bemühen nicht selten mit Kleinholz und saftiger Kollegenschelte endete. "Wir haben im Winter extrem hart an der Performance des Autos gearbeitet und uns vom Leistungsvermögen bei den jüngsten Tests in Barcelona überzeugt", stimmt der Venezolaner Bottas zu.


Fotos: Williams, Testfahrten in Barcelona


Seine Zuversicht schöpft er offenbar auch aus dem Sachverhalt, dass er dicht dran war an der Entwicklungsarbeit: "Ich war von Anfang an in den Aufbau des FW35 involviert, seitdem wir das Projekt zu Beginn des Jahres 2012 begonnen haben." Maldonado stand in ständigem Kontakt mit Ingenieuren, Designern und dem Personal im Windkanal, um sich bei jedem Aspekt einzubringen: "Natürlich können wir nicht einschätzen, was andere Teams vollbracht haben, aber wir halten uns für wettbewerbsfähiger als im vergangenen Jahr."

Keine bösen Omen für Maldonado

Damon Hill

Glorreiche Williams-Tage: Damon Hill jubelte 1996 im Albert Park Zoom

Maldonado und Melbourne war jedoch alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Beim Debüt 2011 erreichte er das Ziel nicht, ein Jahr später fuhr er bis zur Schlussrunde auf Platz sechs - eher er sein Auto auf der Jagd nach Fernando Alonso deutlich übermotiviert mit einem Fahrfehler in die Mauer setzte. Offenbar hat das keine Spuren hinterlassen: "Ich mag Straßenkurse, also freue ich mich immer darauf, zum Saisonstart nach Australien zu kommen." Ob Maldonado in Australien auch Wahlkampfspenden für Nicolas Maduro sammelt?

Damit beim möglichen Nachfolger des verstorbenen Hugo Chavez die Kasse klingelt, müsste Renaults V8 in seinem Abschiedsjahr den Williams an die Spitze feuern. "Ohne Neuerungen im Motorenreglement waren wir in der Lage, uns voll auf die Optimierung zu konzentrieren und absolute Fehlerfreiheit zu erreichen", sagt der für Renault an der Strecke verantwortliche Remi Taffin. Den Albert Park nennt er wegen seiner hohen Durchschnittsgeschwindigkeit eine Herausforderung für die Triebwerke.

Melbourne, eine Material- und Benzinschlacht

Dabei ist der Kurs ein echtes Mekka für Bleifüße: "Gleichzeitig ist der Anteil der Strecke, bei dem der Fahrer Vollgas gibt, einer der höchsten während der kompletten Saison", erklärt Taffin und weiß, dass das Material so viel Power irgendwann Tribut zollt. "Die Beschleunigungsabschnitte zwischen den Kurven entfachen einen enormen Druck auf das Innenleben und erhöhen den Spritverbrauch massiv." Auf 100 Kilometer gerechnet wird nur in Monza mehr Benzin durch den Tank gejagt.

"Der Spritverbrauch ist enorm hoch." Remi Taffin, Renault-Verantwortlicher

Bei Williams sind sich Fahrer und Ingenieure offenbar nicht sicher, mit welcher Aerodynamik-Konfiguration sie den Saisonauftakt angehen. Noch im Freien Training sollen Tests durchgeführt werden, ehe am Vorabend des Qualifying eine Entscheidung fällt. Mike Coughlan ist optimistisch, egal welche Teile schlussendlich am Auto landen: "Wir haben in jedem Fall zwei starke Pakete, die ihre eigenen Vorzüge besitzen. Die Temperaturen und die Streckenbeschaffenheit werden entscheiden", so der Technikchef.