Brawn weist Anschuldigungen gegen Ferrari zurück
Sehr verärgert reagierte Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn auf die Gerüchte um eine Schummel-Affäre in seinem Team
(Motorsport-Total.com) - Das Spiel ist so alt wie die Formel 1 selbst: Wenn ein Team eine dominierende Position einnimmt, lässt sich entweder die Konkurrenz oder die Presse ein böses Gerücht einfallen, um Verunsicherung zu stiften. Diesmal hat es offenbar Ferrari erwischt.

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Ross Brawn ist verärgert: "Ich weiß nicht, woher diese Berichte kommen"
In einer deutschen Tageszeitung tauchte gestern ein Bericht auf, wonach der Traditionsrennstall um Michael Schumacher seine Bridgestone-Reifen verbotenerweise mit einem Spezialspray behandeln würde, um damit die Haftung während der ersten Runde aus den Boxen heraus zu verbessern. Diese Spekulation entbehrt freilich jeder Grundlage und wurde heute in Montreal dementsprechend energisch von sämtlichen Verantwortlichen zurückgewiesen.#w1#
Brawn sprach im ersten Ärger sogar von möglicher Klage
Besonders verärgert zeigte sich Ross Brawn, Technischer Direktor bei Ferrari: "Ich bin mir nicht sicher, ob ausreichend Substanz für eine Klage in dieser Sache steckt, aber wenn wir denjenigen in die Finger bekommen, der für diese Geschichte verantwortlich ist, dann würden wir zumindest ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Ich weiß nicht, woher diese Berichte kommen. Wir sagen, es stimmt nicht, Michelin sagt, es stimmt nicht, und die FIA, die es ja wissen muss, sagt auch, es stimmt nicht."
So absurd die Anschuldigungen auch sein mögen - die Story avancierte am Freitag in Montreal zum Thema des Tages im Fahrerlager. Während man seitens Bridgestone nur mit einem milden Lächeln auf die Angelegenheit reagierte, darf man sich die Frage stellen, wie die Gerüchte eine solche Eigendynamik bekommen haben - denn von den Konkurrenzteams glaubt kein einziges, dass Ferrari tatsächlich in Sachen chemischer Behandlung der Reifen das Reglement umgeht.
Vor allem um eine Frage drehte sich die breite Entrüstung der großteils recht sprachlosen Journalisten: "Warum sollten wir das tun?", argumentierte schließlich auch Brawn selbst. "Wir haben ein fantastisches Auto mit großartigen Reifen und dem besten Fahrer, also werden wir uns nicht mit solchem Mist die Suppe versalzen. Man könnte so etwas nicht diskret genug tun und es käme für uns sowieso nicht in Frage, weil es illegal ist."
Anschuldigungen von der Konkurrenz in die Welt gesetzt?
Anschließend äußerte der 49-Jährige den Verdacht, die Spekulationen könnten von der Konkurrenz lanciert worden sein: "Die Leute suchen oft nach solchen Geschichten, weil sie dem eigenen Vorstand erklären müssen, warum sie nicht gewinnen. Zu sagen, 'Wir gewinnen nicht, weil Ferrari etwas Verbotenes macht', ist natürlich eine einfache Entschuldigung. Es ist frustrierend, aber das ist nun einmal die Natur der Formel 1."
Mit ein Grund für die fast regelmäßig auftauchenden Schummel-Gerüchte um Ferrari ist die einzigartige Dominanz des Traditionsrennstalls aus Maranello. Je erfolgreicher ein Team ist, desto mehr Neider gibt es - und umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass über abstruse Vorwürfe versucht wird, Unruhe zu stiften. Dies ist jedoch nicht allein Ferrari-Schicksal, in jüngerer Vergangenheit gab es auch um McLaren, Williams oder Benetton ähnliche Affären.

