• 12.04.2002 13:41

  • von Reinhart Linke

Bridgestone-Pressekonferenz

Die Technikdirektoren von Bridgestone und Ferrari, Hisao Suganuma und Ross Brawn, auf der Pressekonferenz von Bridgestone

(Motorsport-Total.com) - Reifenhersteller Bridgestone möchte nach dem Sieg in Sao Paulo auch das Rennen in Imola gewinnen. Obwohl einige die Japaner vor dem Grand Prix von Brasilien schon abgeschrieben hatten, gelang es Ferrari mit Michael Schumacher, das Rennen in Interlagos zu gewinnen. Der Kerpener konnte dabei erstmals den F2002 einsetzen, der noch ein wenig schonender mit den Reifen umgehen soll als der Vorjahres-Ferrari.

Titel-Bild zur News: Ein Ferrari-Ingenieur prüft die Reifen von Birdgestone

Ferrari ist mit der Zusammenarbeit mit Bridgestone zufrieden

Auf der Bridgestone-Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Grand Prix von San Marino zeigten sich Bridgestone-Technikdirektor Hisao Suganuma und Ferrari-Technikdirektor Ross Brawn zuversichtlich, auch für das Rennen in Imola gute Reifen zu haben. So hoffen Ferrari und Bridgestone, dass man auch den Grand Prix von San Marino gewinnen kann.

Suganuma: Wollen dieses Jahr in Imola gewinnen

Frage: "Erklären sie uns etwas über die neuen Reifen, die Bridgestone hier einsetzt."
Hisao Suganuma: "Wir haben die Streckencharakteristik berücksichtigt: Die Oberfläche ist glatt und es ist eine Stop-and-go-Strecke. Außerdem sind die Wetterbedingungen hier viel kühler als bei den ersten drei Rennen. Wir haben verhältnismäßig weich zusammengesetzte Reifen gewählt mit einem Aufbau, der gut fürs Bremsen und für die Traktion ist."

Frage: "Sie haben hier vor Australien getestet, was verhältnismäßig selten vorkommt. Warum taten sie das?"
Suganuma: "Wir haben das Rennen hier letztes Jahr verloren und wollen dieses Jahr stärker sein."

Frage: "Ein Blick zurück auf Brasilien, wo sie das Blatt drehen konnten, nachdem es am Freitag und Samstag nicht gut aussah. Am Sonntag waren sie dann aber doch konkurrenzfähig."
Suganuma: "Unsere Reifen waren im Rennen über die Distanz gesehen konkurrenzfähiger. Dort war dann die neue Spezifikation besser als die alte. Die Leistung im Rennen war besser als im Training."

Suganuma: Ferrari kann mehr Reifen als andere Teams testen

Frage: "Hat das Resultat in Brasilien die Diskussionen beendet, wonach Bridgestone bei heißen Temperaturen nicht gut ist?"
Suganuma: "Ja, würde ich sagen. Selbstverständlich möchten wir diese Leistung auch in Zukunft bringen."

Frage: "Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Bridgestone und Ferrari aus ihrer Sicht?"
Suganuma: "Wir haben selbstverständlich ein sehr enges Verhältnis zu Ferrari, aber auch zu unseren anderen Teams. Im Augenblick kann Ferrari mehr Reifentests durchführen und sind in der Lage, viele unterschiedliche Spezifikationen für uns zu testen, um uns bei der Entwicklung zu helfen."

Frage: "Stimmt es, dass Ferrari-Leute in Tokio sind und Bridgestone-Mitarbeiter in Maranello?"
Ross Brawn: "Ja, das ist richtig. Mitarbeiter von Bridgestone verbringen viel Zeit mit Ferrari und Mitarbeiter von Ferrari verbringen viel Zeit mit Bridgestone. So etwas entwickelt sich und wird in den nächsten Jahren noch stärker werden. Sie arbeiten am Konzept der Reifen, aber mehr am Konzept des Autos, weil die Entscheidungen am Auto viel weiter im Voraus getroffen werden müssen. Wir haben Gruppen von Ingenieuren, die versuchen zu verstehen, wie ein Reifen entwickelt wird. Außerdem hat Bridgestone Ingenieure, die verstehen wollen, wie ein Auto entworfen wird. Die beiden Gruppen arbeiten eng zusammen, um die beste Lösung zu finden."

Ferrari hat noch nie so eng mit einem Reifenhersteller zusammengearbeitet

Frage: "Ist dies für Ferrari ein großer Fortschritt?"
Brawn: "Ist es für uns. Wir haben schon immer sehr eng mit unseren Reifenpartnern zusammengearbeitet, aber das offene Verhältnis, welches wir mit Bridgestone haben, in dem wir alle unsere Informationen über das Auto ihnen zur Verfügung stellen und wir alle Reifeninformationen bekommen, ist bisher das erste so enge."

Frage: "Sind es nicht nur mehr Informationen, sondern vor allem mehr Tests, die sie durchführen?"
Brawn: "Ja, durch den Reifenkrieg wurde es mehr und vor allem dadurch, dass McLaren-Mercedes auf Michelin fährt, mussten wir die Kapazitäten zum Testen zur Verfügung stellen, was zu viel mehr Tests führt. Es gab im letzten Jahr eine Situation, wo wir Reifen in Mugello testeten und McLaren in Barcelona testete und wir so zwei Beiträge zur Entwicklung hatten. Selbstverständlich kann jetzt nicht Ferrari die Reifen gleichzeitig in Mugello und Barcelona testen. Wir erweiterten aber unser Testteam, um unterschiedliche Reifen testen zu können. Die Gruppe kümmert sich nicht nur um Reifentests, weil sich unser gesamtes Testprogramm nicht auf die Reifen bezieht, aber das Team ist in der Lage, nun zu einigen Strecken wie Barcelona oder Monza zu fahren, wo wir in der Vergangenheit nicht so viel getestet haben. Aber nun ist es wichtig, damit wir ein gutes Verständnis für die Reifen bekommen."

Brawn: Die Reifentests fließen direkt in die Chassisentwicklung ein

Frage: "Heißt dies, dass sie alle Arbeit selber erledigen, anstatt sich auf ein anderes Team zu verlassen?"
Brawn: "Ja, es hat so Vor- und Nachteile. Ganz klar ist es für uns sehr viel mehr Arbeit, aber auf der anderen Seite fließt die Arbeit direkt in unser Auto und in unsere Philosophie ein. Wir begrüßen die Möglichkeit, eine so enge Zusammenarbeit mit Bridgestone haben zu können."

Frage: "Alle wissen, dass sie mit dem F2001 und F2002 dieses Jahr schon zwei Autos verwendet haben. Kann man die Daten von dem einen Auto mit denen des anderen vergleichen?"
Brawn: "Es ist sehr eng, aber der F2002 ist das bessere Auto. Ich kann ihnen nicht die Gründe nennen, warum es besser ist. Aber eine andere Sache sind die Reifenvergleiche, wir sahen das in Brasilien. Wir trauten uns dort, eine Einstoppstrategie zu wählen, weil wir wussten, dass das Auto viel besser mit den Reifen umgeht. Dies kam durch das enge Verhältnis zu Bridgestone. Wir wissen besser, was die Reifen benötigen und so versuchen wir mit diesem Wissen, die Autos zu entwickeln, um die Leistung des Autos zusammen mit den Reifen zu verbessern."

Frage: "Sie müssen sich mit der Strategie in Brasilien gefreut haben, dass sie einige ihrer Rivalen überraschen konnten..."
Brawn: "Es ist immer großartig, ein Rennen zu gewinnen. Wir möchten nicht so zufrieden sein, weil sich dies auch schnell wieder ändern kann. Aber sie schienen wirklich zu erwarten, dass wir zwei Mal stoppen würden, aber wir stoppten nur ein Mal! Ich denke dennoch, dass auch zwei Stopps eine sehr gute Strategie gewesen wären, aber die Reifen hielten sehr gut. Es ist sehr schwierig, an einem Rennwochenende festzustellen, wie konstant die Reifen sind, weil man nicht genug fahren kann."

Suganuma: Unsere Regenreifen sind stark

Frage: "Was lernten sie letztes Jahr von Imola?"
Brawn: "Wir hatten einige technische Probleme, besonders am Auto von Michael, sowohl im Qualifikationstraining wie auch im Rennen. Wir haben aus allen Fehlern gelernt. Letztes Jahr sahen wir, dass der harte Reifen etwas zu hart war und der weiche zu weich, also nahmen wir vor Saisonbeginn die Gelegenheit wahr, hier zu testen. Daraus resultierend sollten wir sehr gute Reifen hier haben. Wir fuhren einige Renndistanzen und sind uns ziemlich sicher, dass wir eine gute Reifenwahl getroffen haben. Das Wetter kann hier schwierig sein, aber die Leistung der Regenreifen von Bridgestone scheint deutlich besser als die Leistung der Regenreifen von Michelin zu sein, also sind wir mit kaltem, regnerischen Wetter nicht unzufrieden."

Frage: "Letzte Woche beim Test in Valencia schien der Abstand zwischen Bridgestone und Michelin im Regen zwischen einer und zwei Sekunden zu liegen. Erwarten sie, dass sie weiterhin im Nassen einen Vorteil haben?"
Suganuma: "Von der Leistungsfähigkeit unserer Regenreifen bin ich überzeugt."
Brawn: "Der einzige Unterschied, den wir hier haben, ist, dass es hier sehr kalt ist und in Valencia beim Testen warm war. Sogar bei nassen Bedingungen sind die Reifen sehr empfindlich. Es kann sein, dass der Abstand durch die Kälte kleiner wird, aber zweifellos waren die Bridgestone-Reifen im Nassen sehr gut."

Brawn: Bridgestone ist bei der Reifenentwicklung sehr schnell

Frage: "Ross Brawn, sie sprachen über das neue und alte Auto. Heißt es, dass das alte Auto zu aggressiv mit den Reifen umging?"
Brawn: "Ich vermute beide. Ich denke nicht, dass das alte Auto ein schlechtes Auto ist und wir einen guten Schritt nach vorne gemacht haben. Anfang letzter Saison hatten wir das Gefühl, dass wir mit den Hinterreifen etwas zu hart umgingen. Wir machten dieses Jahr aber einen weiteren Schritt nach vorne. Es sind immer die Hinterreifen, die schwierig sind, was mit den derzeitigen Regeln zusammenhängt. Der hintere Reifen ist zu klein und der Vorderreifen ist mehr als groß genug. Man versucht immer, den Hinterreifen zu schonen, ohne dabei zu viel Untersteuern oder andere Probleme zu bekommen."

Frage: "Ross Brawn, normalerweise ist ein Auto, welches im Rennen gut zu den Reifen ist, im Qualifikationstraining nicht so stark. Haben sie angst, dass ihnen das mit dem F2002 passieren könnte?"
Brawn: "Die Reifentemperatur ist dabei ein entscheidender Faktor. Wenn man während des Rennens zu hohe Reifentemperaturen hat, kann dies zu Problemen führen, aber auch im Qualifikationstraining hat man Probleme, wenn die Reifentemperatur zu niedrig ist. Es gibt einige Möglichkeiten wie das Wölben des Randstandes, um im Qualifikationstraining genügend Reifentemperatur zu erzeugen. Man muss über die unterschiedlichen Anforderungen bescheid wissen und in der Lage sein, dass Auto so einzustellen, um das Maximum zu erreichen."

Frage: "Ross Brawn, wie lange dauert es, bis Bridgestone ein Reifenkonzept ausgearbeitet hat und der Reifen beim Rennen eingesetzt werden kann? Dauert es zu lange?"
Brawn: "Ich denke nicht, dass wir Bridgestone bitten können, schneller zu arbeiten als jetzt. Wir testeten letzte Woche einen Reifen. Er wird jetzt auch in Imola eingesetzt, also denke ich, dass es keine bessere Antwort auf diese Frage gibt. Hisao rief letzte Woche die Fabrik in Tokio an, weil wir einen Reifen hatten, den wir in Imola verwenden wollten. Er wurde übers Wochenende hergestellt und ist jetzt hier in Italien, also denke ich wirklich nicht, dass sie noch besser arbeiten können. Es ist schon eindrucksvoll."