• 24.06.2004 13:36

  • von Fabian Hust

Briatore: "F1-Manager sicherlich nicht mein letzter Job!"

Flavio Briatore könnte der Formel 1 Ende 2005 den Rücken zuwenden - trotz angeblicher Wechselgerüchte zu Toyota

(Motorsport-Total.com) - Flavio Briatore ist wohl der größte Exzentriker in der Formel 1 - immer die zwei obersten Knöpfe am Hemd offen, damit das Brusthaar auf der braungebrannten Haut hervortreten kann und die Goldkette in der Sonne funkelt. Coole Sonnenbrillen gehören zu seinem Standardauftritt und er liebt es, immerzu von schönen Frauen umgeben zu sein. Für den Italiener, der in London, Kenia, Paris und auf Sardinien Wohnungen hat, ist Glamour in der Formel 1 das Selbstverständlichste der Welt.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore ist eine der schillerndsten Menschen in der Formel 1

An Briatore scheiden sich die Geister, wenn es um sein Auftreten geht, aber er ist in der Formel 1 das, was man im normalen Leben für gewöhnlich einen Tausendsassa nennt. Briatore gelangte über den Benetton-Konzern in die Formel 1, als das Unternehmen zu Zwecken der Steigerung des Bekanntheitsgrades das Toleman-Team übernahm und unter eigenem Namen an den Start ging. Briatores größter sportlicher Erfolg ist bis heute der Titelgewinn 1994 mit dem seinerzeit von Jordan wegverpflichteten Michael Schumacher. Im Jahr darauf verteidigte man den Titel und holte auch den Konstrukteurspokal.#w1#

Briatore: Teamchef und "Motorenchef"

1998, nach einigen enttäuschenden Saisons, sowie nach dem Verlust Schumachers und des technischen Stabes an Ferrari, verließ Briatore Benetton und gründete 'Supertec Sport' - einen Motorenlieferanten, der Kundenmotoren anbot. Hinter dem Unternehmen steckte immer noch Renault. Die Franzosen hielten so "anonym" Kontakt zur Formel-1-Bühne. Nach der Entscheidung Renaults, in die Formel 1 zurückzukehren und zu diesem Zweck das angeschlagene Benetton-Team zu übernehmen, wurde Briatore im Jahr 2000 zum Generaldirektor von Renault Sport berufen. Fortan widmete sich der Italiener dem Aufbau des Rennstalls, welcher 2002 erstmals als Renault-Werksteam am Start war.

Der Italiener sieht sich viel lieber als erfolgreicher Teamchef und nicht als Playboy: "Die Presse hat dieses Image des Briatore als sorglosen Vergnügungsburschen geschaffen. Sie brauchten etwas anderes in der Formel 1", meinte Briatore einst. "Das Image, das mir im Fahrerlager anhängt, ärgert mich nicht. Ich bin nicht dumm und ich weiß, was hinter den Erscheinungen steckt. Das Wichtigste sind für mich die Leute, mit denen ich arbeite und die mich kennen. Das sind diejenigen, die glücklich und zuversichtlich sein müssen."

Briatore musste sich erst einen Namen verschaffen

Der Italiener gibt allerdings zu, dass es lange Zeit gedauert hat, bis man ihn im Fahrerlager akzeptierte: "Es ging mit einer großen Portion Verachtung und Verdachtsmomenten los. Es hat mit Sicherheit ein paar Leute aufgeregt, dass ich meine Kappe falsch herum getragen habe. Aber als wir zu Siegen begannen, da haben mich die Leute ernst genommen. Aber ich verstehe die Leute nicht. Warum verkaufen sie Trübsinn und Bescheidenheit? Ist das der Traum, nach dem sich die Zuschauer sehnen?"

Aus dem Formel-1-Neuling wurde ein Insider

Flavio Briatore, dessen erster Job Skilehrer war, versteht sein Geschäft. Als er vor 15 Jahren in die Formel 1 kam, da hatte er keine Ahnung, was man unter der "Königsklasse des Motorsports" zu verstehen hat: "Ich hatte nur ein Rennen gesehen", so der Italiener gegenüber der 'tv digital'. "Aber das hat gereicht, um zu verstehen, dass man ein Formel-1-Team wie jedes andere Unternehmen führen kann. Der Erfolg tritt ein, wenn der Kunde das Produkt mag."

"Flav" nahm sich zwei Menschen zu seinem Vorbild: Luciano Benetton und Bernie Ecclestone: "Ich habe stets versucht, ihnen nachzueifern, auf meine Art zu managen und riskante oder ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen." Disziplin, so meint Briatore, ist das wichtigste Gut eines erfolgreichen Rennstalls: "Wenn es nötig ist, scheue ich einfach nicht davor zurück, wichtige Entscheidungen zu fällen."

Wenn Briatore wütend wird

Wütend wird er, "wenn Leute ihren Job nicht richtig machen oder sich nicht konzentrieren, Versprechen nicht einhalten oder unpünktlich sind. Unser Job basiert auf Teamwork, das ist keine Ein-Mann-Show. In unserem Unternehmen arbeiten 1.800 Leute. Wir sind im Fokus der Medien und der Sponsoren, die unser Leistung kritisch beäugen."

Briatore, der einst den Modekonzern Benetton mit aufbauen half, versteht sein Geschäft. Kein Wunder also, dass zurzeit das Gerücht umgeht, der 54-Jährige würde nach Ablauf seines Vertrages mit Renault Ende 2005 zu Toyota wechseln. Das Gerücht ist jedoch alt, wurde nur von einem Magazin angesichts der kürzlichen Erfolge von Renault neu aufgegriffen. Von Toyota ist zu hören, dass an dieser Geschichte nichts dran ist.

Briatore und Strandkorb? Undenkbar!

Wie es mit Briatore weitergeht, ist ungewiss. Insider glauben, dass der Italiener seinen Vertrag nicht mehr verlängert wird, sollte das Team den Titel 2005 einfahren. "2005 werde ich 55 Jahre alt sein. Ich denke, dass dies genug des Guten ist. Man weiß aber nie. Ich habe zuvor aufgehört, bin dann aber zurückgekommen, aber in meinem Hinterkopf ist 2005 mein letztes Jahr in der Formel 1", meinte der Briatore vor einiger Zeit in einem Interview.

Dass sich der Geschäftsmann aber von heute auf morgen auf die faule Haut legen wird, ist wohl sehr, sehr unwahrscheinlich: "Ich wusste immer, dass ich völlig verschiedene Dinge tun würde", meint Briatore gegenüber der 'tv digital' weiter. "Und Formel-1-Manager ist sicherlich nicht mein letzter Job!" Flavio Briatore ist jedenfalls jede Überraschung zuzutrauen.