• 24.08.2008 09:57

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Brawn will den kleinen Teams helfen

Als Technischer Vorsitzender der FOTA will sich Ross Brawn Gedanken machen, wie man die Konstrukteursbudgets in der Formel 1 entlasten könnte

(Motorsport-Total.com) - Am Freitag trafen in Valencia die zehn Formel-1-Teamchefs und Bernie Ecclestone zusammen, um unter anderem wieder einmal darüber nachzudenken, wie man den unabhängigen Teams finanziell helfen könnte. Die Kosten sollen also gesenkt werden, aber wie das gemacht werden soll, daran scheiden sich wie schon seit Jahren weiterhin die Geister.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe für die technischen Regeln

Beschlossen wurde in Valencia gar nichts, weil die Teams vor allem damit beschäftigt sind, ihre Interessensgemeinschaft FOTA (Formula One Teams Association) zu konstituieren. "Ich hoffe, dass bis Spa alles steht", erklärte Honda-Teamchef Ross Brawn gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es geht noch um die Details, aber das ist eigentlich keine große Sache." Der erste formelle Entwurf dafür wurde an diesem Wochenende präsentiert.#w1#

Mosleys Brief vom 3. Juli

"Oberste Priorität hat die Antwort auf die Bitte von Max Mosley in seinem Brief vom 3. Juli." Ross Brawn

Brawn würde übrigens von seinen Kollegen dazu auserkoren, jener Arbeitsgruppe vorzusitzen, die das technische Reglement für die Zukunft ausarbeiten soll. Die Teams stehen diesbezüglich unter einem gewissen Zeitdruck, denn FIA-Präsident Max Mosley hat in seinem Brief vom 3. Juli ein Ultimatum gestellt, wonach er bis 3. Oktober einen konkreten Entwurf auf seinem Tisch wissen will. Eine Verschiebung dieser Deadline ist zwar möglich, wurde aber noch nicht beantragt.

"Ich werde der Arbeitsgruppe für das technische Reglement vorsitzen", bestätigte Brawn. "Meine Aufgabe ist es, im Bereich des technischen Reglements Vorschläge auszuarbeiten. Oberste Priorität hat die Antwort auf die Bitte von Max Mosley in seinem Brief vom 3. Juli." Wann das nächste FOTA-Meeting stattfinden wird, steht noch nicht fest, der Honda-Teamchef kann jedoch auch so schon mit der Arbeit beginnen.

Die Tatsache, dass der derzeitige FOTA-Vorsitzende Luca di Montezemolo nicht zu allen Rennen kommt, sei jedenfalls keine Einschränkung: "Es gibt keinen Grund, warum die Teams nicht trotzdem zusammentreffen sollten", so Brawn. Lediglich für formelle Beschlüsse sei die Anwesenheit des Vorsitzenden notwendig, aber dafür reiche es ja, wenn di Montezemolo nach getaner Arbeit der Teamchefs zur Beschlussfassung kommt.

Wie viel kann eingespart werden und wie?

"Wir müssen die Basiskosten für die Autos verringern." Ross Brawn

Beschlüsse soll es nämlich möglichst bald im Bereich der Kosten geben. Mosley wünscht sich eine Reduktion der aktuellen Budgets auf die Hälfte, Renault-Teamchef Flavio Briatore hält 60 Prozent für realistisch. Speziell für die kleinen Teams ist es wichtig, dass die Entwicklung eines konkurrenzfähigen Autos nicht mehr so viel Geld verschlingt, denn dem einfachen Kauf eines Kundenautos wird bekanntlich ein Riegel vorgeschoben.

Daher sei folgendes klar: "Wir müssen die Basiskosten für die Autos verringern, sodass die Kosten selbst dann geringer sind, wenn man selbst ein echter Konstrukteur ist. Im Moment ist das sehr teuer, daher haben Teams wie Toro Rosso einen alternativen Weg gefunden und daher haben echte Konstrukteursteams wie Williams wirtschaftliche Schwierigkeiten", erläuterte Brawn den Interessenskonflikt zwischen manchen unabhängigen Rennställen.

Rennkalender: Der Grenze schon nahe

"Wir sind der Grenze ziemlich nahe." Ross Brawn

Und dann steht auch noch die Idee im Raum, den Rennkalender weiter aufzustocken, vornehmlich mit Stationen in neuen Märkten. Dafür könnte unter Umständen die dreiwöchige Sommerpause gekippt werden, was die Mitarbeiter der Rennteams womöglich an die Grenze ihrer Belastbarkeit treiben würde. Auch Brawn ist skeptisch, was die Vision von 20 WM-Läufen angeht: "Wir sind der Grenze ziemlich nahe", sagte er zu den jetzigen 18 Grands Prix.

"Es ist eine kommerzielle Entscheidung", gab der Brite ferner zu Protokoll, "denn man muss gegebenenfalls das Team aufstocken und die notwendige Unterstützung finden. Wir erreichen langsam einen Punkt, an dem wir zusätzliche Leute einstellen müssen, und das kostet Geld. Außerdem muss man ja erst einmal die richtigen Leute finden. Aber es ist grundsätzlich schon möglich, wenn es für die Teams wirtschaftlich Sinn macht."