Briatore: "Es gibt bei uns keine Stallorder"

Renault-Teamchef Flavio Briatore über Fisichellas Tief, Schumachers Chancen in Monaco und den finnischen Schweiger Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Flavio Briatore gilt als Paradiesvogel der Formel 1, als einer, der immer geradeheraus sagt, was er denkt - so auch gestern, als er im Boxengassenkanal von 'Premiere' unserem Kollegen Burkhard Nuppeney Rede und Antwort stand. Dabei sprach er nicht nur, aber auch über das prestigeträchtige Grand-Prix-Wochenende in Monaco.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore rechnet nicht mit einem Sieg von Schumacher am Sonntag

"Für Michael wird es sehr schwierig, hier zu gewinnen", sagte er über Schumachers Chancen, "denn im ersten Qualifying muss er ziemlich früh auf die Strecke. In Monte Carlo wird die Strecke aber von Fahrer zu Fahrer immer griffiger. Wenn er nicht in den ersten zwei Reihen steht, wird es schwierig für ihn - aber ich glaube nicht, dass er in die ersten zwei Reihen kommt. Als Sechster oder Siebenter der Startaufstellung braucht es ein Wunder, um in Monaco zu gewinnen. Das Podium traue ich ihm aber zu."#w1#

Briatore wünscht sich noch viele Jahre mit Schumacher

Sein angebliches Statement, in dem er Schumacher als "zu alt" bezeichnet haben soll, hat Briatore längst zurückgezogen. Er persönlich wünscht sich sogar, dass der Ferrari-Star noch viele Jahre Formel 1 fährt: "Ich hoffe, dass Michael noch so lange wie möglich in der Formel 1 bleibt, denn dann sind Siege noch mehr wert. Dass Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) alle zu seinem Sieg in Imola gratuliert haben, war nur wegen Michael. Ihn zu besiegen, ist etwas Besonderes", so der Renault-Teamchef.

Angesprochen auf etwaige Parallelen zwischen den Schumacher-Jahren bei Benetton und den Alonso-Jahren jetzt bei Renault, gab Briatore folgende Antwort: "Es ist so, wie wenn man einen Film nach vielen Jahren zum zweiten Mal sieht: Man vergisst schon einige Dinge, aber man weiß noch genau, dass man den Film gut gefunden hat. Für mich ist das einzigartig. Ich werde nie vergessen, dass ich in der Formel 1 mit den Besten gearbeitet habe."

Räikkönen für Briatore kein Superstar wie aus dem Bilderbuch

Momentan sieht er einen Generationswechsel in der Formel 1, wenngleich er Kimi Räikkönen im Gegensatz zu Alonso kein Superstar nach seinem Geschmack ist: "Ich finde es schade, dass Räikkönen kein kommunikativer Mensch ist, denn in der Formel 1 geht es darum, mit den Fans und mit den Medien zu kommunizieren. Als Rennfahrer ist er sehr schnell, aber im Moment ist Fernando schneller als Räikkönen. Dieser Generationenwechsel ist großartig für die Fans", erklärte der 55-Jährige.

Abschließend wurde er auch noch darauf angesprochen, was passieren würde, falls Fisichella am Sonntag zwei Runden vor Schluss vor Alonso führen sollte. Eine Stallorder kommt für Briatore nicht in Frage: "Wenn Giancarlo eine Chance auf den Sieg hat, darf er gewinnen. Wir müssen unsere Fahrer respektieren. Selbst wenn wir im letzten Rennen eine solche Situation hätten, würden wir es nicht machen, denn es ist verboten. Außerdem wäre es Betrug am Zuschauer. Die Leute, die sich die Formel 1 anschauen, sind ja nicht dumm", sagte er.