Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Bridgestone Motorsportdirektor Yasukawa im Interview
Der Motorsportdirektor des Reifenherstellers spricht über die bisherige Saison, die Reifenentwicklung und Vertragssituation
(Motorsport-Total.com) - In den bisher acht Formel-1-Rennen dieser Saison konnte sich Bridgestone bislang eindeutig gegenüber Michelin behaupten. So holten die Bridgestone-Teams alleine in sechs Rennen den Sieg, drehten fünf Mal die schnellste Runde im Rennen, und in bislang allen acht Rennen stand ein Bridgestone-Pilot auf der Pole Position. Hiroshi Yasukawa, der Motorsportdirektor, äußerte nun seine Eindrücke über den bisherigen Saisonverlauf in einem ausführlichem Interview.

© OnlineSport
Bridgestone geht von einer erfolgreichen zweiten Saisonhälfte aus
Frage: "Welches Fazit ziehen Sie bisher aus der bereits absolvierten Saison?"
Hiroshi Yasukawa: "Wir sind immer davon ausgegangen, dass 2001 eine Herausforderung für uns sein würde und ich denke, dass sich das auch in den nächsten Rennen fortsetzen wird. In den letzten zwei Jahren waren wir der einzige Reifenlieferant der Teams, dieses Jahr stehen wir jedoch wieder im Wettbewerb, sodass es immer spannend bleibt. Unser Konkurrent ist bereits sehr gut dabei, was uns natürlich noch mehr motiviert. Ich bin besonders darüber zufrieden, dass unsere Teams in diesem Jahr alle schon Punkte holen konnten. Natürlich freut es mich auch, dass ein Bridgestone bereiftes Auto in der Weltmeisterschaftwertung an erster Stelle liegt. Wir werden uns aber weiterhin darauf konzentrieren unsere Reifen weiterzuentwickeln, sowie unsere Leistungsfähigkeit zu steigern."
Frage: "In der Weltmeisterschaft sieht es erneut nach einem Kampf zwischen den Teams McLaren-Mercedes und Ferrari aus. Wie sehen Sie das?"
Yasukawa: "Ferrari und McLaren sind ganz gewiss die Teams, die die besten Chancen in der Weltmeisterschaft haben. Ich erwartete einen sehr engen Kampf zwischen diesen beiden, welcher bis zum Ende der Saison ausgetragen wird. Da beide Teams mit Bridgestone-Reifen unterwegs sind bin ich natürlich neutral. Beide können aber sicher sein, dass wir extrem bemüht arbeiten, sodass wir ihnen die besten Reifen für den Gewinn der Meisterschaften zur Verfügung stellen können."
Frage: "Hat Sie die Konkurrenzfähigkeit von Team wie Sauber und BAR, die ja einen Leistungssprung gemacht haben, beeindruckt?"
Yasukawa: "Sauber hat einen beeindruckenden Start in die Saison hingelegt und rangiert derzeit an vierter Position in der Konstrukteurswertung, was wirklich eine starke Leistung ist. Das Team hat einen guten Motor, ein gutes Auto und zwei sehr talentierte, junge Fahrer mit enormen Potenzial. Mich hat aber auch der durch Jacques Villeneuve in Spanien geholte Podiumsplatz für BAR-Honda gefreut. Zusammen mit Jordan-Honda sind sie alle in der Position, um mit Williams kämpfen zu können. Arrows hat ein schnelles Auto, jedoch liegen diesem einige Strecken mehr, andere dafür aber weniger."
Frage: "Die stark gefallenen Rundenzeiten in dieser Saison werden weitestgehend auf die Reifen zurückgeführt. Hat Sie der große Unterschied zwischen der Performance der Reifen im Vorjahr und heute überrascht?"
Yasukawa: "Es stimmt, in Melbourne und zuletzt in Montreal waren die Rundenzeiten viel niedriger als im letzten Jahr, was dem Wettkampf unter den Reifenherstellern zuzuschreiben ist. Wir hatten das erwartet, insofern sind wir also nicht überrascht worden. Unsere Ingenieure sind hoch motiviert, um neue, bessere Reifen zu entwickeln, welche aber immer den Ansprüchen der FIA auch in Sachen Sicherheit Rechnung tragen."
Frage: "Sind Sie zufrieden, dass durch den Wettkampf zwischen den Reifenherstellen die Pneus starker im Blickpunkt stehen, oder bedeutet das für Sie mehr Druck?"
Yasukawa: "Für uns ist es selbstverständlich besser, je mehr Leute auf unsere Reifen aufmerksam werden, denn durch die Formel 1 bekommt man ja erst richtig mit, welchen Unterschied in der Performance eines Autos auf der Rennstrecke die Reifen machen können. Unsere Aufgabe wird sicherlich von Tag zu Tag härter, aber die Aufmerksamkeit führt auch dazu, dass wir ständig neue Motivation gewinnen."
Frage: "Es fehlen nur noch zwei Siege, bis Bridgestone insgesamt 50 Rennerfolge verbuchen kann. Ist das Erreichen dieser Marke ein Meilenstein für Sie?"
Yasukawa: "Es ist ohne Zweifel ein wichtiges Ergebnis, aber nur ein Schritt auf unserem Weg noch mehr Erfolge zu verbuchen. Ich hoffe, dass es der erste, aber nicht der letzte Meilenstein für uns sein wird."
Frage: "Hat es Sie eigentlich überrascht, dass im Paddockbereich beim Großen Preis von Österreich Stuart Grant von Goodyear anwesend war?"
Yasukawa: "Ja, ich war überrascht ihn zu sehen, aber ich wäre gar nicht einmal so überrascht, sollte Goodyear nicht mit dem Gedanken spielen in die Formel 1 zurückzukehren. Als Bridgestone 1997 in die Formel 1 kam lautete das Ziel, unseren Bekanntheitsgrad in Europa durch die Teilnahme in der Königsklasse des Motorsports zu verbessern. Wir haben unser Ziel erreicht, sodass der Name Bridgestone jetzt global gesehen überall gleichermaßen bekannt ist, und nicht nur im Fernen Osten oder in Nord Amerika. Bridgestone, Goodyear und Michelin sind die drei größten Reifenhersteller der Welt, insofern macht es schon für uns alle Sinn, wenn wir in der Formel 1 gegeneinander antreten. Jeder profitiert vom Wettkampf."
Frage: "Wie sieht die Vertragssituation für die Saison 2002 aus? Können Sie darüber etwas sagen?"
Yasukawa: "Einige Verträge mit bestimmten Teams laufen am Ende der Saison aus, stehen deshalb also zur Verlängerung an. Mein Ziel ist es, sicherzustellen, dass wir im nächsten Jahr mit sechs Teams zusammenarbeiten, sodass wir die ohnehin guten Partnerschaften noch weiter ausbauen können."
Frage: "Welche Entwicklung erwarten Sie in der zweiten Saisonhälfte? Irgendwelche Prognosen?"
Yasukawa: "Nachdem wir bereits acht Rennen in diesem Jahr absolviert haben steht uns jetzt eine sehr interessante zweite Saisonhälfte bevor. Es sieht derzeit so aus, als ob zwei Fahrer um die Fahrerweltmeisterschaft kämpfen, aber auch der Wettkampf unter den Teams ist faszinierend. Einige Leute haben erklärte, dass sie erwarten, dass unsere Reifen auf einigen Strecken gut, auf anderen weniger gut funktionieren werden. Von unserer Seite kann ich dazu nur sagen, dass wir davon ausgehen, dass unsere Reifen auf jeder Rennstrecke auf dem höchsten Level funktionieren werden. Das ist unser erklärtes Ziel. Mit den bislang produzierten Reifen und deren Konkurrenzfähigkeit bin ich jedenfalls sehr zufrieden gewesen. Gute Resultate basieren letztendlich aber auf einer guten Zusammenarbeit mit den Teams. Insofern ist die Intensivierung der Zusammenarbeit mit unseren Partnern der erste Schritt, um unser Entwicklungsprogramm voranbringen zu können und weitere Erfolge zu erreichen."

